2. Aufsatz
A B C
Bild 1 Schematische Darstellung der Wirkungsmechanismen bei der Trittschallminderung
Wird ein Hohlraumboden auf Stahlstützen exemplarisch ange- men ist, können zur qualitativen Abschätzung nur die Beobach-
nommen, so wird bei Aufstellung des Hammerwerks zwischen tungen herangezogen werden, daß
den Stützen sicherlich die Biegewirkung der Hohlraumboden- – bei monolithischen Hohlraumböden mit dichtem Stützab-
platte als Mittelfeld einer zweidimensionalen Mehrfeldplatte stand (e = 25 ... 33 cm) und gewölbeartiger Querschnittsaus-
bestimmend sein. Bei diesem Modell würde sich ein geschichte- bildung der „Stützeneffekt“ dominiert und ∆Lw,P bei ca. 10 bis
ter (Sandwich-)Boden auch vorteilhafter als ein monolithischer 14 dB angesiedelt ist, während
Boden auswirken. Würde das Hammerwerk jedoch unmittelbar – bei monolithischen Hohlraumböden mit heute üblichem
über der Stahlstütze aufgestellt, ergäbe sich ein „schwimmenden Achsabstand (e = 60 cm) und den (aus Kostengründen heute
Estrich“ mit einer extrem steifen „Dämmschicht“. üblichen) schlanken Stahlstützen (M 8 bis M 10) die „Plat-
tenwirkung“ dominiert und zu ∆Lw ≥ 19 dB führt;
– bei Sandwich-Hohlraumböden jeweils 2 bis 6 dB aus der
2.2.2 Trittschallminderung von Standard-Hohlraumböden inneren Dämpfung der Platte hinzukommen können.
(mit bauseitigem Fließestrich) ohne Beläge
Da seit langem bekannt ist, daß die Trittschallminderung von 2.2.3 Hohlraumböden mit Elastomerunterlagen oder
Estrichen, selbst wenn die Dämmschicht dynamische Steifig- Belägen
keiten von 100 oder 300 MN/m3 erreicht, gleichwohl nicht unter
∆Lw ≅ 13 dB abfällt, kann man somit unterstellen, daß auch Werden zur Verbesserung der Trittschallminderung unter den
Hohlräumböden in diesem Bereich liegen. Bild 2 zeigt diesen Fußplatten der Stahlstützen 4 bis 8 mm dicke Elastomer-Schei-
Zusammenhang anhand der Literatur [8], da die aus DIN 4109 ben verklebt (i.d.R. aus Gummigranulat oder Polyurethan-Netz-
Bbl. 1, Tabelle 17 [6] abzuleitenden Werte eindeutig „kosmeti- schaum), entsteht ein echtes Masse-Feder-System. Hier muß
sche Behandlung“ zeigen. lediglich die Fläche der Dämmschicht auf die Gesamtfläche
Da der Anteil der beiden Effekte (Biegewirkung der Platte/Stüt- umgerechnet werden, dann kann mit für die Praxis ausreichen-
ze als „steife Dämmschicht“) nicht sauber quantitativ zu bestim- der Näherung der Hohlraumboden als „schwimmender Estrich“
eingestuft werden.
Werden auf Hohlraumböden weiche Gehbeläge (Teppiche,
Gummi etc.) appliziert, so ist deren zusätzliche Wirkung auf die
Trittschallminderung ähnlich wie bei Holzbalkendecken, näm-
lich deutlich geringer als bei Verlegung auf der Betonrohdecke.
∆ Lw (Ein Teppich mit einer bewerteten Trittschallminderung von
∆Lw = 25 dB verbessert die Trittschallminderung des Gesamt-
systems somit nur um ca. 5 bis 8 dB.)
2.3 Meßergebnisse
2.3.1 Standard-Hohlraumböden mit starrer Montage, ohne
Beläge
Bild 3 zeigt für eine Auswahl von charakteristischen Hohlraum-
dynamische Steifigkeit der Dämmschicht MN/m3
böden mit starrer Verlegung auf der Rohdecke die Abhängigkeit
der Verbesserung der Trittschalldämmung ∆L von der Frequenz
Bild 2 Abhängigkeit der bewerteten Trittschallminderung ∆Lw und die bewertete Trittschallminderung ∆Lw. Monolithische
für schwimmenden Estrich von der dynamischen Steife der Hohlraumböden erreichen somit ohne trittschalldämmende
Dämmschicht für Flächenmassen des Estrichs von 35 und Unterlagen und ohne Beläge Werte der bewerteten Trittschall-
100 kg/m2 nach [10] (schematisch) minderung von ∆Lw = 10 ... 27 dB. 67
E. Sälzer und J. Maack • Schallschutz mit Hohlraumböden – Teil 2
3. Aufsatz
Trittschallminderung ∆L in dB
Trittschallminderung ∆L in dB
Frequenz f in Hz Frequenz f in Hz
Bild 3 Abhängigkeit der Trittschallminderung von der Frequenz Bild 4 Trittschallminderung eines Standard-Hohlraumbodens
und bewertete Trittschallminderung bei verschiedenen Hohl- mit und ohne Fliesenbelag (ohne Elastomerunterlage):
raumböden, ohne Bodenbelag, ohne trittschalldämmende A im Labor; ∆Lw,P = 17 dB (ohne Fliesen); B aus Messungen
Unterlage: am Bau abgeschätzt; ∆Lw,P = 18 dB (mit Fliesen)
A monolithischer Hohlraumboden, geringe Stützabstände;
∆Lw,P = 11 dB
B wie A; ∆Lw,P = 13 dB
C Sandwichboden, mittlerer Stützabstand; ∆Lw,P = 19 dB
D Sandwichboden, 60 cm Stützabstand; ∆Lw,P = 22 dB
E wie D; ∆Lw,P = 27 dB
2.3.2 Trittschallminderung von Hohlraumböden mit
Belägen, ohne Elastomerlager
Schwere Beläge, wie Fliesen, dicke Parkett- oder Natursteinbe-
läge erhöhen die Flächenmasse und damit auch die bewertete
Trittschallminderung. Zwischen der Massenerhöhung und
einem zusätzlichen (wahrscheinlich geringeren) Anteil, der sich
Trittschallminderung ∆L in dB
durch den zumeist leicht elastischen Kleber/Dünnbettmörtel
ergibt, kann leider nicht differenziert werden. Ein Meßergebnis,
das für einen charakteristischen Hohlraumboden in Bild 4 dar-
gestellt ist, beinhaltet somit die Summe aus beiden Einflüssen.
Mit Teppichen lassen sich – wie zu erwarten – größere Verbesse-
rungen der bewerteten Trittschallminderung erzielen. Da die
Trittschalldämmung eines „nackten“ Hohlraumbodens jedoch
im Frequenzbereich zwischen 50 und ca. 250 Hz determiniert ist,
bewirken erst solche Teppichbeläge, die in diesem Bereich
bereits eine nennenswerte Trittschallminderung aufweisen, eine Frequenz f in Hz
spürbare Verbesserung. I. d. R. sind dies Teppiche mit einer
bewerteten Trittschallminderung von ∆Lw,P ≥ 22 dB. Wie oben Bild 5 Verlauf der Trittschallminderung über der Frequenz und
erwähnt, sind die Zusammenhänge somit ähnlich wie bei Holz- bewertete Trittschallminderung eines Hohlraumbodens mit zwei
balkendecken. unterschiedlichen Teppichbelägen:
Dies verdeutlicht Bild 5: Ein Teppich mit einer (geringeren) A Hohlraumboden ohne Teppich, ohne trittschallmindernde
bewerteten Trittschallminderung von ∆Lw = 19 dB (Kurve B) Unterlage; ∆Lw,P = 26 dB
bewirkt erst ab f = 315 Hz eine spürbare Verbesserung der Tritt- B wie A, jedoch mit dünnem Teppich (∆Lw,Tepp = 19 dB);
schallminderung des Hohlraumbodens, während ein dickerer ∆Lw,P = 28 dB
Teppich (Velours, ∆Lw = 26 dB) bereits ab f = 100 Hz wirksam C wie A, jedoch mit dickem Veloursteppich (∆Lw,Tepp = 26 dB);
68 ist. ∆Lw,P = 36 dB
E. Sälzer und J. Maack • Schallschutz mit Hohlraumböden – Teil 2
4. Aufsatz
2.3.3 Standard-Hohlraumböden mit trittschalldämmenden fluß“ durch die Stützen in die Rohdecke aufgrund der Absorp-
Unterlagen tion durch elastische Verformung reduziert wird.
Werden die bereits beschriebenen, zumeist kreisförmigen Stanz-
teile in Scheiben- oder Ringform mittels Polyurethankleber an 2.3.4 Trockenhohlraumböden
der Unterseite der Fußplatten der Stahlstützen werksmäßig
appliziert, können die Stahlstützen mit kompletter Trittschall- Die Anzahl der Untersuchungen an Trockenhohlraumböden in
dämmung direkt auf der Rohdecke lose aufgestellt oder ihrerseits Bezug auf die Trittschallminderung ist noch gering. Eine Aus-
wiederum mit Polyurethankleber fixiert werden. Gelegentlich wahl von Ergebnissen zeigt Bild 7 mit dem Verlauf der Tritt-
wird auch mineralischer „Flexkleber“ verwendet. Bei dessen schallminderung über der Frequenz und Angabe der bewerteten
Verwendung ist jedoch zu berücksichtigen, daß der Kleber die Trittschallminderung ∆Lw.
porösen Gummischrotplatten durchdringt und versteift und Trotz der geringeren Flächenmasse derartiger Böden ergeben
damit die Trittschallminderung reduziert. Der Verlegung mit sich – offensichtlich durch die starke Dämpfung der Sandwich-
Polyurethankleber- oder der losen Verlegung ist somit der Vor- Tragschicht – ähnlich hohe Werte wie für Standard-Hohlraum-
zug zu geben. Bei Verwendung von Polyurethanklebern ist zu böden mit monolithisch vergossener bauseitiger Anhydrit-Deck-
beachten, daß bei den lieferbaren Produkten (nach Herstelleran- schicht. Eine große Rolle spielt beim Trockenhohlraumboden
gaben) die Shore-Härte des ausgehärteten Klebers zwischen die Art der Verklebung der einzelnen Plattenlagen untereinan-
Shore 40 (eher einem weichen Radiergummi vergleichbar) und der. Hierüber soll a. a. O. berichtet werden.
Shore 90 (eher „Winterreifenhärte“) liegt, was sicher schalltech-
nisch bedeutsam ist, jedoch leider von den Herstellern negiert
wird. Bild 6 zeigt das Beispiel eines Meßergebnisses der Minde-
rung der Trittschalldämmung eines derartigen Systems und
Angaben zur bewerteten Trittschallminderung ∆Lw.
Es lassen sich mit derartigen Unterlagen somit Trittschallminde-
rungen in der gleichen Größenordnung erzielen, wie sie mit Tep-
pichbelägen möglich sind, weil vor allem bei tiefen Frequenzen
ab 100 Hz eine gute Verbesserung erzielt wird. Zusätzliche Tep-
pichbeläge wirken sich bei Hohlraumböden mit trittschalldäm-
mender Unterlage jedoch nur noch um wenige dB aus. Durch
die Abkopplung des Hohlraumbodens von der Rohdecke bewir-
ken derartige trittschalldämmende Unterlagen jedoch eine Ver-
schlechterung der Flankenpegeldifferenz [1], da der „Energie-
Trittschallminderung ∆L in dB
Trittschallminderung ∆L in dB
Frequenz f in Hz
Bild 7 Verlauf der Trittschallminderung über der Frequenz und
bewertete Trittschallminderung eines Trocken-Hohlraumbodens:
A ohne Belag; ∆Lw,P = 19 dB
B mit 7mm Fertigparkett, werkseitig appliziert; ∆Lw,P = 20 dB
C mit Teppichbelag (∆Lw,Teppich = 26 dB); ∆Lw,P = 33 dB
2.4 Vergleich mit VDI 3762
Frequenz f in Hz
Für die VDI-Richtlinie 3762 „Schalldämmung von Doppel- und
Hohlraumböden“ [9] wurde aufgrund von bürokratischen, for-
Bild 6 Verlauf der Trittschallminderung über der Frequenz und malen Abgrenzungsstreitigkeiten zwischen VDI und DIN erst im
bewertete Trittschallminderung eines Standard-Hohlraumbo- Jahr 1998 nahezu unverändert die Entwurfsfassung vom Mai
dens mit und ohne trittschalldämmende Gummigranulat-Unter- 1994 verabschiedet, die ihrerseits auf redaktionellen Arbeiten
legscheiben unter den Stahlstützen: von Ende der achtziger Jahre basiert und aus den gleichen Grün-
A Standard-Hohlraumboden, ohne Unterlagen; ∆Lw,P = 23 dB den verzögert erschien. Es ist deshalb angemessen, die inzwi-
B Standard-Hohlraumboden mit 6 mm dicker Gummigranulat- schen eingetretenen, z. T. erheblichen Veränderungen gegenüber
Unterlage unter den Stahlstützen; ∆Lw,P = 29 dB der letzten Fassung von VDI 3762 zu verdeutlichen. 69
E. Sälzer und J. Maack • Schallschutz mit Hohlraumböden – Teil 2
5. Aufsatz
Norm-Trittschallpegel Ln in dB
∆ Lw,res
Frequenz f in Hz
Bild 9 Norm-Flankentrittschallpegel Ln,f von typischen monoli-
∆ Lw,B thischen Hohlraumböden sowie Norm-Trittschallpegel von dün-
nen Stahlbeton-Rohdecken:
Bild 8 Abhängigkeit des Trittschall-Verbesserungsmaßes kom- A monolithischer Hohlraumboden, Estrichdicke d = 45
pletter Hohlraumbodenkonstruktionen ∆Lw,res vom Trittschall- mm; Ln,f,w,P = 81 dB
Verbesserungsmaß des Bodenbelags ∆Lw,B (jeweils Prüf- B monolithischer Hohlraumboden, Estrichdicke d = 75
standswerte), (nach Bild 7 in [9]): mm; Ln,f,w,P = 75 dB
• Meßwerte ohne Elastomerunterlagen C1 bis C4 Stahlbeton-Rohdecken verschiedener Dicken, Norm-
Meßwerte mit Elastomerunterlagen Trittschallpegel Ln gemäß [10]
Bei der Erarbeitung von VDI 3762 war es mangels Ergebnissen
noch nicht möglich, eine separate Darstellung der Trittschall-
minderung von Hohlraumböden zu erarbeiten. Bild 8 zeigt das
entsprechende Diagramm für Doppelböden aus VDI 3762 [9,
dort Bild 7] ergänzt um Meßergebnisse an Hohlraumböden mit
weichen Belägen. Der Grundtenor der damaligen, an Doppel-
böden erzielten Meßergebnisse wird bestätigt, mit einer tenden-
ziell etwas besseren Wirkung. Zusätzlich sind einige Meßergeb-
nisse an Böden mit Elastomerunterlagen dargestellt.
3 Flankentrittschallpegel
3.1 Einflußparameter
Bei der Betrachtung eines monolithischen, also aus minerali-
schem Material gegossenen, Hohlraumbodens fällt als erstes in
Bezug auf den Flankentrittschallpegel Ln,f die Analogie zu einer
Norm-Trittschallpegel Ln in dB
durchlaufenden leichten Massivdecke auf. Bild 9 zeigt diese
Bild 10 Nachweis der Ausbreitungsdämpfung in einem monoli-
thischen Hohlraumboden; Flankentrittschallpegel Ln,f bei unter-
schiedlichem Abstand des Norm Hammerwerks von der Trenn-
wand, und zwar:
A Abstand 50 cm; Ln,f,w = 85 dB
B Abstand 125 cm; Ln,f,w = 83 dB
C Abstand 200 cm; Ln,f,w = 83 dB Frequenz f in Hz
70 D Abstand 250 cm; Ln,f,w = 82 dB
E. Sälzer und J. Maack • Schallschutz mit Hohlraumböden – Teil 2
6. Aufsatz
Analogie, indem typische Kurvenverläufe Ln,f von Hohlraumbö- 3.2 Hohlraumböden ohne Belag
den verschiedener Estrichdicke und die Kurvenverläufe Ln dün-
ner Stahlbeton-Rohdecken zusammen dargestellt sind. Bezüglich ihres Norm-Flankentrittschallpegels Ln,f findet man je
Der „Energiefluß“ durch die Stützen in die Rohdecke und die nach Bauart des Hohlraumbodens einen charakteristischen Kur-
damit verbundene Verzweigungsdämmung an jeder Stütze venverlauf. In den Bildern 12 bis 14 sind typische Meßergebnisse
bewirkt gegenüber der durchlaufenden Decke eine Verbesse- von monolithischen, sandwichartigen und Trockenbau- Kon-
rung, die als Ausbreitungsdämpfung meßbar wird. Ein meßtech- struktionen zusammengestellt. Bei monolithischen Hohlraum-
nischer Nachweis der Ausbreitungsdämpfung kann dadurch böden ist die Koinzidenzfrequenz der Estrichplatte häufig als
erfolgen, daß im Senderaum das Norm-Hammerwerk bei unter- Maximum im Kurvenverlauf erkennbar (Bild 12). Das führt zu
schiedlichen Abständen zur Trennwand aufgestellt wird und der hohen Norm-Flankentrittschallpegel im Frequenzbereich
Empfangsraumpegel für jede Hammerwerksposition gemessen ≥ 800 Hz. Bei tiefen Frequenzen sind die Norm-Flankentritt-
wird. In Bild 10 ist eine derartig gemessene Ausbreitungsdämp- schallpegel dagegen relativ gering, bei bestimmten Bauarten
fung für ein monolithisches System gezeigt. Es tritt eine Ausbrei- sogar sehr gering. Die bewerteten Norm-Flankentrittschallpegel
tungsdämpfung von etwa 1 dB/m auf. Ln,f,w,P von monolithischen Hohlraumböden sind insgesamt sehr
Bei geschichteten Systemen aus Trägerplatte, Trennfolie und hoch und liegen typischerweise im Bereich 75 dB ≤ Ln,f,w,P
bauseitigem Fließestrich (vgl. [1], dort Bild 1, Typ G) findet dage- ≤ 85 dB. Anderseits ist auch die Verbesserungsfähigkeit durch
gen eine deutlich höhere Ausbreitungsdämpfung statt, die auf weichfedernde Teppichbeläge bei dieser Bauweise besonders
eine erhöhte innere Dämpfung des Systems im Frequenzbereich groß (siehe Abs. 3.3). Im Ln,f-Kurvenverlauf von sandwicharti-
oberhalb der Koinzidenzfrequenz der Estrichplatte zurück- gen Hohlraumböden (Bild 13) findet man ebenfalls die Koinzi-
zuführen ist. Je nach Konstruktionsart und Materialeigenschaf- denzfrequenz der Estrichplatte als Maximum (bei üblichen
ten findet eine sehr starke Dämpfung im Frequenzbereich zwi- Estrichdicken etwa im Frequenzbereich 500 bis 1.000 Hz) wie-
schen 1.000 und 2.000 Hz statt. In Bild 11 ist ein derartiges der. Oberhalb dieses Maximums tritt – im Gegensatz zu den
Beispiel gezeigt. Die genauen Ursachen für diese innere Dämp- monolithischen Konstruktionen – ein deutliches und eng
fung sind noch nicht abschließend geklärt. Durch die Ausbrei- begrenztes Minimum im Frequenzbereich bis ca. 2.000 Hz auf,
tungsdämpfung ergeben sich für verschiedene Raumgeometrien das auf die Ausbreitungsdämpfung des Hohlraumbodens
verschiedene Korrekturfaktoren bezüglich der horizontalen zurückzuführen ist (siehe Abs. 3.1, Bild 11). Die bewerteten
Schallübertragung, die bei üblichen Raumabmessungen im Norm-Flankentrittschallpegel von sandwichartigen Hohlraum-
Bereich von etwa ± 2 dB betragen. Hierüber soll a. a. O. berich- böden liegen typischerweise im Bereich 65 dB ≤ Ln,f,w,P ≤ 80 dB.
tet werden [11]. Die Verbesserungsfähigkeit durch weichfedernde Teppichbeläge
ist ebenfalls beträchtlich (siehe Abs. 3.3).
Für die Schalldämmung von Trockenhohlraumböden spielt die
Art der Verklebung der Schichten und Platten eine entscheiden-
de Rolle. Vollflächige Verklebung führt zu leichten „monolithi-
Norm-Flankentrittschallpegel Ln,f in dB
Norm-Trittschallpegel L’n in dB
Frequenz f in Hz
Frequenz f in Hz
Bild 11 Nachweis der Ausbreitungsdämpfung in einem sand-
wichartigen Hohlraumboden; Flankentrittschallpegel Ln,f bei
unterschiedlichem Abstand des Norm-Hammerwerks von der Bild 12 Norm-Flankentrittschallpegel von monolithischen
Trennwand, und zwar: Hohlraumböden:
A Abstand 50 cm; Ln,f,w = 77 dB A Ln,f,w,P = 81 dB
B Abstand 100 cm; Ln,f,w = 74 dB B Ln,f,w,P = 82 dB
C Abstand 200 cm; Ln,f,w = 70 dB C Ln,f,w,P = 83 dB
D Abstand 400 cm; Ln,f,w = 64 dB D Ln,f,w,P = 83 dB 71
E. Sälzer und J. Maack • Schallschutz mit Hohlraumböden – Teil 2
7. Aufsatz
Norm-Trittschallpegel L’n in dB
Frequenz f in Hz Norm-Trittschallpegel L’n in dB Frequenz f in Hz
Bild 13 Norm-Flankentrittschallpegel Ln,f,w,P von sandwicharti- Bild 14 Norm-Flankentrittschallpegel von Trockenhohlraumbö-
gen Hohlraumböden: den:
A Ln,f,w,P = 70 dB A Ln,f,w,P = 86 dB, Platten vollständig miteinander verklebt
B Ln,f,w,P = 71 dB B Ln,f,w,P = 79 dB, Platten nahezu vollständig miteinander
C Ln,f,w,P = 76 dB verklebt
D Ln,f,w,P = 78 dB C Ln,f,w,P = 62 dB, Platten nur punktweise miteinander verklebt
D Ln,f,w,P = 60 dB, Platten nur punktweise miteinander verklebt
E Ln,f,w,P = 58 dB, Platten nur punktweise miteinander verklebt
schen“ Konstruktionen mit ungünstiger Luft- und Trittschall-
dämmung (siehe z. B. Kurve A, Bild 14). Bei nur punktweiser Mit derartigen Trockenhohlraumböden sind die mit Abstand
Verklebung werden die schalltechnischen Vorteile von biegewei- geringsten Werte für die Norm-Flankentrittschallpegel zu erzie-
chen bzw. segmentierten Bauplatten ausgenutzt, so daß sich – len. Allerdings ist die Verbesserungsmöglichkeit durch Zusatz-
trotz relativ leichter Bauweise – gute schalltechnische Werte maßnahmen bei diesen schalltechnisch hochwertigen Trocken-
erreichen lassen (vgl. auch [1], dort Bild 9). hohlraumböden deutlich geringer, als bei allen anderen
Bei schalltechnisch hochwertigen Trockenhohlraumböden fallen Konstruktionen.
die Ln,f-Werte mit steigender Frequenz stetig ab. Ein negativer In der Übersicht in Bild 15 sind die Bereiche der bewerteten
Einfluß durch ein Koinzidenzverhalten tritt im bauakustischen Norm-Trittschallflankenpegel Ln,f,w,P für die verschiedenen
Frequenzbereich praktisch nicht auf bzw. ist stark unterdrückt. Hohlraumboden-Bauarten zusammengestellt.
Hohlraumböden Ln,f,w,P
ohne Belag, ohne Fuge
Anzahl der untersuchten
Monolithisch
Konstruktionen
Sandwich
Trocken
Bild 15 Norm-Flankentrittschallpe-
gel von Hohlraumböden ohne Tep-
Ln,f,w,P in dB pichbelag, Meßwerte für die ver-
72 schiedenen Bauarten
E. Sälzer und J. Maack • Schallschutz mit Hohlraumböden – Teil 2
8. Aufsatz
In Bild 17 ist die Streubreite der Meßergebnisse des bewerteten
Norm-Flankentrittschallpegels von Hohlraumböden mit Tep-
pich dargestellt. Die Unterschiede zwischen verschiedenen Bau-
arten – wie beim Hohlraumboden ohne Belag in Bild 15 deutlich
erkennbar – sind mit Teppichbelag erheblich reduziert. Mono-
lithische Konstruktionen mit Teppich liefern dabei die niedrig-
sten (besten) Werte des bewerteten Norm-Flankentrittschallpe-
gels.
3.4 Einfluß eines Fugenschnitts
Norm-Trittschallpegel L’n in dB
Der Einfluß eines Fugenschnitts auf die horizontale Schallüber-
tragung ist relativ groß, da die Trittschallübertragung bei mono-
lithischen und sandwichartigen Konstruktionen weitgehend
über die Estrichplatte erfolgt. Das Absorberschott hat dagegen
i. d. R. nur einen geringen Einfluß. In Bild 18 ist dies für einen
Sandwich-Hohlraumboden mit Teppichbelag exemplarisch dar-
gestellt. Weitere Angaben zur Wirkung von Fugenschnitten,
besonders unter baupraktischen Aspekten, werden in Teil 3 die-
ser Veröffentlichung zu finden sein [2].
3.5 Vergleich mit VDI 3762
Frequenz f in Hz
Aus den bereits genannten Gründen wurde in die auf Basis von
Bild 16 Norm-Flankentrittschallpegel von Hohlraumböden Messungen an Doppelbodenkonstruktionen gewonnene Dar-
ohne und mit Teppichbelag (Lw,Teppich ≥ 25 dB), Beispiele: stellung der Abhängigkeit des Norm-Flankentrittschalpegels
A Monolithischer Hohlraumboden; Ln,f,w,P = 81 dB Ln,f,w,P vom Verbesserungsmaß der Trittschalldämmung ∆Lw,P des
B wie vor, jedoch mit Teppichbelag; Ln,f,w,P = 42 dB Bodenbelags [VDI 3762, dort Bild 8] in Bild 19 die Werte einge-
C Sandwich-Hohlraumboden; Ln,f,w,P = 78 dB tragen, die sich für Hohlraumböden ergeben. Der Tendenz nach
D wie vor, jedoch mit Teppichbelag; Ln,f,w,P = 54 dB sind diese Werte günstiger als für Doppelböden. Dies ist offen-
E Trocken-Hohlraumboden; Ln,f,w,P = 63 dB sichtlich mit der höheren Flächenmasse der Hohlraumböden (im
F wie vor, jedoch mit Teppichbelag; Ln,f,w,P = 54 dB Verhältnis zu derjenigen von Doppelböden) zu erklären. Zusätz-
lich sind einige Werte mit senderaumseitiger Fuge eingetragen.
3.3 Hohlraumböden mit Teppichbelag
Die Wirkung von Teppichbelägen bei der Trittschalldämmung in
horizontaler Richtung ist besonders groß. Bild 16 zeigt den Ver- Literatur
lauf des Norm-Flankentrittschallpegels Ln,f für verschiedene
[1] Sälzer, E., Freimuth, H.: Schallschutz mit Hohlraumböden, Teil 1: Ent-
Standard-Hohlraumböden. Die Kurven A, C und E zeigen Hohl-
wicklungsstand und Flankenpegeldifferenz. In: Bauphysik 26 (2004)
raumböden ohne Belag, während die Kurven B, D und F die sel- Heft 1, S. 6–13.
ben Hohlraumböden mit einem Standard-Teppichboden, dessen
[2] Sälzer, E., Eßer, G., Kühn, H.: Schallschutz mit Hohlraumböden, Teil 3,
nach DIN EN ISO 140-8 (auf der Rohdecke) [12] gemessene Anwendung von Prüfstandswerten in der Praxis, exemplarische Scha-
Trittschallminderung bei ∆Lw = 25 dB lag, zeigen. densfälle. In: Bauphysik 26 (2004), Heft 3 (in Vorbereitung).
Hohlraumböden Ln,f,w,P
mit Belag, ohne Fuge
Anzahl der untersuchten
Monolithisch
Konstruktionen
Sandwich
Trocken
Bild 17 Norm-Flankentrittschallpe-
gel von Hohlraumböden mit Tep-
Ln,f,w,P in dB pichbelag, Meßwerte für die ver-
schiedenen Bauarten 73
E. Sälzer und J. Maack • Schallschutz mit Hohlraumböden – Teil 2
9. Aufsatz
Norm-Trittschallpegel L’n in dB
Frequenz f in Hz LW,f,w
Bild 18 Sandwich-Hohlraumboden mit Teppich, mit Fugenschnitt
auf der Senderaumseite und zusätzlichem Absorberschott:
A Grundvariante mit Teppichbelag; Ln,f,w,P = 54 dB ∆ Lw,B
B wie A, zusätzlich mit SR-seitiger Trennfuge; Ln,f,w,P = 45 dB
C wie A, zusätzlich mit Absorberschott; Ln,f,w,P = 38 dB
D wie A, Trennfuge vergossen; Ln,f,w,P = 53 dB Bild 19 Abhängigkeit des horizontal gemessenen bewerteten
Norm-Flankentrittpegels Ln,f,w vom Trittschall-Verbesserungs-
maß ∆Lw,B des Bodenbelags bei Hohlraumbodenkonstruktionen
(nach [9], dort Bild 8), jeweils Prüfstandswerte
[3] DIN 52 210-3 Bauakustische Prüfungen, Luft- und Trittschalldämmung, • Meßwerte ohne Fuge
Prüfung von Bauteilen in Prüfständen. Berlin: Beuth-Verlag 1987. Meßwerte mit SR-seitiger Fuge
[4] DIN EN ISO 140-12 Akustik, Messung der Schalldämmung in Gebäuden
und von Bauteilen, Teil 12 Messung der Luft- und Trittschalldämmung
durch einen Doppel- oder Hohlraumboden. Berlin: Beuth-Verlag 2000.
[5] DIN 4109 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise.
Berlin: Beuth-Verlag 1989. [9] VDI 3762 Schalldämmung von Doppel- und Hohlraumböden. Berlin:
[6] DIN 4109 Beiblatt 1 Schallschutz im Hochbau; Ausführungsbeispiele und Beuth-Verlag 1998.
Rechenverfahren. Berlin: Beuth-Verlag 1989. [10] Moll, W.: Bauakustik, Band 1, Berlin: Wilhelm Ernst & Sohn 1965.
[7] DIN 4109 Beiblatt 2 Schallschutz im Hochbau; Hinweise für Planung und [11 Maack, J., Sälzer, E.: Ausbreitung des Körperschalls in Hohlraumböden.
Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz; Empfehlungen (in Vorbereitung)
für den Schallschutz im eigenen Wohn- oder Arbeitsbereich. Berlin:
[12] DIN EN ISO 140-8 Akustik – Messung der Schalldämmung in gebäuden
Beuth-Verlag 1989.
und von Bauteilen – Teil 8: Messung der Trittschallminderung durch eine
[8] Fasold, W., Kraak, W., Schirmer, W.: Taschenbuch Akustik, Teil 2. Berlin: deckenauflage auf einer massiven Bezugsdecke in prüfständen (ISO 140-
VEB Verlag Technik 1984. 8:1997; deutsche Fassung EN ISO 140-8:1997. Berlin: Beuth-Verlag 1998
74
E. Sälzer und J. Maack • Schallschutz mit Hohlraumböden – Teil 2