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betterplace lab 2014
Wie sich die digitale 
Zivilgesellschaft in Zukunft 
entwickelt 
Herzlich willkommen zum betterplace lab Trendreport 2014! Zum 
dritten Mal in Folge bündeln wir die interessantesten digital-so-zialen 
Trends, Cases und Insights der letzten zwölf Monate: neue 
Online-Fundraisingformate wie die Giving Days (S.!35), span-nende 
Entwicklungen in der Landwirtschaft (Bauern empowern, 
S.!95), Digitale Nothilfe (S.!87) und den politischen Trend der Unterwachung 
(S.!65)!– um vier der zehn Trends in dieser Ausgabe zu nennen. 
Aber waren es nicht immer zwölf Trends pro Trendreport? Stimmt. Haben wir 
diesmal nicht ganz gescha"t. Denn im Frühjahr dieses Jahres gingen wir auf 
digital-soziale Entdeckungsreise: Während des sechswöchigen lab around the 
world waren acht Leute unseres Teams in 14 Ländern, von Brasilien über China 
bis Kenia und Indonesien, um Innovationen und spannende Gesprächspart-ner 
vor Ort aufzuspüren. Wie bunt der Strauß der Erkenntnis ist, den wir mit-gebracht 
haben, zeigt das beigelegte Extraheft. Und obwohl dieser globale 
Blick auf die digitale Zivilgesellschaft zunächst nur ein Blinzeln war, haben wir 
genug gesehen, um das Potenzial dieser Forschung zu erkennen!– wir werden 
nun jedes Jahr losziehen. So können wir Underground-Innovationen aufspü-ren, 
die nicht in den großen Industrienationen entwickelt werden, sondern von 
Bürgern, Gemeinschaften und Institutionen in ärmeren und medial weniger 
präsenten Ländern. 
Besonders freut uns, dass SAP, der weltgrößte Anbieter von Unternehmenssoft-ware, 
Partner des Trendreports geworden ist. Uns verbindet das Anliegen, die 
Zivilgesellschaft in Deutschland digital kompetenter und damit zukunftsfä-higer 
zu gestalten. Zu diesem Zweck scouten und kuratieren wir nicht nur die 
digital-sozialen Highlights für den Trendreport, sondern haben gemeinsam das 
Onlinehelden-Programm ins Leben gerufen (S.!60). 
Wie wichtig digitale Kompetenz für alle ist, die für eine bessere Welt arbeiten, 
wurde im Zuge des NSA-Überwachungsskandals deutlich. Anders als der Um-schlag 
vermuten lässt, wollen wir keine Schwarzmalerei betreiben. Aber auch 
NGOs, Stiftungen und andere soziale Akteure operieren in der digitalen Welt 
und müssen ihren Daten mehr Aufmerksamkeit schenken. Sie müssen Informa-tionen 
von Spendern und Begünstigten, darunter sozial schwache Gruppen und 
potenziell bedrohte Aktivisten, besser schützen. Es gilt, gemeinsam Strukturen 
und Verhaltensformen zu scha"en, die den Risiken der Digitalisierung der Zi-vilgesellschaft 
entgegenwirken. Nur so können wir das Potenzial von Internet 
und Mobilfunk für eine e"ektivere soziale Arbeit nutzen und weiterentwickeln. 
In diesem Sinne wünschen wir euch eine inspirierende, überraschende Lektüre. 
Joana Breidenbach und das betterplace Lab Team 
PS: Achtung beim Lesen der Cases: Please try this at home. 
Vorwort 
3
Making-of 
Als kleine Au!ockerung des stark qualitativen Trendreports 
servieren wir hier ein paar quantitative Häppchen. 
2.000 Stunden bzw. 250 Personentage haben wir am Trendreport 
geschrieben (Autoren s. S. 118). 
25 Personentage haben wir redigiert. 
750 kcal haben wir dabei fürs Treppensteigen ins betterplace- 
Büro verbraucht (5. Stock, 30 kcal pro Stieg). 
3.000 € kosten die Illustrationen. 
6.100 € kostet das Layout. 
12.500 € kostet der Druck. 
4.000 € kostet der Druck der ‚lab around the world‘-Broschüre. 
20 Klinken haben wir geputzt, um Geld zur Finanzierung des 
Trendreports zu bekommen. 
20 Türklinken in Deutschland waren zwischenzeitlich fast 
keimfrei. 
542 Menschen haben den Trendreport 2013 bestellt und wurden 
gebeten, dafür zu spenden. 
178 Leute haben im Durchschnitt 9,08 Euro für den Trendreport 
2013 gespendet. 
2 Minuten und 23 Sekunden verweilen die Besucher unserer 
Webseite trendreport.betterplace-lab.org. 
2,27 Seiten gucken sie sich im Durchschnitt dabei an. 
Mit 3.800 Trendreports 2014 werden wir diesmal Menschen 
aus der Zivilgesellschaft inspirieren, ihr soziales Engagement 
zu verbessern. 
4
Inhalt 
Vorwort # S. 3 
Making-of # S. 4 
Übersicht S. 6 $ 
Anleitung S. 8 $ 
Digital-soziale Innovationen S. 10 $ 
1 Hackathons S. 13 $ 
Cases S. 18 $ /Interview S. 21 $ 
2 Offline S. 25 $ 
Cases S. 30 $ 
3 Giving Days S. 35 $ 
Cases S. 39 $ 
4 Crowdfunding S. 43 $ 
Cases S. 48 $ 
5 Shareconomy S. 53 $ 
Cases S. 57 $ 
6 Unterwachung S. 65 $ 
Cases S. 69 $ / Insight S. 72 $ 
7 Silbersurfer S. 77 $ 
Cases S. 82 $ 
8 Digitale Nothilfe S. 87 $ 
Cases S. 91 $ 
9 Bauern empowern S. 95 $ 
Cases S. 99 $ / Insight S. 102 $ 
10 Facebook fürs Gute S. 107 $ 
Cases S. 112 $ 
Onlinehelden S. 60 $ 
Interview S. 62 $ 
Schlusswort S. 117 $ 
Impressum S.118 $ 
Förderer S.119 $ 
Index S. 120 $ 
5
Kreativ-kollision 
HACKATHONS S.%13 $ 
Immer häu&ger tref-fen 
sich Konzepter 
1 
und Coder auf Hackathons. 
Berauscht von Schla!osigkeit, 
Energydrinks und dem Drang, 
Ideen Leben einzuhauchen, 
entwickeln sie erstaunliche so-ziale 
Innovationen. 
Teil sein 
SHARECONOMY S.%53 $ 
Immer mehr post-materiell 
eingestellte 
5 
Leute teilen sich Werkzeug, 
Couch und Auto mit anderen. 
Das schont Geldbeutel und 
Ressourcen gleichermaßen. 
Auf Online-Plattformen lassen 
sich Vertrauen und Abwicklung 
einfach organisieren. 
Echt 
OFFLINE S.%25 $ 
Spazierengehen ist 
das neue Mobile, Par-tys 
sind der bessere 
Hangout. Wer sich zu stark auf 
Online, Webseiten und Apps 
konzentriert, verpasst das 
wahre Leben: O'ine werden 
auch die Strippen fürs Weltver-bessern 
gezogen. 
2 
Geldquelle 
CROWDFUNDING S.%43 $ 
Schon fast ein Klassi-ker 
der Finanzierung: 
Auf dem mehrere Milliarden 
schweren Crowdfunding-Markt 
holen sich Er&nder für Prototy-pen, 
Musiker fürs erste Album 
und Gründer für ihr Sozialun-ternehmen 
Startkapital. 
4 
Wahn 
GIVING DAYS S.%35 $ 
Zeitlich begrenzte 
Aktionstage reißen die 
Menschen aus der Spen-denlethargie. 
An Giving Day tun 
3 
sich Unternehmen, Medien und 
soziale Organisationen zusam-men 
und stacheln die Bevölke-rung 
an, neue Spendenrekorde 
aufzustellen. 
6
9 
Parallelwelt 
FACEBOOK 
FÜRS GUTE S.%107 $ 
Bei Facebook lässt sich 
10 
fast jeder berieseln, Stichwort 
Katzenvideos. Soziale Orga-nisationen 
und Initiativen 
strengen sich an, dort auch 
wichtige Themen zu verbreiten, 
und nutzen den Zugang zu 800 
Millionen Menschen, um Gutes 
zu tun. 
Small 
Brother 
UNTERWACHUNG S.%65 $ 
Das Volk nutzt Kame-ras, 
Datenbanken und 
6 
Smartphones, um Korruption 
und schlechtes Benehmen bei 
Politikern aufzudecken. So sor-gen 
die Watchdogs für Trans-parenz 
und bilden ein Gegenge-wicht 
zur politischen Macht. 
Aufblühen 
SILBERSURFER S.%77 $ 
Alte Menschen brau-chen 
halt etwas län-ger. 
7 
Aber nun sind sie im Netz 
angekommen und holen mäch-tig 
auf mit Tablets, Tabletten- 
Apps und Webseiten für ihre 
Senior-Bedürfnisse. Das Feld 
der sozialen Innovationen für 
Alte ist groß und wird gerade 
erst erschlossen. 
Digitale 
Ernte 
BAUERN EMPOWERN S.%95 $ 
Wer Handys sät, ern-tet 
SMS: Kleinbauern 
in armen Ländern verscha(en 
sich über Info-Dienste Zugang 
zu wichtigen Informationen 
und brechen so Wissensmo-nopole 
auf. Das steigert die 
Erträge und könnte zu mehr 
Gerechtigkeit führen. 
Stresstest 
DIGITALE NOTHILFE S.%87 $ 
Die Zeit nach Wirbel-stürmen, 
Erdbeben 
8 
oder Terroranschlägen ist ge-prägt 
von Chaos, Kontrollver-lust 
und Panik. Doch die vielen 
Informationen, die Betro(ene 
in sozialen Netzwerken streuen, 
werden zunehmend strukturiert 
genutzt, um besser helfen zu 
können. 
7
So funktioniert 
der Trendreport 
Im Internet sprießen täglich unzählige neue digitale Ideen, An-wendungen 
und Projekte. Uns vom betterplace lab Trendreport 
entgeht kaum einer dieser CASES, wie wir sie nennen. Aus diesen 
CASES, die immer eine Innovation mit sich bringen, leiten wir 
TRENDS ab. Auf trendreport.betterplace-lab.org haben wir bereits fast 
600 CASES zusammengetragen: von der App gegen Polizeiwillkür in New York 
(Stop and Frisk Watch) bis zu digitalen Signalbomben bei Naturkatastrophen 
in China (Iyiyun). 
Die CASES untersuchen wir nach gemeinsamen Eigenschaften und identi!- 
zieren so neue digitale Trends für die Zivilgesellschaft. Wenn wir immer mehr 
CASES !nden, bei denen alte Menschen mit Tablets und Software ihre Lebens-qualität 
verbessern, nennen wir den TREND Silbersurfer (S."77). Und wenn Pro-grammierer 
immer häu!ger mit Konzeptern aus der Zivilgesellschaft Energy-drinks 
trinken, um tagelang schla#os zu programmieren, ist klar: Hackathons 
sind ein TREND (S."13). 
Innerhalb der Trendbeschreibungen versuchen wir, sowohl die Perspektive der 
Geldgeber (Stiftungen, Spender etc.) zu berücksichtigen als auch jene der so-zialen 
Organisationen. Doch wie auch auf Seite 10 beschrieben, ist die Institu-tionen- 
Denke manchmal hinderlich. Menschen engagieren sich immer häu!ger 
spontan und in informellen Netzwerken für das Wohl der Zivilgesellschaft. Die 
zentrale Frage, die wir mit den digital-sozialen TRENDS dem Leser stellen: Wie 
lassen sich diese neuen Ideen und Möglichkeiten auf das eigene Engagement 
übertragen? Dazu mehr auf der nächsten Seite. 
Und obwohl wir Digitaloptimisten sind, formulieren wir zu jedem TREND nicht 
nur die Chancen, sondern auch eventuelle Risiken. Zusammen mit der zeitlichen 
Entwicklungsstufe des TRENDS soll das helfen, die Relevanz der TRENDS für die 
eigene Arbeit einzuschätzen. Wie weit die TRENDS zeitlich fortgeschritten sind, 
lässt sich an den P#änzchensymbolen ablesen: Am Anfang noch underground, 
entwickeln sich die TRENDS von zarten Trieben zu stabilen Gewächsen. 
1. 1. 
2. 3. 
Dieser Trend steht 
am Anfang seiner 
Entwicklung 
2. 
Dieser Trend 
wächst heran 
3. 
Dieser Trend ist 
etabliert 
Zehn TRENDS sind hier versammelt, online erweitern wir den Trendreport stetig. 
Einige CASES sind so interessant, dass wir ihnen mehr Aufmerksamkeit schen-ken. 
Wenn beispielsweise die Crowdfunding-Plattform Meu Rio an der Copaca-bana 
den etablierten TREND Crowdfunding mit neuen Ideen aufmischt, dann 
schreiben wir ein sogenanntes INSIGHT. Darin analysieren wir ausführlich den 
Kontext, leiten Mechanismen ab und sprechen mit den Machern"– in diesem Fall 
waren wir im Rahmen des lab around the world sogar vor Ort. 
Der Trendreport funktioniert also als Dreiklang aus CASES, TRENDS und INSIGHTS. 
PS: Es stört dich ho$entlich nicht, dass wir dich hier duzen. Wir kennen uns ja 
nun schon drei Jahre ;) 
Anleitung 
8
So nutzt du die Trends 
für deine Arbeit 
Viele Cases aus dem Trendreport erscheinen auf den ersten 
Blick speziell. Du fragst dich: Was hab ich davon, wenn eine 
Organisation in Indien Bauern mit Videos und Mini-Projektoren 
landwirtschaftlich schult? (s. Insight Digital Green S.%102). Doch 
auch wenn du in der Altenp!ege arbeitest, ist mehr als nur der 
Trend Silbersurfer (S.%77) interessant für deine Arbeit. Es geht darum, Ideen und 
ihr Potenzial von der ursprünglichen auf die eigene Situation zu übertragen. 
Wieso nicht das Prinzip, mit dem Digital Green bestehende Prozesse optimiert, 
auf die Altenp!ege übertragen? Mit Filmen, die von den Altenp!egern selbst 
produziert werden, mehr Akzeptanz in der Fortbildung scha(en? 
Der Trendreport ist ein Buch zum Mitdenken. Wir zeigen dir die Mechanismen, 
Bedürfnisse und Motivationen hinter den digital-sozialen Innovationen und 
beschreiben mit den Trends zukünftige Entwicklungen. Cases helfen dir, kon-krete 
Ideen nachzumachen oder angepasst auszuprobieren%– veranstalte selbst 
mal einen Hackathon. Trends solltest du mit Blick auf deine Strategie im Hin-terkopf 
behalten: Wenn sich die Nothilfe weiter digitalisiert%– sind weiterfüh-rende 
Literatur und Fortbildungen für dich und dein Team sinnvoll? Falls nicht, 
so hat dich allein schon der Text zum Trend schlauer gemacht ;) 
Wenn dich nun ein Beispiel aus dem Trendreport besonders inspiriert oder du ei-ne 
Idee hast, mit der du einen Trend konkret anwenden willst%– dann probier es 
aus! Es lohnt sich, denn Trends können über einzelne Experimente hinaus auch 
die Vision deiner Organisation und deiner Arbeit positiv beein!ussen. Lass dich 
anregen, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, bei bestehen-den 
Initiativen mitzuwirken und neue spannende Kooperationen einzugehen. 
Auf diese Weise können neue Geschäftskonzepte und grenzenüberschreitende 
Partnerschaften entstehen, die dazu beitragen, die Zivilgesellschaft insge-samt 
zu stärken. Hab den Mut, zu experimentieren und Risiken einzugehen. 
Wie wir dir dabei helfen können, steht auf Seite 116. 
Dies ist bereits die dritte Ausgabe des betterplace lab Trendreports. Viele der 
Trends aus den Ausgaben 2012 und 2013 sind auch heute noch spannend. Deshalb 
lohnt sich ein Blick auf trendreport.betterplace-lab.org/trends. Dort &ndest du auch 
den Trend Produktiv Scheitern, der dir zeigt, wie du selbst aus Misserfolgen 
noch Lernerfolge machst und damit vor den anderen gut dastehst. Es kann 
also eigentlich nix mehr schiefgehen! 
Anleitung 
9
Was sind eigentlich digital-soziale 
Innovationen? 
2010 haben wir das betterplace lab gegründet, um die Schnitt-stelle 
zwischen digitalen Technologien und sozialem Handeln zu 
untersuchen. Wenn beispielsweise eine App medizinische Fern-diagnosen 
an Menschen in entlegenen Gebieten ermöglicht, 
geben wir einer solchen Innovation das Prädikat digital-sozial. 
Digital-soziale Innovationen 
Schon bald nutzten auch andere deutsche Institutionen den Begri(, mittlerwei-le 
taucht er sogar im englischen Sprachgebrauch auf. Diese Verbreitung deutet 
darauf hin, dass sich immer mehr Menschen die Frage stellen, wie digitale Medien 
auf die Zivilgesellschaft wirken. Auch neue universitäre Institute wie das Digital 
Civil Society Lab der Stanford-Universität deuten darauf hin. 
Doch weder digital noch sozial sind eindeutige Begri(e. Bei sozial denkt man-cher 
zuerst an soziale Medien wie Facebook oder Twitter. Oder an gesellschaft-liche 
Ereignisse wie den Bundespresseball. Wir haben in den ersten Jahren sozial 
hauptsächlich auf den sogenannten sozialen Sektor bezogen; also auf alle Ins-titutionen 
und Akteure, die im gemeinnützigen Bereich agieren: in Vereinen und 
gemeinnützigen GmbHs, Stiftungen, CSR-Abteilungen, aber auch in der staat-lichen 
Entwicklungszusammenarbeit, im Bildungs- und Gesundheitswesen. „So-ziale“ 
Menschen sind für uns solche, die emphatisch sind und sich um ihre Mit-bürger 
kümmern. Mit dem Begri( digital hingegen meinen wir die Nutzung von 
Internet- und Mobilfunktechnologie. 
Wir gehen davon aus, dass ziviles Engagement immer eines der drei folgenden 
Ziele verfolgt: Erstens drückt es bestimmte Identitäten und Werte aus (expres-sive 
Dimension). Zweitens protestiert es für oder gegen bestimmte Themen oder 
Bevölkerungsgruppen. Drittens dient es der Verteilung von Gütern und Dienst-leistungen, 
welche der Markt oder die ö(entliche Hand nicht bereitstellen. 
Beim Schreiben des diesjährigen Trendreports wurde deutlich, dass sich sowohl 
das Digitale als auch das Soziale stark verändern. So stark, dass wir gerade unsere 
betterplace lab Vision und Mission dementsprechend überarbeiten. Denn der 
Begri( digital löst sich zunehmend in Normalität auf: Jeder Aspekt des Lebens 
wird bald eine digitale Komponente haben. Mit dem Internet of Things beginnt 
eine neue Phase, in der immer mehr Alltagsgegenstände wie Kühlschränke, Au-tos, 
Brillen oder Jacken Sensoren und andere digitale Technik enthalten und zu 
Kommunikationskanälen werden. 
Zugleich sehen wir, dass der soziale Sektor eine zu eingeschränkte Konstrukti-on 
ist, um dem zeitgenössischen zivilgesellschaftlichen Engagement gerecht zu 
werden. Nicht nur werden die Grenzen zwischen NGOs, Kirchen, CSR- Abteilungen 
und Stiftungen immer durchlässiger. Unsere Trendforschung und weltweite 
‚lab around the world‘-Forschungsreise zeigen, dass viel mehr Menschen und 
Institutionen als nur die des klassischen sozialen Sektors digitale Techniken ent-wickeln 
und fürs Gemeinwohl einsetzen. 
Dazu zählen Sozialunternehmer, die soziale Probleme mit kommerziellen 
Geschäftsmodellen angehen (Beispiel Mikrokredite oder Produkte, die soziale 
Projekte unterstützen, Quartiermeister etc.). Oder Unternehmen, die sich ihrer 
gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden und ihr Handeln oder ihre 
Ausrichtung entsprechend umstellen. Daneben gibt es viele Mischformen, die For- 
Pro&t- und Not-For-Pro&t- Rechtsformen und -Strategien kombinieren. 
10
Digital-soziale Innovationen 
Es gibt auch immer mehr informelle Netzwerke und Aktivistengruppen, die sich 
punktuell zusammenschließen und scheinbar keine formale rechtliche Hülle be-nötigen. 
Dazu zählen auch jene, die im Amerikanischen unter dem Begri( „Civic 
Tech“ zusammengefasst werden: Technologie-a)ne Gruppen, die sich im Bereich 
Open Data und Open Government einsetzen, um die Kommunikation zwischen 
Bürgern und Regierung durch technologische Anwendungen zu verbessern. Digi-tale 
entstehen oft innerhalb dieser Spezialistengruppen. Dem gegenüber stehen 
die sozial Engagierten, die von den Möglichkeiten überwältigt sind. Hier gilt es, 
Brücken zu schlagen zwischen jenen, die sich auskennen, und jenen, die die Inno-vationen 
mit größtmöglicher Wirkung fürs Gemeinwohl einsetzen können. 
In den vergangenen Jahren haben wir beobachtet, dass etablierte zivilgesell-schaftliche 
Organisationen digitale Medien schwerpunktmäßig nutzen, um 
ihre bestehende Arbeit zu verbessern. Oft geschieht dies nur reaktiv, um den 
Anschluss an die digitale Entwicklung nicht zu verpassen. Die Innovatoren, die 
digitale Technologien auf neue Art verwenden, oder gänzlich Neues er&nden, 
stammen dagegen meist nicht aus dem alteingesessenen gemeinnützigen Be-reich 
%– sie kommen aus den unterschiedlichen Branchen und sozialen Szenen 
(Hacker, Datenaktivisten etc.), aus neuen Technologieunternehmen, Werbe-agenturen, 
Universitäten und Co-Working-Büros. 
Eine für uns sehr spannende Frage für zukünftige Entdeckungsreisen%– ob im Feld 
oder im Kopf: Wieso emp&nden so viele digital-soziale Pioniere die traditionel-len 
institutionellen Organisationsformen (seit den 70er-Jahren insbesondere die 
NGOs) als für sich wenig geeignet? Eine erste Vermutung wäre, dass die Welt-sicht 
der „alten“ NGOs immer noch in einer Dichotomie zwischen „West und 
Rest“ verharrt und diese NGOs dazu tendieren, die Empfänger ihrer Arbeit zu 
Opfern zu stilisieren. Die neuen Akteure dagegen sehen die Welt als eine Einheit, 
vernetzt durch moderne Kommunikationstechnologien. Sie sehen ein Problem 
vor der eigenen Haustür oder am anderen Ende der Welt und organisieren sich, 
um darauf aufmerksam zu machen und es zu lösen. Die dezentrale und tempo-räre 
Arbeitsweise von beispielsweise Kampagnenmachern passt nicht in die ver-gleichsweise 
starren bestehenden rechtlichen Rahmen, die auf Vor-Ort-Präsenz 
und Kontinuität ausgerichtet sind. Und Sozialunternehmen sehen die Begüns-tigten 
nicht als Opfer, sondern als Kunden. 
Ebenso interessant ist die Frage, wie diese unterschiedlichen Akteure%– klassische 
soziale Sektor-Institutionen und neue Netzwerkorganisationen, Non-for-Pro&t-und 
For-Pro&t-Unternehmungen%– zukünftig koexistieren werden: Werden wir 
Mischformen zwischen beiden, eine Art Hybridisierung, sehen? Wird eine Form 
die andere ablösen oder werden sie in Paralleluniversen existieren? 
Aus diesen Überlegungen folgt, dass sich der betterplace lab Trendreport nicht 
mehr nur an eine enge Gruppe von Organisationen des sogenannten sozialen 
Sektors wendet, sondern an alle zivilgesellschaftlich aktiven Menschen. Deshalb 
verstehen wir heute unter „digital-sozialen Innovationen“ alle Entwicklungen, 
bei denen Menschen und Institutionen unabhängig von ihrer Rechts- und Finan-zierungsform 
mit ihren privaten Ressourcen (Zeit und Geld) neue Technologien 
einsetzen, um das ö(entliche Wohl zu verbessern%– um dafür zu sorgen, dass so 
viele Menschen wie möglich die Art von Leben führen können, die sie als gut und 
richtig emp&nden.
Hackathons 
Hackathons $ Trend 
Mittlerweile vergeht auch in Deutschland 
kaum ein Wochenende, an dem nicht 
gehackt wird. Gemüse? Nicht doch. 
Konzepter und Ideenentwickler treffen 
sich mit Programmierern, trinken tage-lang 
Energydrinks und bauen aus einer 
Idee einen Software-Prototyp. So kön-nen 
auch Ideen getestet werden, die in 
Alltagsroutinen kaum eine Chance auf 
Anerkennung haben. Und für Organisatio-nen 
der Zivilgesellschaft sind Hackathons 
eine gute Gelegenheit, sonst so knappe 
Entwickler-Ressourcen zu nutzen. Die pro-duktiven 
Programmier-Partys vereinen 
Spaß an der Freude mit dem Drang, etwas 
Sinnvolles zu schaffen. 
Ab Mitte der 2000er wurden Hackathons, auch Hackfeste oder Hackdays ge-nannt, 
sehr populär. Agenturen, Softwarehersteller und große Firmen nutzen das 
Format seitdem immer häufiger, um in kurzer Zeit Ideen in Codes zu verewigen. 
„Hack“ steht dabei für die schnelle und spielerische Art, kleine Programme zu 
schreiben. „Marathon“ spielt auf das Durchhaltevermögen an, das bei Hacka-thons 
nötig ist: Sie dauern meist zwei oder mehr Tage, geschlafen wird fast nicht. 
Oft sind Grafiker, Interface-Designer, Konzepter, Geschäftsleute, Datenspezialis-ten, 
Künstler oder Aktivisten anwesend und helfen, während des Workshops eine 
funktionsfähige digitale Innovation zu entwickeln"– den Prototyp einer Website, 
einer App oder andere Software. 
1 
13
Hackathons eignen sich gut, Ideen innerhalb kurzer Zeit in konkrete Produkte zu 
überführen. Das Format hat bereits viele" Innovationen hervorgebracht und ist 
deshalb auch für Investoren interessant. Am Prototyp können sie schon ansatz-weise 
erkennen, ob das Produkt funktioniert. Auch sehen sie, wie Programmierer, 
Ideengeber und Teams arbeiten, und können Talente identifizieren. 
Forschung und Ideenentwicklung zum Schnäppchenpreis 
ür Unternehmen sind Hackathons ein kostengünstiges Innova-tionsformat. 
Google oder Facebook veranstalten beispielsweise 
regelmäßig interne Hackathons, um neue Produkte zu entwi-ckeln 
und bestehende zu optimieren. Sowohl der Like-Button als 
auch die Timeline auf Facebook sind bei Hackathons entstanden. 
Immer mehr Unternehmen sponsern auch externe, offene Hackathons"– um ihr 
Image des attraktiven Arbeitgebers zu pflegen. 
Hackathons variieren in Format und Ausrichtung: Manche haben thematische 
Schwerpunkte oder konzentrieren sich auf eine Programmiersprache wie Dru-pal, 
Java Script oder Ruby on Rails. Einige haben nur ein Dutzend Teilnehmer, 
andere sind große Veranstaltungen mit über 500 Menschen. Es gibt auch dezen-trale, 
über mehrere Städte verteilte Hackathons (etwa den Global Foursquare 
Hackathon). Und seit die australische Regierung 2012 beschlossen hat, Daten 
auf Vorrat zu speichern, feiern immer mehr Menschen Cryptopartys, um sich 
Verschlüsselungstechniken beizubringen. 
Hacken für soziale Innovationen 
eit Ende der 2000er gibt es Hackathons auch im sozialen Sektor. 
Aktivisten, Vertreter von NGOs oder öffentliche Einrichtungen 
fungieren dabei als Ideengeber. Sie präsentieren Herausforderun-gen 
ihrer Arbeit und konzipieren gemeinsam mit Programmierern 
und anderen Experten technische Lösungen. Die Themenvielfalt 
reicht von Katastrophenhilfe (etwa CrisisCommons) über Wasserverschmutzung 
und Kinderhandel bis zu transparenter Regierungsführung. Manche Hackathons 
sprechen eine spezifische demografische Zielgruppe wie Jugendliche oder Frauen 
an (etwa"Geekettes Berlin). Es werden auch Tools für das Management von eh-renamtlichen 
Mitarbeitern und Spenden-Apps gebaut. Ein kontroverses Beispiel 
ist die Ablass-App, die auf einem betterplace-Hackathon entstanden ist. Mit der 
Ablass-App kann man sein Gewissen erleichtern, wenn man gesündigt hat. In der 
Alltagsroutine von betterplace hätte diese Idee keine Chance auf Realisierung 
gehabt. 
Einen Hackathon zu veranstalten, ist ganz einfach 
ackathons zeichnen sich durch ihren kollaborativen Charakter 
aus; meist arbeiten interdisziplinäre Teams gemeinsam an einem 
Thema. Die Veranstaltungskultur ist informell und ergebnisori-entiert. 
Viele Teilnehmer arbeiten die Nacht durch oder schlafen 
nur kurz vor Ort auf oder unter den Schreibtischen. 
Der Ablauf folgt einem relativ standardisierten Schema: 
1. Zu Beginn stellen die Organisatoren das Thema und die He-rausforderungen 
vor. 
F 
S 
H 
Hackathons $ Trend 
1 
14
Hackathons $ Trend 
2. Dann diskutieren die Teilnehmer Ideen und Lösungsansätze, 
an denen sie arbeiten wollen. 
3. Nach dieser Pitch-Phase formieren sich Teams aus Ideengebern, 
Konzeptern, Programmierern und eventuell anderen Experten. 
4. Nun startet die eigentliche Arbeit: Die Ursprungsidee wird 
verfeinert, ein Konzept erstellt, eine User-Journey geschrie-ben 
"– wie verhält sich ein potenzieller Nutzer"– und eventu-ell 
ein clickbarer Prototyp gebaut. Dieser kann mit anderen 
Teilnehmern oder auf der Straße mit fremden Leuten getestet 
werden. Zugleich können Grafiker visuelle Elemente wie Logos 
und Moods entwerfen und Entwickler anfangen, zu program-mieren. 
Für diese Schritte stehen viele Kreativtechniken zur 
Verfügung (Design Thinking, Service Design etc.). 
5. Am letzten Tag des Hackathons werden die fertigen Tools und 
Prototypen präsentiert, zum Beispiel informell vor den anderen 
Teilnehmern oder vor einer Experten-Jury. Viele Hackathons 
vergeben Gewinne und Preisgelder für die besten Ergebnisse. 
Mit der auf einem Hackathon entstande-nen 
Ablass-App kann man sein Gewissen 
erleichtern, wenn man gesündigt hat. 
Die produktive Partystimmung ist die beste Motivation 
ackathons sind Teil der informellen und kollaborativen Open- 
Source-Kultur der Programmierer und ziehen eine bunte Mi-schung 
von Teilnehmern an. Diese wollen netzwerken, Gleich-gesinnte 
kennenlernen und ihre technischen oder kreativen 
Fähigkeiten austesten und verbessern. Manche wollen einfach 
H 
ihre Wochenenden auf produktive Weise verbringen, andere aber sehr kon-kret 
technologische Lösungen für die Probleme ihrer Organisation konzipie-ren 
und bauen. 
Da die wichtigste Ressource von Hackathons die Eigenmotivation der Teilnehmer 
ist, können sie potenziell sehr kostengünstig durchgeführt werden. Jeder, der einen 
passenden Raum, einen stabilen Internetzugang und etwas Essen und Trinken 
bereitstellen kann, kann einen Hackathon ins Leben rufen. Über Veranstaltungs-plattformen 
wie MeetUp oder Eventbrite können Teilnehmer online rekrutiert und 
koordiniert werden. Hackathons sind für Teilnehmer entweder kostenfrei oder es 
wird eine geringe Pauschale für Verpflegung etc. erhoben. 
Intel, Microsoft oder Edelman sponsern zahlreiche Hackathons. Die Kosten variieren 
dabei (ohne Preisgelder) zwischen 5.000 und 30.000 Euro. Unternehmen nutzen 
Hackathons auch, um in den Pausen eigene Produkte vorzustellen, die Entwickler 
im Idealfall in ihr Hacking einbeziehen. Damit kann die ursprünglich meist kom-merzielle 
Produktpalette um eine soziale Dimension erweitert werden. Firmen kön-nen 
mit Hackathons auch Mitarbeitern ein attraktives Format für die Entwicklung 
ihrer Ideen bieten. Auch bei firmengesponserten Hackathons verbleiben die Rechte 
grundsätzlich bei den einzelnen Teams und gehen nur in wenigen Ausnahmefällen 
an die Unternehmen über. 
1 
15
Aus verschiedenen Welten: Wenn NGOs auf Programmierer 
treffen 
ach einer ersten Phase informeller Hackathons sind sowohl in 
der For-Profit-Welt (etwa Angelhack)"als auch im Non-Profit-Be-reich 
Organisationen entstanden, die Hackathons professionell 
ausrichten. Social Coding for Good ist ein Zusammenschluss 
einiger Tech-NGOs und Medienprojekte, zu denen auch Usha-hidi, 
N 
die Wikimedia Stiftung und das Guardian Project gehören. Letzteres hat 
Hackathons $ Trend 
1 
bei Hackathons Apps wie Orbot oder Obscuracam entwickelt. Orbot weitet 
die Anonymisierungsfunktionen von Tor auf Mobiltelefone aus, während es 
Obscuracam Bürgerjournalisten in repressiven Staaten ermöglicht, ihre Han-dyaufnahmen 
mit zusätzlichen Informationen zu versehen oder die Gesichter 
von gefährdeten Informanten zu verpixeln. SecondMuse ist mit Random Hacks 
of Kindness und den National Days of Civic Hacking ein anderer Anbieter von 
Hackathons weltweit. 
Auch die amerikanische NGO Datakind veranstaltet Hackathons mit philan-thropischen 
Partnern. Bei einer Veranstaltung gemeinsam mit der Organisati-on 
DC Action for Kids, die sich um das Wohl von Kindern in Washington D.C. 
kümmert, trafen Mitarbeiter der NGO mit Entwicklern, Datenexperten und 
Grafikern aufeinander. Gemeinsam entwickelten sie Tools, mit denen sie ver-schiedene, 
bislang in PDFs verschlossene Daten analysieren und visualisieren 
können, um ein besseres Verständnis für die Hebel ihrer Arbeit zu entwickeln. 
Das Hackathon-Wochenende bildete allerdings nur den Startschuss für eine 
weiterreichende Zusammenarbeit zwischen Datakind und DC Action, in deren 
Verlauf interaktive Karten der Stadt entstanden, mit deren Hilfe Aktivisten neue 
Zusammenhänge herstellen konnten. 
Sowohl der Like-Button als auch die 
Timeline von Facebook sind bei Hackathons 
entstanden. 
Google sponserte 2013 einen der ersten Hackathons der Euro-päischen 
Union 
eit 2009 bringt Code for America die Entwickler-Community mit 
staatlichen Institutionen in den USA zusammen"– in Form von 
Stipendien für Programmierer, die für die öffentliche Verwaltung 
arbeiten können, oder auf Veranstaltungen wie Hack for Change. 
Programmierer konzipieren dann gemeinsam mit Vertretern von 
S 
Kommunen und Stadtverwaltungen Anwendungen, mit denen politische Prozes-se 
und öffentliche Dienstleistungen transparenter, partizipativer und effizienter 
werden. So ermöglicht Open 331 die nationale Koordination von Bürgeranliegen, 
während „Wo ist mein Schulbus?“ Kindern und Eltern in Boston ermöglicht, zu 
sehen, wo der Schulbus gerade fährt. 
Die Sunlight Foundation entwickelt auf Hackathons politische Transparenz- 
Apps. Der Trend der Open-Government-Werkzeuge ist jedoch nicht auf die USA 
beschränkt. So veranstaltete die EU 2013 ihren ersten Hackathon in Brüssel, 
16
gesponsert von Google und Skype, auf dem 54 Programmierer aus 19 Ländern 
Transparenztools bauten. Soziale Hackathons boomen überall dort, wo eine star-ke 
IT-Community auf sozial engagierte Organisationen trifft, von Indien über 
Kenia bis Südamerika. 
Chancen • Mit Hackathons kann man schnell und kostengünstig Ideen 
entwickeln, testen, anpassen und verwerfen oder weiterentwi-ckeln 
(à la Lean Start-up). 
• Der Ergebnisfokus umgeht die „Da müsste man mal was gegen 
machen“-Falle und endloses Palavern. 
• Das unterhaltsame Format gleicht oft einer hochproduktiven 
Party und taugt zum Netzwerken. 
• Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten arbeiten zusammen 
und lernen interdisziplinär. 
• Unternehmen können eigene Produkte vorstellen, Talente ken-nenlernen, 
Ideen aufgreifen und ihr Image als fortschrittlicher, 
engagierter Arbeitgeber pflegen. 
• Es besteht Online-Buzz-Potenzial, da Teilnehmer während des 
Hackathons twittern. 
Risiken • Die Erwartungshaltung, dass ein fertiges Produkt dabei her-auskommt: 
Während eines Wochenendes können die meisten 
Ideen nur als Konzepte, Clickdummys oder rudimentäre Pro-grammierungen 
umgesetzt werden. 
• Zu viele Ideen bleiben als „abandonware“ im Netz liegen, oft 
wird der Code nur noch auf Github archiviert. 
• Die Tendenz, besonders im kommerziellen Bereich große Prei-se 
für die Gewinnerprojekte auszurufen, führt Kritikern zu-folge 
zu einem Konkurrenzgeist und dem Verlust des Gemein-schaftsgefühls. 
• Hackathons haben mitunter eine hohe „No-Show-Rate“: Ame-rikanische 
Anbieter sprechen von 40 Prozent angemeldeter 
Interessenten, die nicht erscheinen. 
Fazit Wer mit Ideen für digitale Produkte Spaß haben möchte, dem 
sei ein Hackathon empfohlen. Schon in kleinem Rahmen und 
mit wenig Geld lässt sich so ein Wochenende organisieren. Da 
Menschen aus verschiedenen Disziplinen gemeinsam an Lösun-gen 
arbeiten, ist zumindest Inspiration garantiert. Manchmal 
kommt auch tatsächlich ein Produkt dabei heraus, das es zur 
Marktreife schafft. Aber viel wichtiger ist, dass Hackathons Ideen 
aus den Köpfen der Menschen befreien und diese Ideen greifbar 
machen. Während des Herumwerkelns können die Hacker viel 
praktischer entscheiden, was funktioniert und was wie verbes-sert 
werden muss. So sind Hackathons eine Spielwiese, auf der 
mitunter die erstaunlichsten Gewächse sprießen. 
Hackathons $ Trend 
1 
17
National Day of Civic 
Hacking 
www.hackforchange.org 
Der National Day of Civic Hacking ist ein Tag, an 
dem in den USA Bürger, Softwareentwickler und 
Unternehmer zusammenkommen, um neue tech-nische 
Lösungen für Probleme in Nachbarschaft, 
Hackathons $ Cases 
1 
Stadt oder Land zu finden. In jeder Stadt sieht die Veranstal-tung 
ein bisschen anders aus"– es kann ein Hackathon, aber 
auch eine Konferenz oder eine Party sein. 2014 wurde nicht 
nur in jedem Staat Amerikas gehackt, der National Day of 
Civic Hacking expandierte auch: 132 Events in 103 Städten 
und dreizehn Ländern waren nach Angaben der Veranstalter 
„die größte Zusammenarbeit in der Geschichte“. Dabei ist zum 
Beispiel die App Enabled City entstanden, eine Karte der Stadt 
Palo Alto für Menschen mit Gehbehinderungen, die zeigt, wo 
es Rollstuhlfahrerrampen oder Aufzüge gibt. 
18
Random Hacks of 
Kindness 
www.rhok.org 
Hackathons $ Cases 
Random Hacks of Kindness ist eine Initiative, die 
mit Open-Source-Technologien die Welt verbes-sern 
will. Menschen aus aller Welt können auf 
der Website Problemstellungen in Kategorien wie 
Landwirtschaft, Transparenz oder Menschenrechte einreichen. 
Anschließend tun sich Hacker, Kreative und Programmierer 
on- und offline zusammen und entwickeln eine Software oder 
App, die diese Probleme lösen soll." Auf solchen „Hackathons“ 
entstehen zum Beispiel Tools zur Wahlbeobachtung in Kenia 
oder eine App wie Ad Hawk, die die Sponsoren politischer 
Werbespots in den USA aufdeckt. Mit mehr als 6.000 Mitglie-dern, 
rund 100 aktuellen Softwarelösungen (Stand: März 2013) 
und Projektpartnern wie Google, der NASA und der Weltbank 
sind die Random Hacks of Kindness eine Initiative mit großer 
öffentlicher Reichweite. 
1 
19
MEST-Unicef 
Hackathons 
www.meltwater.org/event/mest-unicef-hackathon 
Die Meltwater Entrepreneurial School of Tech-nology 
(MEST) in Accra ist eine Mischung aus 
Tech-Schule und Inkubator"– und damit der pas-sende 
Partner für Unicef, um einen digital-sozi-alen 
Hackathon in Ghana zu veranstalten. Ruf und Netzwerk 
Hackathons $ Cases 
1 
von MEST trugen dazu bei, dass Anfang 2014 mehr als 100 
Programmierer und Entrepreneurs zum dreitägigen Hacka-thon 
zusammenkamen. Am Anfang haben Unicef-Mitarbeiter 
verschiedene Probleme schwer erreichbarer Zielgruppen prä-sentiert. 
Dann haben die Teilnehmer Fünfer-Teams gebildet, 
um an einem der Probleme zu arbeiten und einen funktionie-renden 
Prototyp zu bauen. Eine Jury hat schließlich „Sanity 
in Sanitation“ als Gewinner gekürt. Das Projekt, das Daten zu 
Sanitärausstattung und -bedürfnissen im ländlichen Norden 
Ghanas per Handy sammeln und analysieren will, bekam ein 
Preisgeld in Höhe 1.100 Euro. 
20
Hackathons $ Interview 
„Dieses Gefühl, 
gemeinsam etwas 
geschaffen zu haben!“ 
Uwe Kylau, Senior Entwickler bei SAP, über grü-ne 
Wiesen, Innovationsbeschleuniger und warum 
Hackathons gekommen sind, um zu bleiben. 
Uwe, Hackathons sind im Trend. Besonders in der Zivilgesellschaft program-mieren 
Leute mittlerweile fast jedes Wochenende kleine Programme und Apps. 
Sogar die Bundesregierung spielt mit dem Gedanken, einen Hackathon zu ver-anstalten. 
Warum nur? 
Weil Hackathons eine sehr gute Plattform sind, auf der sich 
Menschen mit verschiedener Expertise nicht nur austauschen, 
sondern auch ausprobieren können. An sich ist es ja nichts Neu-es, 
dass man Menschen aus unterschiedlichen Fachbereichen 
zusammenbringt, um Innovationen zu fördern. Das Besondere 
an den Hackathons ist nun der Software-Aspekt: Es geht immer 
darum, etwas zu programmieren. Und am Ende haben meistens 
alle etwas davon: Sei es ein Prototyp einer App, neue Kontakte 
oder einfach nur eine spaßige und produktive Zeit. 
Die Bundesregierung will also auch mal Spaß haben?! 
Nein, Hackathons sind vor allem Innovationstreiber. Gerade in 
staatlichen Institutionen haben die Mitarbeiter kaum Freihei-ten, 
um Ideen auszuprobieren. Und sie haben auch selten die 
notwendigen Kompetenzen zur Hand, also etwa Programmierer. 
Hackathons gleichen einer grünen Wiese, auf der die Menschen 
sich völlig ungezwungen austoben und einfach mal machen kön-nen. 
Hackathons leben von dieser Do-it-yourself-Stimmung. 
Du hast mit Teilnehmern gesprochen: Was motiviert die Leute, was die Program-mierer, 
was die Ideengeber? 
Es gibt viele Gründe, warum Leute zu Hackathons gehen: Ei-gentlich 
jeder erfreut sich einfach an der schönen Zeit, die man 
zusammen verbringt. Und an den Kontakten, die man knüpft. 
Programmierer nutzen die Gelegenheit gern, um sich potenziel-len 
Arbeitgebern zu präsentieren, um zu zeigen, was sie können. 
Manche Studenten ziehen auch von einem Hackathon zum nächs-ten 
und bessern sich ihr Einkommen mit den Preisgeldern auf. 
Unternehmen können Ideen testen und ausloten. Man sagt ja, 
dass von zehn Ideen nur eine wirtschaftlich etwas taugt. Und von 
zehn, die etwas taugen, kommt eine als neues Produkt auf den 
Markt. Hackathons wirken hier als Beschleuniger. Da werden 
Ideen unverbindlich produziert. Auch Start-up-Gründer nehmen 
1 
21
an Hackathons teil, um das Business-Modell zu testen und ein 
Team zu rekrutieren. Das klappt in ca. 25 Prozent der Fälle. 
Wie steht es um den Werdegang der Prototypen: Werden die meisten tatsächlich 
weiterentwickelt und genutzt oder stauben sie ein, weil sich im Alltag dann nie-mand 
mehr drum kümmern will oder kann? 
Das kommt auf das Ziel des Hackathons an: Geht es eher dar-um, 
Personal zu rekrutieren, Programmierern eine neue Tech-nologie 
schmackhaft zu machen, oder einfach um ein inspirie-rendes 
Wochenende? Wenn das Ziel nicht explizit der Prototyp 
einer Anwendung ist, landet der Code tatsächlich meistens auf 
der Halde. Aber viel wichtiger kann sein, dass nun die richtigen 
Leute weiterhin zusammenarbeiten. 
Du hast bereits mehrere Hackathons organisiert: Welche Tipps würdest du Nach-ahmern 
geben? 
Zunächst muss man sich klarmachen, was genau man mit dem 
Hackathon erreichen will, und das muss man auch deutlich kom-munizieren 
"– Stichwort Erwartungs-Management. Gut ist auch 
ein Aufhänger, ein gemeinsames Thema oder gesellschaftliches 
Ziel, das zusammenschweißt, das die Leute gemeinsam lösen 
wollen. Dann muss die Mischung der Teilnehmer stimmen. Ne-ben 
den Ideengebern, Unternehmern, Programmierern und De-signern 
kann man zum Beispiel auch einen Redner einladen, der 
die Leute motiviert. Auch wichtig: ein cooler Veranstaltungsort 
sowie gutes Essen und Trinken. Und Möglichkeiten zum Ab-reagieren, 
ein Kickertisch etwa oder Meditationsräume. Preise 
kann man auch vergeben, ob nun Geld oder Sachpreise oder 
Treffen mit prominenten und wichtigen Leuten aus der Szene. 
Das Wichtigste ist jedoch das, was daraus resultiert: eine Wohl-fühlumgebung, 
damit der richtige Spirit entstehen kann. Die 
Leute müssen Spaß haben und gemeinsam an einem Strang 
ziehen wollen. Das führt dann am Ende zu einer tiefen Zufrie-denheit 
bei den Teilnehmern, dieses Gefühl, gemeinsam etwas 
geschaffen zu haben. 
Wie schafft man es, die Leute aus den unterschiedlichen Bereichen, also Program-mierer, 
NGO-Leute und Konzepter, zusammenzubringen? Geht das auch ohne ein 
gutes Netzwerk, gibt es da eine Online-Plattform oder Ähnliches? 
Ein gutes Netzwerk hilft da natürlich. Aber gerade bei Innova-tionen 
empfehle ich den Blick über den Tellerrand. Man sollte 
auch mal ungewöhnliche Partnerschaften eingehen, etwa wenn 
NGOs gemeinsam mit Unternehmen hacken. Mittlerweile gibt es 
auch Start-ups, die Hackathons organisieren bzw. Software da-für 
anbieten. Denn das ist nicht mal eben in zwei Wochen getan. 
Glaubst du, dass Hackathons nur ein Hype sind, oder wird sich das Format eta-blieren. 
" 
So wie Software nicht mehr wegzudenken ist, so werden auch 
Hackathons bleiben. Vielleicht ist es ein Hype, wenn Firmen wie 
salesforce eine Million US-Dollar Preisgeld bei einem Hackathon 
Hackathons $ Interview 
1 
22
Hackathons $ Interview 
vergeben. Viele Leute aus der Programmierer-Gemeinschaft kri-tisieren 
in diesem Falle auch, dass das viele Geld den Spirit 
zerstöre. Aber Menschen aus verschiedenen Bereichen für eine 
spaßige und trotzdem produktive Zeit zusammenzubringen, um 
Probleme zu lösen"– warum sollte man damit aufhören? 
Kasten Vita 
Uwe Kylau studierte am Hasso Plattner 
Institut in Potsdam im Masterstudien-gang 
Software-Entwicklung. 2007 zog 
er nach Brisbane, Australien, wo er sei-ne 
Karriere in der Forschungsabteilung 
von SAP begann. 2012 kehrte er zum 
Hauptsitz von SAP nach Walldorf zu-rück, 
um für die SAP-Entwickler-Com-munity 
zu arbeiten. Heute beschäftigt 
er sich vor allem mit der Entwickler-Kultur bei SAP. Er organi-sierte 
zahlreiche SAP InnoJam Hackathons und nahm als tech-nischer 
Experte bei einigen Nicht-SAP-Hackathons teil. 
Weiterführende Links: 
• Hackathon-Management-Plattform: hackerleague.org 
• Hackathon-Management-Plattform mit guter Liste der wich-tigsten 
Hackathons: hackathon.io 
• Hackathon-Dienstleister/ -Organisatoren: angelhack.com 
• Hackathon-Organisator, Fokus auf Start-up-Bildung: startup-weekend. 
com 
• Random Hacks of Kindness, möchte „die Welt verbessern mit 
praktischen Open-Soure-Lösungen“: rhok.org 
• Berliner Start-up, das Hackathons speziell für Frauen organi-siert: 
geekettes.io 
• Plattform, die Hacking-Herausforderungen listet, um gute Pro-grammierer 
für offene Stellen zu finden: hackerrank.com 
• Plattform, die IT-, Design- und wissenschaftliche Herausforde-rungen 
crowd-sourced bzw. out-sourced: topcoder.com 
• Die US-Regierung crowd-sourced Innovationen: challenge.gov 
• Die Regierung von Singapur fördert Innovationen durch Ha-ckathons: 
upsingapore.com 
• Bei diesem Beispiel aus der Weltraumforschung haben extrem 
viele Menschen mitgemacht: spaceappschallenge.org 
• Große Hackathons sind hier zu finden: mhacks.org, pennapps.com, 
techcrunch.com/events, hackathon.launch.co 
• Europas größter Studenten-Hackathon: studenthack.com 
1 
23
Offline 
Ein Mythos des Internetzeitalters besagt: 
Wenn ein neuer Onlineservice gut und 
cool ist, dann kommen die Menschen 
in Scharen und nutzen ihn. Einfach so. 
Ohne dass ein Marketing-Budget nötig ist? 
Schön wär’s. Selbst wenn einige Websites 
oder Apps allein wegen ihrer neuen Ideen 
und Konzepte Aufmerksamkeit erregen, 
bedarf es kontinuierlicher Anstrengun-gen, 
um die Menschen bei der Stange 
zu halten. Eine Folge des Irrglaubens an 
geniale, von selbst wachsende Internetin-novationen 
ist es, dass viele Gründer die 
harte Arbeit unterschätzen, die notwendig 
ist, um Nutzer zu aktivieren. Zugleich ver-nachlässigen 
sie das wahre, das analoge 
Leben, in dem ihr Service funktionieren 
soll. Dieses Leben ist offline. 
Wenn es könnte, würde das Internet überquellen vor Websites und Diensten, 
die alle möglichen Bedürfnisse befriedigen wollen. Würde man jedoch die 
digitalen Leichen aussortieren, bliebe nur noch ein Bodensatz über. Auch im 
sozialen Sektor finden viele digitale Innovationen keine oder nur wenige Nutzer. 
Dennsdie meisten erfolgreichen Onlineservices haben eine starke, aber in der öf-fentlichen 
Wahrnehmung oft ausgeblendete Offline-Komponente. Beispielsweise 
ist das beste Rezept für ein erfolgreiches Kickstarter-Projekt ein Artikel in der 
„New York Times“ oder einer anderen großen Zeitung. Und die Revolution in Tu-nesien 
erreichte erst eine kritische Masse, nachdem Al Jazeera die Nachrichten 
von regimekritischen Bloggern klassisch über die Fernseher in die Wohnzimmer 
von Tunis und Kasserine brachte. 
O'ine $ Trend 
2 
25
Jenseits der Polarität zwischen Cyberutopisten und Technoskeptikern nähern 
wir uns einem nuancierteren Verständnis der Möglichkeiten von Online- und 
Offlinekanälen. Deshalb ist einer der wichtigsten Trends im digital-sozialen Um-feld, 
„das Analoge“ oder offline, wie wir es nennen. 
Offline sein, um die Menschen online zu erreichen 
ffline spielt schon deshalb eine wichtig Rolle, weil reine Online- 
Produkte und -Projekte Bevölkerungsgruppen ausschließen, die 
keinen Internetzugang haben bzw. nicht internetkompetent sind. 
Wenn Regierungen oder zivilgesellschaftliche Organisationen 
Informationen online präsentieren, erschließen sich diese An-gebote 
O 
verschiedenen Bevölkerungsgruppen sehr unterschiedlich. Internetaffine 
Nutzer finden sich besser zurecht, während Internetferne zunehmend abgehängt 
werden. Um dem Anspruch, offen und inklusiv zu sein, gerecht zu werden, müs-sen 
politische und soziale Initiativen folglich auch offline aktiv sein. Dabei geht 
es nur vordergründig um Zugang zur technischen Infrastruktur. Mindestens 
ebenso wichtig ist es, dass benachteiligte Bevölkerungsgruppen, darunter arme 
und alte Menschen, lernen, wie und wozu sie das Internet nutzen können. Dass 
zum Beispiel staatliche Angebote für e-Partizipation"nicht so leicht zugänglich 
sind wie gedacht, belegt "die Studie von Miller und Horst zur Internetnutzung 
in Ghana, die ergab, dass für Slumbewohner das Internet nur aus Chat und ei-ner 
Handvoll von Websites besteht, während andere Angebote unbekannt waren. 
Viele Online-Plattformen sind erfolgreich, 
weil die Macher ihre Kontakte in Offline- 
Netzwerken pflegen. 
Aus diesem Grund sind Initiativen wie Digital by Default der britischen Regierung 
oder Outreach-Projekte wie e-democracy so wichtig. Sie verbinden die"Zielgrup-pe 
mit der Software:"Die Mitarbeiter von e-democracy klopfen an den Haustü-ren 
amerikanischer US-Städte, um möglichst viele Bewohner eines Stadtviertels 
in lokale Mailinglisten aufzunehmen und ihnen zu zeigen, wie sie mithilfe von 
Internet-Nachbarschaftsforen ihr Viertel verbessern können."Leider gibt es in 
Deutschland bislang keine vergleichbaren überregionalen Bemühungen. Einer Ini-tiative 
wie D21 geht es hauptsächlich um infrastrukturelle Themen wie Breitband- 
Zugang, nicht um das gesellschaftliche Problem der digitalen Alphabetisierung. 
Offline lassen sich Bedürfnisse und Gewohnheiten der Ziel-gruppe 
besser erforschen 
ür Internetdienstleistungen ist es essenziell, dass sie die genauen 
Lebensgewohnheiten, Verhaltensweisen und Bedürfnisse ihrer 
Zielgruppen kennen. Nicht nur zu viele Entwicklungshilfepro-jekte, 
sondern auch Engagementplattformen, Anti-Korruptions- 
Apps und NGO-Websites werden in Londoner, Brüsseler oder 
F 
Berliner Büros von gutwilligen Menschen konzipiert, die kein tieferes Verständ-nis 
für den lokalen Kontext und die realen Bedürfnisse der anvisierten Nutzer 
O'ine $ Trend 
2 
26
haben. Diese erschließen sich oft erst durch Offline-Recherchen in Form von teil-nehmender 
Beobachtung und Interviews. Als die britische Firma Participle das 
Programm The Life plante, welches sich an chronisch problembehaftete Familien 
und deren Sozialarbeiter richtet, folgte sie einer Reihe von Familien durch ihren 
Lebensalltag. Dabei stellte sich heraus, dass Familien mit multiplen Problemen 
(Arbeitslosigkeit, Drogenmissbrauch, Schulversagen etc.) im Durchschnitt mit 23 
verschiedenen Regierungsbehörden zu tun haben. Auf diese Erkenntnis aufbau-end, 
konzentriert sich das neue Betreuungsprogramm darauf, diese Kommuni-kationsvielfalt 
zu reduzieren. 
Strippen ziehen mit echten Menschen 
er Erfolg vieler Online-Plattformen hängt damit zusammen, dass 
die Macher es verstehen, gute Kontakte zu Offline-Netzwerken 
zu unterhalten und diese als Multiplikatoren und Treiber für 
ihre Arbeit einzusetzen. Artas Bartas, Gründer der Anti-Korrup-tions- 
Plattform Bribespot, empfiehlt Plattformbetreibern: „Stop 
D 
marketing to end-users and instead focus on actors who are most influential in 
driving the adoption of your social solution.“ Multiplikatoren können Journa-listen, 
Community-Aktivisten, NGOs, politische Eliten oder Unternehmen sein, 
die aus eigenem Anreiz mitwirken, da ihnen die Online-Dienstleistung hilft, die 
eigenen Ziele zu erreichen. 
Ein Projekt aus dem betterplace-Umfeld illustriert das: Um Jugendliche für soziales 
Engagement zu mobilisieren, baute Telefonica zwar die Online-Plattform Think Big, 
auf der sich Jugendliche sehr einfach für 400 Euro Förderung bewerben können. 
Aber der eigentliche Treiber des Programms, das mittlerweile 1.800 Projekte geför-dert 
und 37.000"Jugendliche erreicht hat, ist die Kooperation mit einem Netzwerk 
deutscher Jugendorganisationen. Dieses Offline-Netzwerk hat zumindest ein finan-zielles 
Interesse am Erfolg von Think Big, da die einzelnen Organisationen für das 
Coaching der Jugendprojekte jeweils 600 Euro erhalten."Ohne diese Kontakte, die 
zum großen Teil auf persönlichen Beziehungen, Besuchen und Telefonaten basie-ren, 
hätte die Online-Plattform keine große Reichweite erfahren. 
Bei betterplace.org selbst gingen wir bei der Gründung naiv davon aus, dass zahl-reiche 
deutsche Spender unsere Seite mit den vielen Grassrootsprojekten und 
der transparenten Berichterstattung einfach zu schätzen wüssten und allein des-halb 
über betterplace soziale Projekte fördern würden. Doch schnell merkten 
wir, dass die Plattform viel schneller wächst, wenn wir starke Multiplikatoren 
wie Payback"– in Form der Payback Spendenwelt"– oder Vodafone"– in Form von 
betterplace mobile"– einbinden. Auch sind alle wichtigen Kontakte zu better-place- 
Unterstützern und Partnerunternehmen offline zustande gekommen, also 
über persönliche Treffen. 
Bauchgefühl und Energie 
ffline-Veranstaltungen, bei denen Menschen miteinander in per-sönlichen 
Kontakt kommen, sind ebenfalls gut geeignet, um vir-tuellen 
Dienstleistungen oder Produkten ein Gesicht zu geben. 
Digitale Tools erscheinen oft zu technisch, als dass sie in der 
Lage wären, Vertrauen zu etablieren. Persönliche Kontakte da-gegen 
O 
erzeugen bei uns positive oder negative Bauchgefühle und machen es ein-facher 
herauszufinden, ob wir ein Produkt sympathisch, relevant oder spannend 
O'ine $ Trend 
2 
27
finden. Bei Veranstaltungen, auf denen Menschen mit einer ähnlichen Zielsetzung 
und Wertvorstellung zusammenkommen, kann eine hohe Energie entstehen, die 
wiederum eine gute Grundlage für Kooperationen und kreativen Austausch ist. 
Das Sozialunternehmernetzwerk Ashoka machte beispielsweise die Erfahrung, 
dass Offline-Treffen zwischen Ashoka Fellows ganz eigene Synergien erzeugen. 
Viele soziale Aktivisten brennen für ihr eigenes Thema und sind sehr von ihrem 
Alltag absorbiert. Meist fehlt die Zeit, um den Austausch mit anderen selbst zu 
initiieren. Um gegenseitiges Lernen zu fördern und Kollaborationen anzustoßen, 
organisiert Ashoka deshalb diesen Austausch, indem die Stiftung ihre Fellows zu 
entsprechenden Treffen zusammenruft. Ashoka bezeichnet die Treffen begeistert 
als „Feuerwerke“. 
Auch hier können wir auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. Zu Beginn verstan-den 
wir uns bei betterplace als eine rein virtuelle Plattform. Dann bemerkten 
wir das Bedürfnis der Zielgruppen, also Unterstützer der Plattform, Spender 
und NGOs, uns persönlich kennenzulernen: Wer steckt hinter dieser Plattform? 
Können wir denen trauen? Was ist deren Motivation? Solche Fragen konnten wir 
online nur unbefriedigend beantworten. Seitdem haben wir begonnen, selbst 
Veranstaltungen zu besuchen und betterplace vorzustellen. Wir laden auch regel-mäßig 
Projektmacher zu uns ins Büro ein, veranstalten die jährliche Konferenz 
labtogether und teilen unser Wissen in Workshops. Diese persönlichen Kontakte 
führen dazu, dass Gleichgesinnte sich kennenlernen, die sich sonst nicht begegnet 
wären, da die traditionelle Online-Architektur von Diskussionsforen und Blogs 
dafür nicht geeignet ist. 
Auf den Schreibtisch der Entscheider 
gelangt man mit einem Hingucker zum 
Anfassen viel eher als mit einem Link in 
einer E-Mail. 
Reputation zum Anfassen 
nline-Angebote werden oft auch in analoger Form angeboten. So" 
sind die PDF-Plakate zum Ausdrucken, die wir bei betterplace 
für Projektverantwortliche anbieten, beliebte Werbeträger, die 
dann an Bäumen und Ladentheken hängen. Interessierte rei-ßen 
sich den Streifen mit dem Link zum Projekt ab, um sich zu 
O 
Hause online Details genauer anzusehen. Auch der betterplace lab Trendreport 
startete als reine Online-Plattform. Doch die jährlich erscheinende Druckversi-on 
hat sich als besonders erfolgreiches Produkt erwiesen. Menschen mögen die 
haptische Erfahrung, ein schönes Buch in den Händen zu halten. Und auf den 
Schreibtisch einer Entscheiderin gelangt man mit dem Hingucker viel eher als 
mit einem Link in einer E-Mail. Mit dem schicken Buch gelingt es uns, ganz an-dere 
Netzwerke zu erschließen und an wichtigen Stellen Reputation aufzubauen. 
Offline ist also eine gute Ergänzung zu Online. So geben immer mehr NGOs ihren 
erfolgreichen Online-Aktionen auch ein Offline-Gesicht. Etwa als die englische 
Fairtrade-Organisation beim March of the Mini Army Papierfiguren von jenen 
8.000 Menschen aufmarschieren ließ, die eine entsprechende Online-Petition 
O'ine $ Trend 
2 
28
unterzeichnet hatten. In die entgegengesetzte Richtung funktionierte die Oxfam- 
Aktion Remember Me: Auf Secondhand-Kleidung kann man QR-Codes scannen, 
die mit der Geschichte des Vorbesitzers verlinkt sind. 
Chancen • Offline lassen sich wichtige Beziehungen verbindlicher knüp-fen. 
• Auf Veranstaltungen kann man seiner Online-Seite ein Ge-sicht 
geben. 
• Offline erreicht man auch Menschen, die Schwierigkeiten mit 
dem Internet haben. 
• Im persönlichen Gespräch lassen sich die Bedürfnisse der Ziel-gruppen 
qualitativ hochwertiger erforschen. 
Risiken • Offline-Aktivitäten sind relativ ressourcenintensiv (Zeit, Geld, 
Wissen) und wenig skalierbar. 
Fazit Vor lauter Online-Euphorie, darf nicht vergessen werden, dass 
„das wahre Leben“ offline ist. Online-Kommunikation bleibt stets 
unverbindlich und distanziert, gerade wenn es darum geht, Men-schen 
dazu zu bewegen, sich zu engagieren oder zu spenden. On-line- 
Netzwerke und soziale Medien sind zwar heute unverzicht-bar, 
um Botschaften zu verbreiten. Doch zusätzlich zu diesem 
quantitativen Aspekt der Vernetzung (z. B. 7.500 Facebook-Fans) 
müssen Organisationen offline für eine qualitative Komponente 
sorgen. Veranstaltungen, persönliche Gespräche oder haptische 
Erlebnisse (Broschüren etc.) sind zwar weniger gut skalierbar, 
bleiben den Menschen aber besser im Gedächtnis, weil sie direk-ter 
erlebt werden und entsprechend verbindlichere Emotionen 
verursachen. 
O'ine $ Trend 
2 
29
March of 
the Mini Army 
www.fairtradeblog.tumblr.com/post/44536365765/the-march-of-the-mini-army 
8.000 Menschen haben in Großbritannien online 
eine Petition unterzeichnet, um faire Preise für 
kleine Landwirte zu fordern. Doch was bedeuten 
8.000 Klicks? Wie groß ist eine Menge von 8.000 
Menschen? Die Fairtrade Foundation visualisierte diese Zahl 
eindrücklich, indem sie 8.000 Pappfiguren bastelte und diese 
„Mini-Armee“ aufmarschieren ließ"– vor den Houses of Parlia-ment. 
Das Beste: Auf den Pappfiguren waren die Gesichter der-jenigen 
Leute, die die Online-Petition unterzeichnet hatten. Die 
Unterzeichner hatten zuvor ein Foto von sich hochgeladen und 
gaben ihren Klicks über die Pappfiguren ein Gesicht. Die Presse 
war begeistert! March of the Mini Army ist ein gutes Beispiel 
dafür, wie man aus dem Online-Silodenken ausbrechen kann, 
um einer Kampagne offline neue Lebendigkeit, Authentizität 
und Qualität zu verleihen. 
O'ine $ Cases 
2 
30
The Circle 
www.circlecentral.com 
Die Behörden im Londoner Bezirk Southwark wollten 
für eine höhere Lebensqualität der älteren Einwoh-ner 
sorgen, wussten aber nicht wie. Wer nicht fragt, 
bleibt dumm, und so erfuhren die Beamten durch 
persönliche Interviews von den Bedürfnissen, Ängsten und Wün-schen 
der Senioren. Den meisten waren soziale Kontakte, geistige 
Fitness und Hilfe bei Alltagsherausforderungen wichtig. Davon 
ausgehend wurde 2009 das Offline-Netzwerk „The Circle“ gegrün-det. 
Jeder Einwohner, der über 50 Jahre alt ist, kann bei seinem 
Circle für einen Jahresbeitrag von etwa 40 Euro Mitglied werden. 
Als neues"Mitglied teilt man dem Circle mit, welche Unterstützung 
man braucht und auch, welche Hilfe man geben kann"– zum Bei-spiel 
gemeinsam zum Einkaufen fahren oder den Garten umgraben. 
Jeder Helfer kann entscheiden, ob er seine Arbeitskraft umsonst 
oder bezahlt anbieten möchte. Eine Online-Plattform hilft dabei, 
Angebot und Nachfrage zu managen. 
O'ine $ Cases2 
31
PlaCard 
misereor.de/projekte/mut-zu-taten.html 
Schon mal eine Kreditkarte in ein Werbeplakat 
gesteckt? Die PlaCards von Misereor fordern ihre 
Betrachter genau dazu auf. Die großen Bildschir-me 
mit integriertem Kreditkartenlesegerät locken 
auf Bahnhöfen und Flughäfen mit den Slogans „feed them“ und 
„free them“. Zieht man seine Kreditkarte durch, spielt der Bild-schirm 
eine Filmsequenz ab, bei der die Karte wie ein Messer 
Brot schneidet oder die Fesseln eines Gefangenen durchtrennt. 
Der Spendenbetrag ist auf zwei Euro festgelegt. Auch interes-sant: 
Nach der Spende kann Misereor den Kontakt zum Spender 
halten. Die Organisation nutzt die Kreditkartenabrechnung, um 
sich zu bedanken und per Link den Spender für ein langfristi-ges 
Engagement zu gewinnen. 
O'ine $ Cases 
2 
32
33
Giving Days 
2009 kamen beim Online- Fundraising- 
Wettbewerb „Give to the Max“ in 
Minnesota innerhalb von 24 Stunden 14 
Millionen US-Dollar für über 3.000 lokale 
NGOs zusammen. Seitdem verzeichnet die 
USA einen regelrechten Boom sogenannter 
Giving Days, die in einzelnen Städten, 
Bundesstaaten oder"– wie der Giving Tues-day 
"– im ganzen Land zelebriert werden. 
Immer mehr gemeinnützige Organisati-onen 
nutzen diese neuen, konzertierten 
Fundraising-Aktionen. 
Giving Days sind kompakte und kollaborative Online-Fundraising-Veranstaltun-gen, 
bei denen hohe Summen für NGOs gesammelt werden. Im Gegensatz zu 
vielen anderen Webbewerben, die NGOs, Stiftungen oder Unternehmen starten, 
tun sich bei Giving Days meist mehrere Akteure zusammen. Zudem zeichnen 
sie sich durch ihr zeitlich stark komprimiertes, oft auf 24 Stunden beschränk-tes 
Format aus. 
Viele Giving Days werden von regionalen Institutionen ins Leben gerufen, um 
den Zusammenhalt der örtlichen NGOs zu stärken. So arbeiten beim Give to the 
Max Day:Greater Washington, beim Give BIG und beim Giving Tuesday Unter-nehmen, 
Stiftungen und die UN zusammen, um ihre Kräfte für den einen großen 
Fundraising-Schlag zu sammeln. 
Giving Days $ Trend 
3 
35
Mit einem großen Ruck die Spendenlawine lostreten 
ie Ziele der Initiatoren sind divers: Vordergründig geht es dar-um, 
neue Spenden für NGOs zu generieren. Zugleich schaffen 
Giving Days aber auch einen sozialen Zusammenhalt, indem sie 
ein Bewusstsein für regionale Herausforderungen wecken, das 
Potenzial lokaler Solidarität nutzen und so die regionale Identität 
stärken. Giving Days bündeln die sonst oft fragmentierten Aktivitäten einzelner 
gemeinnütziger Organisationen auf einer neuen regionalen Ebene und versuchen, 
Netzwerksynergien zu erzeugen. Da sie nicht auf einzelne wohlhabende Philan-thropen 
abzielen, sondern möglichst viele „kleine“ Spender aktivieren wollen, 
tragen sie auch zur Demokratisierung des sozialen Engagements bei. 
Außerdem machen Giving Days die Arbeit zivilgesellschaftlicher Initiativen sicht-bar 
und ermöglichen ihnen, ihre Beziehungen zu Spendern und Unterstützern 
zu intensivieren. 
Giving Days verstehen sich als Werkzeuge, um die Online-Fundraising- und Kom-munikations- 
Fähigkeiten von NGOs zu stärken. Eine zentrale Online-Fundraising- 
Plattform bildet das technologische Rückgrat aller Aktivitäten und macht NGOs 
und Spender mit neuen digitalen Möglichkeiten des sozialen Engagements vertraut. 
NGOs profitieren von der Reichweite der Medien und den 
Sponsorengeldern der Unternehmenspartner 
ie Organisatoren eines Giving Days kommen üblicherweise sechs 
bis acht" Monate vor dem großen Tag zusammen und schmie-den 
eine Allianz mit weiteren Partnern. Dazu zählen besonders 
Sponsoren für Preisgelder sowie Medien und Werbeagenturen, 
die beim Marketing helfen. Da Giving Days innerhalb weniger 
Jahre in den USA so beliebt geworden sind, gibt es mittlerweile eine Reihe von 
Leitfäden, die bei der Organisation eines Spendentags helfen. So stellt das Gi-ving 
Day Playbook der Knight Foundation Materialien von Muster-E-Mails und 
Facebook-Seiten bis hin zu Kalenderplanern zur Verfügung. 
Die Aufgabe der Giving-Day-Initiatoren ist es, eine komplette Infrastruktur für 
den Tag zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören neben der Online-Fundraising- 
Plattform auch Marketing-Dienstleistungen. Partner stellen Werbeflächen z.B. 
in Form von großflächiger Plakatierung von Bussen, Radiodurchsagen oder TV-Spots 
zur Verfügung. Print- und Online-Medien schalten Anzeigen und berichten 
in den Wochen vor dem Spendentag über die Arbeit der teilnehmenden NGOs. 
Das gebündelte und in der Region sichtbare Marketing bedeutet, dass die spen-densammelnden 
NGOs sich nur noch um die möglichst effektive Ansprache und 
Aktivierung ihrer Netzwerke kümmern müssen. Da viele NGOs bislang noch wenig 
Erfahrung im Bereich Online-Fundraising und Social Media haben, bemühen sich 
die Organisatoren, im Vorfeld entsprechende Kapazitäten aufzubauen. Sie stellen 
Leitfäden oder Webinare bereit bzw. bieten Offline-Workshops mit Experten an. 
Wer am besten Spenden sammelt, wird mit Prämien belohnt 
m möglichst viele Spender zu aktivieren, haben sich Gamifizie-rungsstrategien 
als nützlich erwiesen. Giving Days rufen Preise 
in verschiedenen Kategorien aus. Dabei belohnen die meisten 
nicht die Höhe der eingesammelten Spenden, sondern versuchen, 
D 
D 
U 
Giving Days $ Trend 
3 
36
Giving Days $ Trend 
3 
möglichst viele Menschen zum Engagement zu motivieren. Preise oder Matching-gelder 
werden dementsprechend für die NGO mit den meisten Einzelspendern 
ausgerufen. Peer2Peer-Fundraising wird belohnt, indem die NGO, deren Spen-der 
selbst am meisten weitere Spender aktivieren kann, gewinnt. Andere Kate-gorien 
zeichnen die Organisation mit den meisten neuen Twitterfollowern aus 
oder etablieren einstündige Fundraising-Wettbewerbe am Vor- oder Nachmittag 
des Giving Days. 
Alle Aktivitäten werden transparent über Spendenplattformen wie Razoo abge-wickelt. 
Organisationen und Spender können auf Leaderboards sehen, wo sie im 
Wettbewerb gerade stehen und wie viele Spenden schon zusammengekommen 
sind. Auf diese Weise können sie strategisch ihre Netzwerke aktivieren. 
Giving Days erreichen dank der Massenmedien sehr viele 
Menschen 
iving Days haben sich zu einer regelrechten Bewegung entwickelt, 
da sie es schaffen, viele Spenden für NGOs zu generieren. Wäh-rend 
des Give To the Max Day Minnesota 2013 konnten über 17 
Millionen US-Dollar Spenden von über 52.000 Spendern für fast 
4.500 NGOs eingesammelt werden. The Big Give in Ohio brachte 
G 
den 569 teilnehmenden Organisationen über 10 Millionen US-Dollar Spenden, 
während bei dem North Texas Giving Day 2013 über 25 Millionen US-Dollar von 
75.000 Spendern für rund 1.300 lokale NGOs"zusammenkamen. Die Tendenz 
ist steigend: Pittsburgh Gives brachte im ersten Jahr (2009) rund 1,5 Millionen 
US-Dollar, 2013 waren es schon über sieben Millionen. 
Giving Days erzeugen außerdem meist eine grosse Medienresonnanz: So wurde 2011 
in mehr als 60 Artikeln über den Give To the Max: GreaterWashington berichtetet. 
Der Hashtag dominierte auf twitter und sorgte für hohe Aktivitäten auf den betref-fenden 
facebook-Seiten der Partner und sozialen Organisationen. Über diese Kanäle, 
sowie per Mund zu Mundpropaganda konnten viele Spender angesprochen werden. 
Promis wie Bill Gates sorgen für noch mehr Wumms 
ie Evaluationen belegen, dass die überwältigende Anzahl der 
teilnehmenden NGOs Giving Days als Erfolg bewerten. Die Spen-denergebnisse 
gehörten oft zu den höchsten, die die NGOs je ver-zeichnet 
hatten. Arbeitsaufwand und Ergebnis standen in einem 
guten Verhältnis zueinander: Die meisten Teilnehmer gaben an, 
D 
unter 30 Stunden Zeit investiert zu haben. Dies war nur möglich, weil die ge-samte 
Marketingleistung für den Giving Day zentral bei den Organisatoren lag. 
Viele konnten neue Spender erreichen und gaben an, auch in Zukunft vermehrt 
im Bereich Online-Fundraising aktiv werden zu wollen. 
Während die oben genannten Beispiele regionale Veranstaltungen beschreiben, 
ist der Giving Tuesday seit 2012 eine landesweite Kampagne in den USA. Nach 
Thanksgiving und vor dem Beginn der Weihnachtssaison lenkt sie die Aufmerk-samkeit 
der Konsumenten auf die eigentliche Bedeutung der Feiertage und ani-miert 
sie im Namen der Nächstenliebe, an soziale Einrichtungen zu spenden. 
Der erste Giving Tuesday wurde auch dank der Tweets von Bill Gates, Penélope 
Cruz und Susan Sarandon zu einem großen Erfolg: 2.500 NGOs nahmen teil und 
erhielten über zehn Millionen US-Dollar Online-Spenden. 2013 steigerte sich 
das Spendenvolumen des Giving Tuesdays um 90 Prozent auf über 19 Millionen 
37
US-Dollar. Die Höhe der einzelnen Spenden betrug im Durchschnitt 142 US-Dollar 
(102 im Jahr davor, Details bei philanthropy.com). 
Giving Days lohnen sich besonders für kleine und mittlere NGOs 
iving Days sind besonders für kleine und mittelgroße NGOs 
geeignet. Große Organisationen taten sich bei der Teilnahme 
dagegen schwerer. Das lag zum Teil daran, dass ihre internen 
Kommunikationsstrukturen für relativ kurzfristige und spon-tane 
Wettbewerbe zu behäbig sind. Zugleich erschien der Ar-beitsaufwand 
in Relation zu den zu erwarteten Gewinnen relativ groß und viele 
Fundraiser gaben an, sie würden stattdessen lieber in etablierte Formate wie die 
Fundraising-Dinner zum Jahresende investieren. 
Während Social-Media-Experten wie Beth Kanter schon von einer Giving-Day- 
Bewegung in den USA sprechen, ist das Format außerhalb der Vereinigten Staa-ten 
bis auf wenige Experimente noch nicht verbreitet. Zwar gibt es auch hier 
kompakte, auf 24 Stunden begrenzte Fundraiser wie die Telethons oder den 
deutschen RTL Spendenmarathon. Doch diese laufen im Fernsehen und haben 
keine Online-Fundraising-Komponente. 
Chancen • Giving Days sind eine für NGOs effiziente Art, Spenden zu sam-meln, 
da die Marketingaktivitäten von Partnern gestemmt werden. 
• Lokale NGOs können ihre Bekanntheit steigern und ein Be-wusstsein 
für die gemeinsamen Herausforderungen und Leis-tungen 
einer Region schaffen. 
• Giving Days sind eine gute Gelegenheit, die Kompetenzen der 
teilnehmenden NGOs im Bereich Online-Fundraising und On-line- 
Kommunikation zu stärken. 
• Die Arbeit der Giving Days verteilt sich auf viele Schultern und 
Partner können sich jeweils mit ihren Kompetenzen einbringen. 
Risiken • Bislang ist ungewiss, ob das Format auch außerhalb der USA 
funktioniert. 
• Es müssen etwaige Transaktionskosten, die beim Online-Fund-raising 
anfallen, offengelegt werden (Razoo nimmt von jeder 
Spende 2,7 Prozent Gebühr). 
• Wenn das Marketing nicht genug Menschen in der Öffentlich-keit 
erreicht, droht ein schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis. 
• Die Erfolge von Giving Days sagen nichts darüber aus, ob Men-schen 
insgesamt mehr spenden. 
Fazit Giving Days konzentrieren soziales Engagement in Form von 
Spenden auf ein Großereignis. Mit viel Tamtam und PR fiebern 
NGOs, Unternehmen und Medien dem großen Tag entgegen, 
um neue Spendenrekorde aufzustellen. Die mediale Wucht kann 
nicht nur auf regionaler Ebene kleinen NGOs helfen, mehr Auf-merksamkeit 
zu bekommen. Giving Days emanzipieren das Spen-denwesen 
auch von der Weihnachtszeit. In Deutschland würde 
ein Giving Day für frischen Wind sorgen. Langfristig muss aber 
noch untersucht werden, ob Giving Days insgesamt zu einer ak-tiveren 
und engagierteren Zivilgesellschaft führen. 
G 
Giving Days $ Trend 
3 
38
Give to the Max 
givemn.razoo.com 
Wenn Städte Helden sein könnten, wäre Minne-sota 
ein Giving-Day-Superheld: Schon am ersten 
Giving Day 2010 haben die Menschen dort 14 Mil-lionen 
US-Dollar gespendet, 2012 waren es bereits 
16 Millionen. Der letzte Giving Day vom 14. November 2013"– in 
Minnesota läuft er unter dem Titel „Give to the Max“"– brach-te 
mehr als 17 Millionen US-Dollar Spenden ein. Über 50.000 
Menschen haben für 4.500 NGOs gespendet. Aber nicht nur 
wer das meiste Geld sammelt, wird bei Give to the Max geehrt: 
Auch besonders kreative Kampagnen bekommen Preise. Alle 
Spenden wurden über die Plattform GiveMN, die auf der Inf-rastruktur 
von Razoo aufbaut, abgewickelt. 
Giving Days $ Cases3 
39
Giving Tuesday 
community.givingtuesday.org 
Der Dienstag nach Thanksgiving ist jetzt weltweit 
der #GivingTuesday. Das Hashtag ist Teil des 
Namens und zeigt, dass es sich hier vor allem um 
eine Social-Media-Kampagne handelt, die Geben 
und Gutes-Tun via Twitter, Facebook usw. thematisieren und 
verbreiten will. Die Kampagne hat aber auch wichtige Off-line- 
Komponenten. Die teilnehmenden NGOs sind aufgefor-dert, 
sich etwas ganz Besonderes für den #GivingTuesday aus-zudenken. 
Zum Beispiel eine persönliche Belohnung für die 
Spender, einen Tag der offenen Tür oder ein Event, an dem 
sich jeder ehrenamtlich einbringen kann. Am ersten #Giving- 
Tuesday Ende 2012 wurden 10 Millionen US-Dollar gespendet 
(abgewickelt über die Online-Plattform Blackbaud), 2013 war 
es schon doppelt so viel. Am 2. Dezember ist der #GivingTu-esday 
des Jahres 2014. 
Giving Days $ Cases 
3 
40
Razoo 
razoo.com 
Giving Days $ Cases3 
Die Online-Plattform Razoo spielt eine wichtige 
Rolle bei den Giving Days in den USA. Sie ist die 
Spendenzentrale für alle Teilnehmer des Events, 
leicht zu bedienen und Giving-Days-erprobt. Auch 
einem Ansturm von Tausenden Spendern hält sie stand und 
zeigt in Echtzeit den Spendenstand an. Auch an Tagen, die kei-ne 
Giving Days sind, können Nutzer die Plattform verwenden. 
Zum Beispiel indem sie eine eigene Spendenseite auf Razoo 
anlegen, über die sie für „ihre“ ausgewählte Organisation als 
Fundraiser Geld sammeln. Besonders erfolgreiche Fundraiser 
werden in einem Ranking gelistet und bekommen so Anerken-nung 
und Lob für ihr Engagement. 230 Millionen US-Dollar 
wurden auf diesem Weg schon gesammelt. Razoo finanziert 
sich über eine Bearbeitungsgebühr von fünf Prozent für NGOs 
und acht Prozent für private Fundraiser. 
41
Crowdfunding 
Crowdfunding $ Trend 
Crowdfunding ist ein wichtiger Trend zur 
Finanzierung von Projekten und Innova-tionen 
geworden. Immer mehr Menschen 
versuchen die Crowd von ihren Ideen 
zu überzeugen, das nötige Startkapital 
sammeln sie immer öfter online bei 
Privatpersonen. Plattformen wie Kickstar-ter, 
Indiegogo oder Startnext haben sich 
mit ihren Geschäftsmodellen etabliert und 
konkurrieren auf einem mehrere Milliar-den 
Euro schweren Crowdfunding-Markt. 
Crowdfunding ist eine Spezialform des Online-Fundraisings. Online-Fundraising 
betreiben meist etablierte oder längerfristig angelegte soziale Initiativen auf ihrer 
Website oder einer Spendenplattform wie Global Giving oder betterplace.org."Der 
Begriff Crowdfunding hingegen wird meist dann verwendet, wenn die Geld suchen-den 
Projekte ihren Unterstützern bestimmte konkrete Gegenleistungen in Aussicht 
stellen. Das geht beim Spendensammeln nicht: In Deutschland dürfen Organi-sationen 
über die Ausstellung von Spendenquittungen hinaus keine materiellen 
Gegenleistungen anbieten, da die Spenden sonst nicht mehr steuerabzugsfähig 
wären. (Verwirrend: Manche Crowdfunding-Plattformen stellen für gemeinnützige 
Projekte auch Spendenquittungen aus.) 
4 
43
Crowdfunding $ Trend 
4 
Crowdfunding-Aktionen sind im Vergleich zum Online-Fundraising zeitlich und 
thematisch meist stärker fokussiert: Es geht darum, ein in sich abgeschlosse-nes 
Projekt oder Produkt in einem bestimmten Zeitraum zu finanzieren. Viele 
Kunst- und Kulturprojekte haben sich in den letzten Jahren auf diese Art finan-zieren 
können; bei Kickstarter sind Tanz-Projekte die erfolgreichste Kategorie. 
Die größten Summen kommen meist für die Entwicklung innovativer Produkte 
zusammen. Aber auch Projekte mit sozialer Zielsetzung sind auf Crowdfunding- 
Plattformen vertreten. 
Schon die Freiheitsstatue wurde über Crowdfunding finanziert 
ft erscheint die Unterscheidung zwischen Spenden- und Crowd-funding- 
Plattformen willkürlich. Crowdfunding ist als Begriff 
momentan en vogue und so nutzen ihn viele Spendenplattfor-men 
(die also keine Gegenleistungen anbieten) für ihre Vermark-tung 
"– etwa die gerade in Deutschland gestartete Plattform So-cial 
O 
Impact Finance, auf der eine Handvoll ausgewählter Sozialunternehmer 
Spenden sammeln. Eine weitere Spielart des Crowdfunding ist das Crowdinves-ting: 
Interessenten erwerben online Unternehmensbeteiligungen an Start-ups, 
die noch in der Startfinanzierungsphase sind. In den USA schaffte Präsident 
Obamas JOBS Act eine gute rechtliche Basis für diese niedrigschwellige Finan-zierungsform 
von Start-ups. 
Ein historischer Vorläufer des Crowdfundings ist das Subskriptionsmodell, mit 
dem im 17. und 18. Jahrhundert Bücher vorfinanziert wurden. Schon damals erhielt 
der Sponsor eine Gegenleistung, indem sein Name auf dem Titelbogen genannt 
wurde. 1885 wurde dann die Freiheitsstatue in New York ebenfalls mithilfe von 
Schwarmfinanzierung, so der deutsche Name, errichtet. 
Als eine der ersten Crowdfunding-Plattformen im Internet ermöglicht Sellaband 
Musikern und Bands seit 2006, ihre Aufnahmen, Konzerte und Promotion vorzufi-nanzieren. 
2008 wurde Indiegogo gegründet, Kickstarter folgte kurz darauf. Mitt-lerweile 
gibt es auf allen Kontinenten Crowdfunding-Plattformen: in Frankreich 
ulule und kisskissbankbank, in Großbritannien sponsume, in Spanien Lanzanos 
und Verkami, in Deutschland Startnext, in Ghana Slicebiz etc. 
Knapp 40 Prozent des Crowdfunding-Geldes fließen in soziale 
Projekte 
n den letzten Jahren erhielten eine Reihe von spektakulären 
Crowdfunding-Aktionen große Medienaufmerksamkeit. So 
sprengten auf Kickstarter gleich mehrere Projekte ihre selbst 
gesetzten Finanzierungsbedarfe und schossen über die Millio-nengrenze. 
Bei den meisten handelte es sich um Vorfinanzierun-gen 
I 
von Produkten wie dem Pebble oder Form 1. In Deutschland gelang es einer 
Filmfirma, für den geplanten Film zur TV-Serie „Stromberg“ innerhalb von einer 
Woche eine Million Euro einzusammeln. 
Die Szene ist sehr dynamisch und stark wachsend. Einer Studie zufolge hatte 
der weltweite Crowdfunding-Markt 2012 ein Volumen von 2,7 Milliarden US-Dollar. 
Davon sollen mehr als eine Milliarde (38 %) sozialen Projekte zugute-gekommen 
sein. Die meisten Crowdfunding-Initiativen gibt es in Nordamerika. 
Der Markt in Europa wächst, und in Südamerika, Afrika und Asien entstehen 
erste Plattformen. 
44
Crowdfunding $ Trend 
Zugleich entsteht rund ums Crowdfunding eine neue Szene. Philanthropie-Exper-tin 
Lucy Bernholz vermutet, dass es im Zuge der Professionalisierung mittlerweile 
Hunderte, wenn nicht Tausende Beratungsfirmen gibt, die Start-ups und Pro-jektmachern 
beim Crowdfunding helfen. Die Plattformen selbst finanzieren sich 
über Gebühren. So zahlen Projektmacher neben den Transaktionsgebühren (2 bis 
5 % der Spendensumme) weitere 4 bis 9 % Nutzungsgebühren an die Betreiber. 
Vorteile des Crowdfundings 
islang war es für einzelne Künstler, Erfinder oder Sozialunter-nehmer 
schwierig, sich Gehör zu verschaffen, geschweige denn 
Geld zu sammeln. Denn die wenigsten haben Zugang zu Finan-zierungsformen 
wie Bankenkrediten, öffentliche Förderprogram-men 
oder die Finanzierung durch sogenannte Venture Capital 
B 
oder Business Angels. Doch übers Crowdfunding können sich Menschen und 
Initiativen mit guten Ideen einer weltweiten Öffentlichkeit präsentieren und sie 
für ihre Belange begeistern. 
Weitere Vorteile: 
1. Crowdfunding ermöglicht es Projektmachern, auf unkompli-zierte 
Weise Startkapital zu sammeln. Kitepatch beispielsweise 
ist ein kleines, chemikaliengetränktes Pflaster für die Haut, 
das Moskitos verscheucht. Nachdem die Prototypen an der 
University of California Riverside entwickelt worden waren, 
kamen die für den Feldversuch in Uganda notwendigen Mittel 
per Crowdfunding zusammen. 
2. Durch Crowdfunding können Sozialunternehmer ihre Arbeit 
skalieren. Für viele Innovatoren ist es schwierig, ausreichend 
finanzielle Mittel aufzutreiben, um ein erfolgreiches Pilotpro-jekt 
zur Marktreife bringen zu können. Hier können Crowd-funding- 
Kampagnen helfen. So gelang es der Macherin von 
LivelyHoods, einem Programm welches jungen Kenianern bei 
der Jobsuche hilft, einen zweiten Standort zu finanzieren. 
3. Crowdfunding-Projekte können über klassische Medien große 
Reichweite bekommen und so das Bewusstsein für wichtige so-ziale 
Themen verbreiten. So konnte Simon Griffiths, Gründer 
des Unternehmens Who Gives A Crap, eine große Öffentlich-keit 
dafür sensibilisieren, dass 2,4 Milliarden Menschen keinen 
Zugang zu Toiletten haben. Seine Idee war es, Klopapier zu 
verkaufen und 50 Prozent des Erlöses in Sanitärprojekte zu 
investieren. Die 50.000 US-Dollar Startkapital sammelte er 
auf einem Klo hockend. Er übertrug das Live-Video von sich 
so lange, bis das Spendenziel erreicht war. 
4. Über Crowdfunding können institutionelle Förderer ermes-sen, 
ob ein Projekt Marktpotenzial hat. Eine große Zahl von 
Unterstützern deutet auf eine gewisse Nachfrage hin, die Pro-jektmacher 
nutzen können, um sich damit bei größeren Geld-gebern 
zu bewerben. 
Die Tatsache, dass Crowdfunding eine Art Reality Check für neue Ideen ist, hat 
eine Reihe von Stiftungen dazu bewegt, in diesem Bereich aktiv zu werden. Die 
Knight Foundation hat eine eigene Seite aufgebaut, über die Förderprojekte Geld 
sammeln können. Je nachdem, wie viele Unterstützer die Projekte vorweisen 
4 
45
können, gibt die Stiftung eigene Fördergelder dazu. Ebenso startete die Skoll 
Foundation auf der Plattform Crowdrise eine Crowdfunding Challenge für 57 
Sozialunternehmer, bei der jede externe Spende verdoppelt wurde. Insgesamt 
kamen über 3,4 Millionen US-Dollar zusammen. 
Ohne gute Geschichte kein gutes Crowdfunding 
ie das oben genannte Beispiel von Who Gives A Crap zeigt, zeich-nen 
sich erfolgreiche soziale Crowdfunding-Aktionen durch ihre 
besonderen Geschichten aus, die man gerne im Freundeskreis 
weitererzählt. Auch Maria Springer versah ihre LivelyHoods- 
Kampagne mit einem besonderen Twist. Sie startete mit 25 Pflas-tern 
W 
im Gesicht, von denen sie für jede 1.000-Dollar-Spende eines entfernte. 
Nach 25 Tagen waren alle Pflaster weg, und sie hatte 27.074 US-Dollar von 251 
Unterstützern gesammelt. 
Da sich Geschichten am besten über Videos verbreiten lassen, raten viele Crowd-funding- 
Plattformen ihren Nutzern, sich in einem zu präsentieren. Regelmäßige 
Updates auf der Plattform und in Social-Media-Kanälen halten die Unterstützer 
auf dem Laufenden. Erfolgreiche Projekte legen einen Grundstock für die Fi-nanzierung, 
indem sie zuerst Freunde und Bekannte aktivieren, die das Projekt 
in ihre eigenen Netzwerke tragen. Wenn es ein Projekt dann noch in die Massen-medien 
schafft, kommt es oft zu einer weitere Spendenwelle. 
Mittlerweile gibt es Hunderte Beratungs-firmen, 
die beim Crowdfunding helfen. 
Ganz oder gar nicht"– und andere Mechaniken der Crowdfun-ding- 
Plattformen 
in wichtiges Erfolgskriterium sind beim Crowdfunding auch 
die Gegenleistungen. Dies können symbolische, aber auch ma-terielle 
Dankeschöns sein, die Unterstützer im Gegenzug für 
ihre Spende und nach Abschluss des Projekts erhalten. Je nach 
Spendenhöhe sind die Gegenleistungen gestaffelt, wobei kleine 
E 
Beträge beispielsweise dadurch belohnt werden, dass der Name des Spenders 
im Vorspann eines Films oder Buchprojekts erscheint. Für größere Beträge 
bekommt man das Produkt zugeschickt oder kann an einer exklusiven Veran-staltung 
teilnehmen. 
Crowdfunding-Plattformen unterscheiden sich in ihrer Mechanik. So können über 
Kickstarter bislang nur Projekte mit Sitz in Nordamerika und Großbritannien fi-nanziert 
werden. Die Plattform selbst kuratiert und selektiert die Projekte stark. 
Im Gegensatz dazu ist Indiegogo eine offene Plattform, auf der Projekte aus über 
200 Ländern vertreten sind. Jene Projekte, die einen hohen sogenannten Gogo- 
Faktor haben (Aktivität der jeweiligen Kampagne), werden von Indiegogo auf 
der Homepage und in Social-Media-Kanälen besonders gefördert. 
Auf manchen Plattformen, darunter Kickstarter, bekommen Projektmacher ihre 
Gelder nur dann ausgezahlt, wenn die von ihnen angegebene Mindestsumme er-reicht 
wurde. Andernfalls fließt das Geld wieder an die Spender zurück, da das 
Crowdfunding $ Trend 
4 
46
Crowdfunding $ Trend 
Projekt nur mit der gesamten Summe realisiert werden kann. Auf Indiegogo kann 
man neben einer solchen „fixierten Finanzierung“ auch eine „flexible Finanzie-rung“ 
auswählen, bei der die Projektmacher alle eingegangenen Gelder erhalten. 
Chancen • Innovatoren können relativ schnell und unbürokratisch Start-und 
Skalierungskapital bekommen. 
• Spender können Teil eines Projekts werden und an dessen Er-folg 
teilhaben. 
• Menschen können an vielen neuen kreativen Prozessen im Be-reich 
Kunst, Kultur, Produktdesign und Soziales partizipieren. 
• Crowdfunding ist eine gute Möglichkeit, die Resonanz einer 
neuen Idee zu testen. 
• Das Risiko für Geldgeber ist begrenzt, da viele Plattformen 
nur dann auszahlen, wenn die für die Realisierung benötigte 
Summe zusammengekommen ist. 
Risiken • Die Tatsache, dass eine gute Idee online viele Unterstützer 
gewinnt, sagt wenig über den realen Erfolg des Projekts aus. 
Gutes Marketing kann dazu verleiten, unsinnige Projekte zu 
finanzieren. 
• Crowdfunding kann den öffentlichen Sektor dazu verleiten, ehe-mals 
staatliche Aufgaben auf private Initiatoren und Geldge-ber 
abzuwälzen. Eine Reihe von Plattformen wie Citizinvestor, 
Spacehive oder das finnische Brickstarter richten sich explizit 
an Bürger, die in ihren Kommunen Projekte realisieren wollen. 
Es erscheint jedoch wenig sinnvoll, dass Bürger in Zukunft 
selbst für einzelne Straßenlaternen oder die Begrünung eines 
Parks zahlen sollen. 
• Erfolgreiche Projekte erzielen oft ein Vielfaches ihres ursprüng-lichen 
Finanzbedarfs, es ist jedoch nicht immer möglich, dieses 
Geld sinnvoll einzusetzen. 
Fazit Crowdfunding hat sich als Finanzierungsmethode für neue Pro-dukte 
und künstlerische Werke (Musik, Bücher etc.) etabliert. 
Wer eine Idee realisieren möchte, umgeht komplizierte und zeit-aufwendige 
Förderprogramme oder klassische Finanzierungs-methoden 
und stellt stattdessen ein überzeugendes Video auf 
einer Crowdfunding-Plattform ein. (Wenn sich das Projekt al-lerdings 
nicht bald selbstständig herumspricht (Viralität), kann 
die Aktivierung von Menschen und Netzwerken viel Zeit in An-spruch 
nehmen.) Zentraler Erfolgsfaktor beim Crowdfunding 
ist die Überzeugungskraft des Konzeptes oder der Geschichte. 
Insgesamt ist Crowdfunding ein Beispiel für das Verknüpfungs-potenzial 
des Internets: Privatpersonen und ihre Bedürfnisse su-chen 
und finden sich schnell und unkompliziert (Long Tail). So 
werden alte und teilweise behäbige Strukturen umgangen bzw. 
herausgefordert. 
4 
47
SliceBiz 
slicebiz.com 
SliceBiz ist eine Crowdfunding-Plattform für die 
Finanzierung von sozialen Start-ups in Ghana. 
Obwohl innovative Ideen durch Hubs und Wett-bewerbe 
immer stärker gefördert werden, sei es 
Crowdfunding $ Cases 
4 
selbst für die besten Ideen in Ghana immer noch schwierig, sich 
zu finanzieren, sagt der Gründer von SliceBiz, William Senyo. 
Auf SliceBiz kann man in ausgewählte und überprüfte Sozial-unternehmen 
investieren und im Gegenzug mit einer kleinen 
Gewinnbeteiligung rechnen. Eine große Chance sieht Gründer 
Senyo in den westafrikanischen Migranten im Ausland, die 
ihre Heimat finanziell unterstützen wollen. SliceBiz startete im 
März 2014 und ist noch in der Beta-Phase. Die Macher haben 
große Pläne: Ab 2015 will die Plattform das Angebot auf ein 
Nachbarland und schließlich auf ganz Afrika ausweiten. 
48
Ulule 
de.ulule.com 
Crowdfunding $ Cases 
Ulule ist die erste europäische Crowdfunding- 
Plattform und funktioniert in sechs Sprachen. 
Auf der Plattform werben verrückte, kreative und 
halsbrecherische Projekte um Unterstützung: von 
der Goulash Disko in Kroatien bis hin zur Rettung der letz-ten 
Lemuren auf Madagaskar. Privatpersonen, Vereine oder 
Unternehmen präsentieren auf der Plattform ihr Projekt, ihr 
finanzielles Ziel und die Länge der Crowdfunding-Kampagne. 
Dafür reizen sie mit Gegenleistungen als Dankeschön für die 
finanzielle Unterstützung (z.B. eine DVD bei einem finanzier-ten 
Kurzfilm). Sobald das Ziel erreicht ist, erhält der Projekt-macher 
das gesammelte Geld. Nur in diesem Fall nimmt Ulule 
eine Provision von acht Prozent. Wird das finanzielle Ziel nicht 
erreicht, so bekommen alle Unterstützer ihr Geld zurück. Über 
5.000 Projekte haben sich auf Ulule erfolgreich startfinanziert 
(Erfolgsquote 67 Prozent), mehr als 17 Millionen Euro aus über 
130 Ländern wurden dafür gesammelt. 
4 
49
Yomken 
yomken.com 
Yomken ist die erste gemeinnützige Open-Inno-vation- 
und Crowdfunding-Plattform in der ara-bischen 
Welt. Auf Yomken schildern Kleinun-ternehmer 
Probleme und die entsprechenden 
Crowdfunding $ Cases 
4 
Lösungsansätze. Zum Beispiel hat ein Metallhändler eine Idee, 
wie er Getränkedosen recyceln kann. Nur wie und wo er die-se 
dann weiterverkaufen kann, weiß er noch nicht. Auf Yom-ken 
bittet er um Hinweise und finanzielle Unterstützung für 
Dosenpressen. Unterstützer können also mit Ideen oder Geld 
helfen. Für Geld gibt’s eine gepresste Dose oder ein anderes 
Dankeschön. Eine Gruppe von Ehrenamtlichen bewertet die 
angebotenen Lösungen, um die beste für die Umsetzung zu 
wählen. Ist der nötige Geldbetrag zusammen und eine Idee aus-gewählt, 
initiieren der Kleinunternehmer und der Problemlöser 
gemeinsam die Produktion. Yomken bedeutet im Arabischen 
„es ist möglich“. 
50
51
Shareconomy 
Shareconomy $ Trend 
In materiell gesättigten Gesellschaften 
streichelt Besitz schon lange nicht mehr 
das Ego. Immer mehr Menschen empfin-den 
zu viele Dinge sogar als Belastung, 
kehren der konsumorientierten Überfluss-gesellschaft 
den Rücken und leben mini-malistisch. 
(In Anlehnung an die Lohas 
spricht man auch von Lovos, Lifestyle of 
Voluntary Simplicity.) Doch wer ein Loch 
in die Wand bohren will, braucht eine 
Bohrmaschine. Weil so ein Werkzeug aber 
aus Mangel an benötigten Löchern vor 
allem ungenutzt herumliegt, verleihen sich 
Menschen immer häufiger Werkzeuge und 
allerlei andere Dinge. Mithilfe entspre-chender 
Online-Plattformen und sozialer 
Medien kann man den Verleiher in der 
Nähe einfach kontaktieren. So entsteht 
eine neue Shareconomy. 
Das Internet macht’s der Shareconomy leicht: Kontaktaufnahme, Kommunikation 
und Bezahlung lassen sich mit wenigen Klicks oder Berührungen des Touchscreens 
abwickeln. Auf einer Karte wird die nächstgelegene, verfügbare Bohrmaschine an-gezeigt. 
Oder der nächste freie Raum, den man für eine Veranstaltung braucht. 
Und natürlich das nächste Auto einer Carsharing-Firma. Ursache für diesen Trend 
ist ein Bewusstseinswandel in der Gesellschaft. Nachhaltigkeit ist in aller Munde, 
und knapper werdende Energie und Rohstoffe führen zu dem Verlangen, Ressour-cen 
effizienter zu nutzen, um die Umwelt zu entlasten. Seit der Wirtschaftskrise 
5 
53
2007/2008 hinterfragen immer mehr Menschen das eigene Konsumverhalten. Dass 
sich Online-Kampagnen wie The Story of Stuff viral verbreiten, zeigt, dass das 
Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Dies gilt allerdings nur für 
materiell gesättigte Gesellschaften, wozu auch Südkorea zählt: Der Bürgermeister 
von Seoul, Won-soon Park, erklärte die Hauptstadt 2012 zur Sharing City. 
Der Trend zum Tauschen und Teilen ist also eine Gegenbewegung zur Überpro-duktions- 
und Wegwerfkultur. Das Umweltbundesamt stellte schon 1997 in seinem 
Bericht „Nachhaltiges Deutschland"– Wege zu einer dauerhaft-umweltgerechten 
Entwicklung“ fest, dass die „Umorientierung des Konsums im Hinblick auf eine 
Nutzung der Produkte anstelle ihres Besitzes“ ein „bedeutsamer neuer Aspekt“ ist. 
Eine private Bohrmaschine wird im Laufe ihres Lebens durchschnittlich 45 Stun-den 
genutzt, obwohl sie 300 Stunden problemlos schaffen würde. Wird die Bohr-maschine 
geteilt, wird auch die Nutzungsdauer besser ausgeschöpft. Außerdem 
müssen weniger Maschinen hergestellt werden. Der geteilte Konsum reduziert 
so die Gütermengen und schont Ressourcen, ohne dass wir unseren Lebensstan-dard 
senken müssen. Die NGO Peers.org zeigt, wie Shareconomy-Initiativen dazu 
beitragen, eine nachhaltige Welt zu schaffen: Carsharing in den USA kann den 
nationalen CO2-Ausstoß um 27 % reduzieren. 
Das Internet verändert unsere Einstellung zu Besitz 
ie grundsätzliche Idee des geteilten Konsums ist nicht neu: 
Wohngemeinschaften, Büchereien, Baugenossenschaften und 
Waschsalons sind Beispiele für bestehende gemeinschaftliche 
Nutzungsformen, die es schon seit Jahrzehnten gibt. Doch die 
aktuelle Bewegung nutzt digitale Kanäle und erhöht dadurch 
D 
Reichweite und Vielfalt. Plattformen wie Peerby, Fairleihen und Kleiderkreisel 
machen es möglich, Dinge, die man nur vorübergehend braucht, in der" Nachbar-schaft 
zu leihen. Tauschgeschäfte zählen auch zur Shareconomy, weil bestehende 
Ressourcen gemeinsam genutzt werden, statt sie neu zu kaufen. 
Als Vernetzungs- und Verwaltungstool ermöglicht das Internet nicht nur, Dinge 
innerhalb großer Gruppen zu teilen. Es hat mit seinem kollaborativen Wesen 
auch die Einstellung der Menschen verändert. Sie erfahren täglich im Internet, 
dass dort exklusives Eigentum nicht nötig ist, um Dinge nutzen zu können. Bei-spiele 
wie Wikipedia, Creative-Commons-Lizenzen oder cloudbasierte Dienste 
wie Dropbox zeigen, dass weite Bereiche des Netzes auf dem Prinzip des Tei-lens 
aufgebaut sind. 
Wer leiht, lernt neue Leute kennen 
ine wichtige Voraussetzung der internetgestützten Leih-, Miet-und 
Tauschmodelle ist Vertrauen. Vertrauen darauf, dass Dinge 
von unbekannten Menschen gut behandelt und Abmachungen 
eingehalten werden. „Vertrauen ist die neue Währung“, postu-liert 
auch Rachel Botsman, die zusammen mit Roo Rogers das 
E 
viel zitierte Buch „What’s mine is yours. The Rise of Collaborative Consumption“ 
geschrieben hat. Damit Vertrauen entstehen kann, haben User ein Nutzerprofil 
und Bewertungsmöglichkeiten. Zunehmend werden auch Social-Media-Profile 
also etwa Facebook-Profile für den Aufbau von Vertrauen im Netz hinzugezogen. 
So entstehen innerhalb der Leih- und Tauschnetzwerke neue Gemeinschaf-ten 
zwischen Privatpersonen, ob beim Treffen zum Kleidertausch, wenn Autos 
Shareconomy $ Trend 
5 
54
Shareconomy $ Trend 
gemeinschaftlich genutzt werden oder in Communitys wie WHYown.it, in der 
man sein Freundes-Netzwerk nach den benötigten Dingen durchsuchen kann. 
Richtiger Used-Look durch Jeans-Leasing 
ouchsur&ng.org, die aktuell größte Plattform für kostenfreie Schlaf-plätze 
in privaten Wohnungen, hat eine aktive Community von 6 
Millionen Menschen in mehr als 100.000 Städten weltweit. Im 
Jahr 2012 wurden mehr als vier Millionen Sofas „gesurft“. Der 
C 
Community-Marktplatz Airbnb hat Wohnungs-Sharing berühmt gemacht. Pri-vate 
Vermieter können ihr Zuhause an Menschen vermieten, die eine Unterkunft 
fernab des Pauschaltourismus suchen. Mehr als zehn Millionen Übernachtungen 
wurden über Airbnb gebucht. Und auch das Carsharing wächst kontinuierlich: 
Anfang 2012 nutzten laut dem Bundesverband CarSharing insgesamt 220.000 
Menschen ein geteiltes Auto. Aller Voraussicht nach werden diese Zahlen wei-ter 
steigen. Dafür sprechen die Ergebnisse einer Umfrage zum Umweltbewusst-sein 
(2010), nach der 26 Prozent der Autofahrer Carsharing attraktiv finden. In 
vielen Städten weltweit gibt es mittlerweile Bike- oder Carsharing-Angebote. In 
Deutschland können Menschen Autos von Privatpersonen über Tamyca, Nach-barschaftsauto 
und Autonetzer leihen. 
Eine private Bohrmaschine wird nur 45 
Stunden genutzt, obwohl sie 300 Stunden 
schaffen würde. 
Auf der einen Seite gibt es den „Nutzen statt Besitzen“-Ansatz wie z.B. Carsha-ring 
oder „Jeansleasing“, wobei Dinge temporär zugänglich gemacht werden, 
das Eigentum verbleibt dabei beim Anbieter"– der ein Unternehmen oder eine 
Privatperson sein kann. Diese Form des Konsums ohne Eigentum wird auch Pro-duct 
Service Systems genannt. Auf der anderen Seite gibt es eigentumsbasierte 
Ansätze wie z.B. Tauschbörsen oder Reparaturangebote wie Netcycler, bei denen 
Dinge für wenig bis kein Geld oder für eine kleine Gegenleistung ihre Besitzer 
wechseln, aber weiter Eigentum einer Person bleiben"– deshalb spricht man auch 
von Redistribution Markets. 
„Ich hab noch Auflauf übrig!“ 
m Bereich der Sharing-Dienstleistungen haben sich in den letz-ten 
Jahren viele neue Geschäftsmodelle herausgebildet. Dazu 
gehören öffentliche Angebote (Public Sharing) wie kommunale 
Fahrradverleihsysteme sowie Sharing- und Pooling-Plattformen, 
die geteilten Konsum von Privat zu Privat ermöglichen. Beispiele 
I 
sind hier Frents, Leihdirwas oder Flinc, die App für kurzfristige Mitfahrgelegen-heiten 
innerhalb eines sozialen Netzwerks. 
Der Shareconomy-Ansatz entwickelt sich weiter und wird dabei in immer mehr 
Bereichen des alltäglichen Lebens integriert. So wird beim Coworking die Büro-fläche 
geteilt, Taxis und Gärten werden gemeinschaftlich genutzt, Parkplätze und 
Fähigkeiten werden geteilt, ja sogar Jobs. „Lebensmittel teilen statt wegwerfen“ 
5 
55
heißt es bei foodsharing.de. Wer Reste von der letzten Party übrig hat, in den Ur-laub 
fährt oder als Bäcker ständig Brötchen wegschmeißen muss, kann die Le-bensmittel 
bei foodsharing.de kostenlos anbieten. Umgekehrt finden Nutzer über 
die Plattform Nahrungsmittel in ihrer Umgebung, die sie bei Bedarf schnell ab-holen 
können. Auch kann man sich zum gemeinsamen Kochen verabreden, um 
überschüssige Lebensmittel loszuwerden. 
Chancen • Tauschen, Teilen und Mieten spart Ressourcen (Energie, Roh-stoffe) 
und reduziert den individuellen CO2-Fußabdruck. 
• Shareconomy spart Kosten und Müll. 
• Die Shareconomy fördert soziale Interaktionen und bringt Men-schen 
zusammen. 
• Die Shareconomy fördert eine neue Art des Wirtschaftens, die 
auf Wir statt Ich basiert"– kommunal statt Kapital. 
Risiken • Das Angebot ist bisher stark fragmentiert und unübersichtlich 
(schreckt neue Nutzer ab). 
• Ein Nachweis über die tatsächliche Wirkung der Shareconomy 
bezüglich Ressourcenschonung ist noch nicht erbracht. 
• Die größeren gesellschaftlichen Konsequenzen der Sharing 
Economy sind unklar: Standards in Bezug auf Sicherheit und 
Arbeitsschutz könnten umgangen werden. Neue informelle Ein-nahmequellen 
gehen momentan oft an der Steuer vorbei, sodass 
dem Staat wichtige Einnahmequellen verloren gehen, die fürs 
öffentliche Wohl eingesetzt werden könnten." 
Fazit Das „grüne Bewusstsein“ in Deutschland und anderen Indust-rieländern 
führt zu einem Bedeutungsverlust von materiellem 
Besitz. Immer mehr Menschen möchten Ressourcen schonen. 
Internet und soziale Netzwerke ermöglichen nun das neue Kon-sumverhalten 
des Teilens und Tauschens. Das Potenzial dieses 
Trends ist groß. Doch obwohl sich die alternativen Nutzungs-strategien 
ausbreiten, sind sie noch Nischenphänomene. Doch 
die verschiedenen Angebote und die zunehmende Professionali-sierung 
der Leih-Industrie steigern das Vertrauen in die Share-conomy 
insgesamt, was zu größerer Beliebtheit und Reichweite 
führen kann. Ein entscheidender Faktor für den dauerhaften 
Erfolg der Shareconomy-Bewegung wird der Aufwand für das 
Ausleihen sein"– je geringer, desto besser. 
Shareconomy $ Trend 
5 
56
Couchsurfing 
couchsur&ng.org 
Shareconomy $ Cases5 
2003 ursprünglich als NGO gegründet, ist Couch-surfing 
einer der Vorreiter in der digitalen Shareco-nomy. 
Das Prinzip des Gastfreundschaftsnetzwerks 
ist einfach: Als Nutzer kann man entweder einen 
freien Schlafplatz anbieten oder einen suchen. Ob in Berlin oder 
Bangkok, bei sieben Millionen Mitgliedern wird man schnell 
fündig. Gegenleistungen, also etwa selbst einen Schlafplatz 
bereitzuhalten, sind nicht nötig, aber gern gesehen. Geld zu 
verlangen oder zu bezahlen ist verboten. Die Gäste können ihren 
Gastgeber bewerten und Kommentare abgeben. Da es in der 
Vergangenheit vereinzelt zu Übergriffen und Missbrauch kam, 
hat Couchsurfing mehrere Sicherheitsprinzipien entwickelt, die 
aber optional sind. Es wurde beispielsweise ein Bürgschaftssys-tem 
der Mitglieder untereinander eingeführt. Kritik erntete die 
Plattform wegen ihrer zunehmenden Kommerzialisierung ab 
2011 und der damit verbundenen Umstellung der Geschäftsbe-dingungen 
und Unternehmensstruktur zu einer GmbH. Dadurch 
wurden Mitglieder der ersten Stunde, die sich als Aktivisten für 
die Idee des Couchsurfings sahen, abgeschreckt und wechselten 
zu anderen Plattformen wie BeWelcome. 
57
Foodsharing 
foodsharing.de 
In Deutschland werden jedes Jahr Lebensmittel 
im Wert von etwa 22 Millionen Euro weggewor-fen. 
„Nicht hinnehmbar!“ fanden die Gründer 
von Foodsharing und baten erfolgreich auf der 
Shareconomy $ Cases 
5 
Crowdfunding- Plattform Startnext um Unterstützung für ihre 
Idee. Als Nutzer kann man auf Foodsharing.de virtuelle Essenskörbe 
mit seinen Essensresten erstellen, diese dann an örtliche Fair- 
Teiler (also Verteilstationen) bringen oder von anderen Mit-gliedern 
abholen lassen. Fehlen einem einmal ein paar Zutaten, 
kann man nachsehen, ob diese in der Nachbarschaft verfügbar 
sind"– und hat man selbst mal nur Milch und Eier im Haus, 
kann man sich mit jemandem, der Mehl hat, zum Pfannkuchen-backen 
verabreden. Die Idee kommt gut an: Mehr als 9.000 
Essenskörbe wurden schon verteilt und 40.000 Nutzer haben 
bislang mitgemacht (Stand: Juni 2014). Bevor es in den Urlaub 
geht und Lebensmittel im Kühlschrank verschimmeln, lohnt 
sich auf jeden Fall ein Besuch bei Foodsharing. 
58
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Die guten Seiten des Internets: Der betterplace lab Trendreport 2014

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  • 5. Wie sich die digitale Zivilgesellschaft in Zukunft entwickelt Herzlich willkommen zum betterplace lab Trendreport 2014! Zum dritten Mal in Folge bündeln wir die interessantesten digital-so-zialen Trends, Cases und Insights der letzten zwölf Monate: neue Online-Fundraisingformate wie die Giving Days (S.!35), span-nende Entwicklungen in der Landwirtschaft (Bauern empowern, S.!95), Digitale Nothilfe (S.!87) und den politischen Trend der Unterwachung (S.!65)!– um vier der zehn Trends in dieser Ausgabe zu nennen. Aber waren es nicht immer zwölf Trends pro Trendreport? Stimmt. Haben wir diesmal nicht ganz gescha"t. Denn im Frühjahr dieses Jahres gingen wir auf digital-soziale Entdeckungsreise: Während des sechswöchigen lab around the world waren acht Leute unseres Teams in 14 Ländern, von Brasilien über China bis Kenia und Indonesien, um Innovationen und spannende Gesprächspart-ner vor Ort aufzuspüren. Wie bunt der Strauß der Erkenntnis ist, den wir mit-gebracht haben, zeigt das beigelegte Extraheft. Und obwohl dieser globale Blick auf die digitale Zivilgesellschaft zunächst nur ein Blinzeln war, haben wir genug gesehen, um das Potenzial dieser Forschung zu erkennen!– wir werden nun jedes Jahr losziehen. So können wir Underground-Innovationen aufspü-ren, die nicht in den großen Industrienationen entwickelt werden, sondern von Bürgern, Gemeinschaften und Institutionen in ärmeren und medial weniger präsenten Ländern. Besonders freut uns, dass SAP, der weltgrößte Anbieter von Unternehmenssoft-ware, Partner des Trendreports geworden ist. Uns verbindet das Anliegen, die Zivilgesellschaft in Deutschland digital kompetenter und damit zukunftsfä-higer zu gestalten. Zu diesem Zweck scouten und kuratieren wir nicht nur die digital-sozialen Highlights für den Trendreport, sondern haben gemeinsam das Onlinehelden-Programm ins Leben gerufen (S.!60). Wie wichtig digitale Kompetenz für alle ist, die für eine bessere Welt arbeiten, wurde im Zuge des NSA-Überwachungsskandals deutlich. Anders als der Um-schlag vermuten lässt, wollen wir keine Schwarzmalerei betreiben. Aber auch NGOs, Stiftungen und andere soziale Akteure operieren in der digitalen Welt und müssen ihren Daten mehr Aufmerksamkeit schenken. Sie müssen Informa-tionen von Spendern und Begünstigten, darunter sozial schwache Gruppen und potenziell bedrohte Aktivisten, besser schützen. Es gilt, gemeinsam Strukturen und Verhaltensformen zu scha"en, die den Risiken der Digitalisierung der Zi-vilgesellschaft entgegenwirken. Nur so können wir das Potenzial von Internet und Mobilfunk für eine e"ektivere soziale Arbeit nutzen und weiterentwickeln. In diesem Sinne wünschen wir euch eine inspirierende, überraschende Lektüre. Joana Breidenbach und das betterplace Lab Team PS: Achtung beim Lesen der Cases: Please try this at home. Vorwort 3
  • 6. Making-of Als kleine Au!ockerung des stark qualitativen Trendreports servieren wir hier ein paar quantitative Häppchen. 2.000 Stunden bzw. 250 Personentage haben wir am Trendreport geschrieben (Autoren s. S. 118). 25 Personentage haben wir redigiert. 750 kcal haben wir dabei fürs Treppensteigen ins betterplace- Büro verbraucht (5. Stock, 30 kcal pro Stieg). 3.000 € kosten die Illustrationen. 6.100 € kostet das Layout. 12.500 € kostet der Druck. 4.000 € kostet der Druck der ‚lab around the world‘-Broschüre. 20 Klinken haben wir geputzt, um Geld zur Finanzierung des Trendreports zu bekommen. 20 Türklinken in Deutschland waren zwischenzeitlich fast keimfrei. 542 Menschen haben den Trendreport 2013 bestellt und wurden gebeten, dafür zu spenden. 178 Leute haben im Durchschnitt 9,08 Euro für den Trendreport 2013 gespendet. 2 Minuten und 23 Sekunden verweilen die Besucher unserer Webseite trendreport.betterplace-lab.org. 2,27 Seiten gucken sie sich im Durchschnitt dabei an. Mit 3.800 Trendreports 2014 werden wir diesmal Menschen aus der Zivilgesellschaft inspirieren, ihr soziales Engagement zu verbessern. 4
  • 7. Inhalt Vorwort # S. 3 Making-of # S. 4 Übersicht S. 6 $ Anleitung S. 8 $ Digital-soziale Innovationen S. 10 $ 1 Hackathons S. 13 $ Cases S. 18 $ /Interview S. 21 $ 2 Offline S. 25 $ Cases S. 30 $ 3 Giving Days S. 35 $ Cases S. 39 $ 4 Crowdfunding S. 43 $ Cases S. 48 $ 5 Shareconomy S. 53 $ Cases S. 57 $ 6 Unterwachung S. 65 $ Cases S. 69 $ / Insight S. 72 $ 7 Silbersurfer S. 77 $ Cases S. 82 $ 8 Digitale Nothilfe S. 87 $ Cases S. 91 $ 9 Bauern empowern S. 95 $ Cases S. 99 $ / Insight S. 102 $ 10 Facebook fürs Gute S. 107 $ Cases S. 112 $ Onlinehelden S. 60 $ Interview S. 62 $ Schlusswort S. 117 $ Impressum S.118 $ Förderer S.119 $ Index S. 120 $ 5
  • 8. Kreativ-kollision HACKATHONS S.%13 $ Immer häu&ger tref-fen sich Konzepter 1 und Coder auf Hackathons. Berauscht von Schla!osigkeit, Energydrinks und dem Drang, Ideen Leben einzuhauchen, entwickeln sie erstaunliche so-ziale Innovationen. Teil sein SHARECONOMY S.%53 $ Immer mehr post-materiell eingestellte 5 Leute teilen sich Werkzeug, Couch und Auto mit anderen. Das schont Geldbeutel und Ressourcen gleichermaßen. Auf Online-Plattformen lassen sich Vertrauen und Abwicklung einfach organisieren. Echt OFFLINE S.%25 $ Spazierengehen ist das neue Mobile, Par-tys sind der bessere Hangout. Wer sich zu stark auf Online, Webseiten und Apps konzentriert, verpasst das wahre Leben: O'ine werden auch die Strippen fürs Weltver-bessern gezogen. 2 Geldquelle CROWDFUNDING S.%43 $ Schon fast ein Klassi-ker der Finanzierung: Auf dem mehrere Milliarden schweren Crowdfunding-Markt holen sich Er&nder für Prototy-pen, Musiker fürs erste Album und Gründer für ihr Sozialun-ternehmen Startkapital. 4 Wahn GIVING DAYS S.%35 $ Zeitlich begrenzte Aktionstage reißen die Menschen aus der Spen-denlethargie. An Giving Day tun 3 sich Unternehmen, Medien und soziale Organisationen zusam-men und stacheln die Bevölke-rung an, neue Spendenrekorde aufzustellen. 6
  • 9. 9 Parallelwelt FACEBOOK FÜRS GUTE S.%107 $ Bei Facebook lässt sich 10 fast jeder berieseln, Stichwort Katzenvideos. Soziale Orga-nisationen und Initiativen strengen sich an, dort auch wichtige Themen zu verbreiten, und nutzen den Zugang zu 800 Millionen Menschen, um Gutes zu tun. Small Brother UNTERWACHUNG S.%65 $ Das Volk nutzt Kame-ras, Datenbanken und 6 Smartphones, um Korruption und schlechtes Benehmen bei Politikern aufzudecken. So sor-gen die Watchdogs für Trans-parenz und bilden ein Gegenge-wicht zur politischen Macht. Aufblühen SILBERSURFER S.%77 $ Alte Menschen brau-chen halt etwas län-ger. 7 Aber nun sind sie im Netz angekommen und holen mäch-tig auf mit Tablets, Tabletten- Apps und Webseiten für ihre Senior-Bedürfnisse. Das Feld der sozialen Innovationen für Alte ist groß und wird gerade erst erschlossen. Digitale Ernte BAUERN EMPOWERN S.%95 $ Wer Handys sät, ern-tet SMS: Kleinbauern in armen Ländern verscha(en sich über Info-Dienste Zugang zu wichtigen Informationen und brechen so Wissensmo-nopole auf. Das steigert die Erträge und könnte zu mehr Gerechtigkeit führen. Stresstest DIGITALE NOTHILFE S.%87 $ Die Zeit nach Wirbel-stürmen, Erdbeben 8 oder Terroranschlägen ist ge-prägt von Chaos, Kontrollver-lust und Panik. Doch die vielen Informationen, die Betro(ene in sozialen Netzwerken streuen, werden zunehmend strukturiert genutzt, um besser helfen zu können. 7
  • 10. So funktioniert der Trendreport Im Internet sprießen täglich unzählige neue digitale Ideen, An-wendungen und Projekte. Uns vom betterplace lab Trendreport entgeht kaum einer dieser CASES, wie wir sie nennen. Aus diesen CASES, die immer eine Innovation mit sich bringen, leiten wir TRENDS ab. Auf trendreport.betterplace-lab.org haben wir bereits fast 600 CASES zusammengetragen: von der App gegen Polizeiwillkür in New York (Stop and Frisk Watch) bis zu digitalen Signalbomben bei Naturkatastrophen in China (Iyiyun). Die CASES untersuchen wir nach gemeinsamen Eigenschaften und identi!- zieren so neue digitale Trends für die Zivilgesellschaft. Wenn wir immer mehr CASES !nden, bei denen alte Menschen mit Tablets und Software ihre Lebens-qualität verbessern, nennen wir den TREND Silbersurfer (S."77). Und wenn Pro-grammierer immer häu!ger mit Konzeptern aus der Zivilgesellschaft Energy-drinks trinken, um tagelang schla#os zu programmieren, ist klar: Hackathons sind ein TREND (S."13). Innerhalb der Trendbeschreibungen versuchen wir, sowohl die Perspektive der Geldgeber (Stiftungen, Spender etc.) zu berücksichtigen als auch jene der so-zialen Organisationen. Doch wie auch auf Seite 10 beschrieben, ist die Institu-tionen- Denke manchmal hinderlich. Menschen engagieren sich immer häu!ger spontan und in informellen Netzwerken für das Wohl der Zivilgesellschaft. Die zentrale Frage, die wir mit den digital-sozialen TRENDS dem Leser stellen: Wie lassen sich diese neuen Ideen und Möglichkeiten auf das eigene Engagement übertragen? Dazu mehr auf der nächsten Seite. Und obwohl wir Digitaloptimisten sind, formulieren wir zu jedem TREND nicht nur die Chancen, sondern auch eventuelle Risiken. Zusammen mit der zeitlichen Entwicklungsstufe des TRENDS soll das helfen, die Relevanz der TRENDS für die eigene Arbeit einzuschätzen. Wie weit die TRENDS zeitlich fortgeschritten sind, lässt sich an den P#änzchensymbolen ablesen: Am Anfang noch underground, entwickeln sich die TRENDS von zarten Trieben zu stabilen Gewächsen. 1. 1. 2. 3. Dieser Trend steht am Anfang seiner Entwicklung 2. Dieser Trend wächst heran 3. Dieser Trend ist etabliert Zehn TRENDS sind hier versammelt, online erweitern wir den Trendreport stetig. Einige CASES sind so interessant, dass wir ihnen mehr Aufmerksamkeit schen-ken. Wenn beispielsweise die Crowdfunding-Plattform Meu Rio an der Copaca-bana den etablierten TREND Crowdfunding mit neuen Ideen aufmischt, dann schreiben wir ein sogenanntes INSIGHT. Darin analysieren wir ausführlich den Kontext, leiten Mechanismen ab und sprechen mit den Machern"– in diesem Fall waren wir im Rahmen des lab around the world sogar vor Ort. Der Trendreport funktioniert also als Dreiklang aus CASES, TRENDS und INSIGHTS. PS: Es stört dich ho$entlich nicht, dass wir dich hier duzen. Wir kennen uns ja nun schon drei Jahre ;) Anleitung 8
  • 11. So nutzt du die Trends für deine Arbeit Viele Cases aus dem Trendreport erscheinen auf den ersten Blick speziell. Du fragst dich: Was hab ich davon, wenn eine Organisation in Indien Bauern mit Videos und Mini-Projektoren landwirtschaftlich schult? (s. Insight Digital Green S.%102). Doch auch wenn du in der Altenp!ege arbeitest, ist mehr als nur der Trend Silbersurfer (S.%77) interessant für deine Arbeit. Es geht darum, Ideen und ihr Potenzial von der ursprünglichen auf die eigene Situation zu übertragen. Wieso nicht das Prinzip, mit dem Digital Green bestehende Prozesse optimiert, auf die Altenp!ege übertragen? Mit Filmen, die von den Altenp!egern selbst produziert werden, mehr Akzeptanz in der Fortbildung scha(en? Der Trendreport ist ein Buch zum Mitdenken. Wir zeigen dir die Mechanismen, Bedürfnisse und Motivationen hinter den digital-sozialen Innovationen und beschreiben mit den Trends zukünftige Entwicklungen. Cases helfen dir, kon-krete Ideen nachzumachen oder angepasst auszuprobieren%– veranstalte selbst mal einen Hackathon. Trends solltest du mit Blick auf deine Strategie im Hin-terkopf behalten: Wenn sich die Nothilfe weiter digitalisiert%– sind weiterfüh-rende Literatur und Fortbildungen für dich und dein Team sinnvoll? Falls nicht, so hat dich allein schon der Text zum Trend schlauer gemacht ;) Wenn dich nun ein Beispiel aus dem Trendreport besonders inspiriert oder du ei-ne Idee hast, mit der du einen Trend konkret anwenden willst%– dann probier es aus! Es lohnt sich, denn Trends können über einzelne Experimente hinaus auch die Vision deiner Organisation und deiner Arbeit positiv beein!ussen. Lass dich anregen, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, bei bestehen-den Initiativen mitzuwirken und neue spannende Kooperationen einzugehen. Auf diese Weise können neue Geschäftskonzepte und grenzenüberschreitende Partnerschaften entstehen, die dazu beitragen, die Zivilgesellschaft insge-samt zu stärken. Hab den Mut, zu experimentieren und Risiken einzugehen. Wie wir dir dabei helfen können, steht auf Seite 116. Dies ist bereits die dritte Ausgabe des betterplace lab Trendreports. Viele der Trends aus den Ausgaben 2012 und 2013 sind auch heute noch spannend. Deshalb lohnt sich ein Blick auf trendreport.betterplace-lab.org/trends. Dort &ndest du auch den Trend Produktiv Scheitern, der dir zeigt, wie du selbst aus Misserfolgen noch Lernerfolge machst und damit vor den anderen gut dastehst. Es kann also eigentlich nix mehr schiefgehen! Anleitung 9
  • 12. Was sind eigentlich digital-soziale Innovationen? 2010 haben wir das betterplace lab gegründet, um die Schnitt-stelle zwischen digitalen Technologien und sozialem Handeln zu untersuchen. Wenn beispielsweise eine App medizinische Fern-diagnosen an Menschen in entlegenen Gebieten ermöglicht, geben wir einer solchen Innovation das Prädikat digital-sozial. Digital-soziale Innovationen Schon bald nutzten auch andere deutsche Institutionen den Begri(, mittlerwei-le taucht er sogar im englischen Sprachgebrauch auf. Diese Verbreitung deutet darauf hin, dass sich immer mehr Menschen die Frage stellen, wie digitale Medien auf die Zivilgesellschaft wirken. Auch neue universitäre Institute wie das Digital Civil Society Lab der Stanford-Universität deuten darauf hin. Doch weder digital noch sozial sind eindeutige Begri(e. Bei sozial denkt man-cher zuerst an soziale Medien wie Facebook oder Twitter. Oder an gesellschaft-liche Ereignisse wie den Bundespresseball. Wir haben in den ersten Jahren sozial hauptsächlich auf den sogenannten sozialen Sektor bezogen; also auf alle Ins-titutionen und Akteure, die im gemeinnützigen Bereich agieren: in Vereinen und gemeinnützigen GmbHs, Stiftungen, CSR-Abteilungen, aber auch in der staat-lichen Entwicklungszusammenarbeit, im Bildungs- und Gesundheitswesen. „So-ziale“ Menschen sind für uns solche, die emphatisch sind und sich um ihre Mit-bürger kümmern. Mit dem Begri( digital hingegen meinen wir die Nutzung von Internet- und Mobilfunktechnologie. Wir gehen davon aus, dass ziviles Engagement immer eines der drei folgenden Ziele verfolgt: Erstens drückt es bestimmte Identitäten und Werte aus (expres-sive Dimension). Zweitens protestiert es für oder gegen bestimmte Themen oder Bevölkerungsgruppen. Drittens dient es der Verteilung von Gütern und Dienst-leistungen, welche der Markt oder die ö(entliche Hand nicht bereitstellen. Beim Schreiben des diesjährigen Trendreports wurde deutlich, dass sich sowohl das Digitale als auch das Soziale stark verändern. So stark, dass wir gerade unsere betterplace lab Vision und Mission dementsprechend überarbeiten. Denn der Begri( digital löst sich zunehmend in Normalität auf: Jeder Aspekt des Lebens wird bald eine digitale Komponente haben. Mit dem Internet of Things beginnt eine neue Phase, in der immer mehr Alltagsgegenstände wie Kühlschränke, Au-tos, Brillen oder Jacken Sensoren und andere digitale Technik enthalten und zu Kommunikationskanälen werden. Zugleich sehen wir, dass der soziale Sektor eine zu eingeschränkte Konstrukti-on ist, um dem zeitgenössischen zivilgesellschaftlichen Engagement gerecht zu werden. Nicht nur werden die Grenzen zwischen NGOs, Kirchen, CSR- Abteilungen und Stiftungen immer durchlässiger. Unsere Trendforschung und weltweite ‚lab around the world‘-Forschungsreise zeigen, dass viel mehr Menschen und Institutionen als nur die des klassischen sozialen Sektors digitale Techniken ent-wickeln und fürs Gemeinwohl einsetzen. Dazu zählen Sozialunternehmer, die soziale Probleme mit kommerziellen Geschäftsmodellen angehen (Beispiel Mikrokredite oder Produkte, die soziale Projekte unterstützen, Quartiermeister etc.). Oder Unternehmen, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden und ihr Handeln oder ihre Ausrichtung entsprechend umstellen. Daneben gibt es viele Mischformen, die For- Pro&t- und Not-For-Pro&t- Rechtsformen und -Strategien kombinieren. 10
  • 13. Digital-soziale Innovationen Es gibt auch immer mehr informelle Netzwerke und Aktivistengruppen, die sich punktuell zusammenschließen und scheinbar keine formale rechtliche Hülle be-nötigen. Dazu zählen auch jene, die im Amerikanischen unter dem Begri( „Civic Tech“ zusammengefasst werden: Technologie-a)ne Gruppen, die sich im Bereich Open Data und Open Government einsetzen, um die Kommunikation zwischen Bürgern und Regierung durch technologische Anwendungen zu verbessern. Digi-tale entstehen oft innerhalb dieser Spezialistengruppen. Dem gegenüber stehen die sozial Engagierten, die von den Möglichkeiten überwältigt sind. Hier gilt es, Brücken zu schlagen zwischen jenen, die sich auskennen, und jenen, die die Inno-vationen mit größtmöglicher Wirkung fürs Gemeinwohl einsetzen können. In den vergangenen Jahren haben wir beobachtet, dass etablierte zivilgesell-schaftliche Organisationen digitale Medien schwerpunktmäßig nutzen, um ihre bestehende Arbeit zu verbessern. Oft geschieht dies nur reaktiv, um den Anschluss an die digitale Entwicklung nicht zu verpassen. Die Innovatoren, die digitale Technologien auf neue Art verwenden, oder gänzlich Neues er&nden, stammen dagegen meist nicht aus dem alteingesessenen gemeinnützigen Be-reich %– sie kommen aus den unterschiedlichen Branchen und sozialen Szenen (Hacker, Datenaktivisten etc.), aus neuen Technologieunternehmen, Werbe-agenturen, Universitäten und Co-Working-Büros. Eine für uns sehr spannende Frage für zukünftige Entdeckungsreisen%– ob im Feld oder im Kopf: Wieso emp&nden so viele digital-soziale Pioniere die traditionel-len institutionellen Organisationsformen (seit den 70er-Jahren insbesondere die NGOs) als für sich wenig geeignet? Eine erste Vermutung wäre, dass die Welt-sicht der „alten“ NGOs immer noch in einer Dichotomie zwischen „West und Rest“ verharrt und diese NGOs dazu tendieren, die Empfänger ihrer Arbeit zu Opfern zu stilisieren. Die neuen Akteure dagegen sehen die Welt als eine Einheit, vernetzt durch moderne Kommunikationstechnologien. Sie sehen ein Problem vor der eigenen Haustür oder am anderen Ende der Welt und organisieren sich, um darauf aufmerksam zu machen und es zu lösen. Die dezentrale und tempo-räre Arbeitsweise von beispielsweise Kampagnenmachern passt nicht in die ver-gleichsweise starren bestehenden rechtlichen Rahmen, die auf Vor-Ort-Präsenz und Kontinuität ausgerichtet sind. Und Sozialunternehmen sehen die Begüns-tigten nicht als Opfer, sondern als Kunden. Ebenso interessant ist die Frage, wie diese unterschiedlichen Akteure%– klassische soziale Sektor-Institutionen und neue Netzwerkorganisationen, Non-for-Pro&t-und For-Pro&t-Unternehmungen%– zukünftig koexistieren werden: Werden wir Mischformen zwischen beiden, eine Art Hybridisierung, sehen? Wird eine Form die andere ablösen oder werden sie in Paralleluniversen existieren? Aus diesen Überlegungen folgt, dass sich der betterplace lab Trendreport nicht mehr nur an eine enge Gruppe von Organisationen des sogenannten sozialen Sektors wendet, sondern an alle zivilgesellschaftlich aktiven Menschen. Deshalb verstehen wir heute unter „digital-sozialen Innovationen“ alle Entwicklungen, bei denen Menschen und Institutionen unabhängig von ihrer Rechts- und Finan-zierungsform mit ihren privaten Ressourcen (Zeit und Geld) neue Technologien einsetzen, um das ö(entliche Wohl zu verbessern%– um dafür zu sorgen, dass so viele Menschen wie möglich die Art von Leben führen können, die sie als gut und richtig emp&nden.
  • 14.
  • 15. Hackathons Hackathons $ Trend Mittlerweile vergeht auch in Deutschland kaum ein Wochenende, an dem nicht gehackt wird. Gemüse? Nicht doch. Konzepter und Ideenentwickler treffen sich mit Programmierern, trinken tage-lang Energydrinks und bauen aus einer Idee einen Software-Prototyp. So kön-nen auch Ideen getestet werden, die in Alltagsroutinen kaum eine Chance auf Anerkennung haben. Und für Organisatio-nen der Zivilgesellschaft sind Hackathons eine gute Gelegenheit, sonst so knappe Entwickler-Ressourcen zu nutzen. Die pro-duktiven Programmier-Partys vereinen Spaß an der Freude mit dem Drang, etwas Sinnvolles zu schaffen. Ab Mitte der 2000er wurden Hackathons, auch Hackfeste oder Hackdays ge-nannt, sehr populär. Agenturen, Softwarehersteller und große Firmen nutzen das Format seitdem immer häufiger, um in kurzer Zeit Ideen in Codes zu verewigen. „Hack“ steht dabei für die schnelle und spielerische Art, kleine Programme zu schreiben. „Marathon“ spielt auf das Durchhaltevermögen an, das bei Hacka-thons nötig ist: Sie dauern meist zwei oder mehr Tage, geschlafen wird fast nicht. Oft sind Grafiker, Interface-Designer, Konzepter, Geschäftsleute, Datenspezialis-ten, Künstler oder Aktivisten anwesend und helfen, während des Workshops eine funktionsfähige digitale Innovation zu entwickeln"– den Prototyp einer Website, einer App oder andere Software. 1 13
  • 16. Hackathons eignen sich gut, Ideen innerhalb kurzer Zeit in konkrete Produkte zu überführen. Das Format hat bereits viele" Innovationen hervorgebracht und ist deshalb auch für Investoren interessant. Am Prototyp können sie schon ansatz-weise erkennen, ob das Produkt funktioniert. Auch sehen sie, wie Programmierer, Ideengeber und Teams arbeiten, und können Talente identifizieren. Forschung und Ideenentwicklung zum Schnäppchenpreis ür Unternehmen sind Hackathons ein kostengünstiges Innova-tionsformat. Google oder Facebook veranstalten beispielsweise regelmäßig interne Hackathons, um neue Produkte zu entwi-ckeln und bestehende zu optimieren. Sowohl der Like-Button als auch die Timeline auf Facebook sind bei Hackathons entstanden. Immer mehr Unternehmen sponsern auch externe, offene Hackathons"– um ihr Image des attraktiven Arbeitgebers zu pflegen. Hackathons variieren in Format und Ausrichtung: Manche haben thematische Schwerpunkte oder konzentrieren sich auf eine Programmiersprache wie Dru-pal, Java Script oder Ruby on Rails. Einige haben nur ein Dutzend Teilnehmer, andere sind große Veranstaltungen mit über 500 Menschen. Es gibt auch dezen-trale, über mehrere Städte verteilte Hackathons (etwa den Global Foursquare Hackathon). Und seit die australische Regierung 2012 beschlossen hat, Daten auf Vorrat zu speichern, feiern immer mehr Menschen Cryptopartys, um sich Verschlüsselungstechniken beizubringen. Hacken für soziale Innovationen eit Ende der 2000er gibt es Hackathons auch im sozialen Sektor. Aktivisten, Vertreter von NGOs oder öffentliche Einrichtungen fungieren dabei als Ideengeber. Sie präsentieren Herausforderun-gen ihrer Arbeit und konzipieren gemeinsam mit Programmierern und anderen Experten technische Lösungen. Die Themenvielfalt reicht von Katastrophenhilfe (etwa CrisisCommons) über Wasserverschmutzung und Kinderhandel bis zu transparenter Regierungsführung. Manche Hackathons sprechen eine spezifische demografische Zielgruppe wie Jugendliche oder Frauen an (etwa"Geekettes Berlin). Es werden auch Tools für das Management von eh-renamtlichen Mitarbeitern und Spenden-Apps gebaut. Ein kontroverses Beispiel ist die Ablass-App, die auf einem betterplace-Hackathon entstanden ist. Mit der Ablass-App kann man sein Gewissen erleichtern, wenn man gesündigt hat. In der Alltagsroutine von betterplace hätte diese Idee keine Chance auf Realisierung gehabt. Einen Hackathon zu veranstalten, ist ganz einfach ackathons zeichnen sich durch ihren kollaborativen Charakter aus; meist arbeiten interdisziplinäre Teams gemeinsam an einem Thema. Die Veranstaltungskultur ist informell und ergebnisori-entiert. Viele Teilnehmer arbeiten die Nacht durch oder schlafen nur kurz vor Ort auf oder unter den Schreibtischen. Der Ablauf folgt einem relativ standardisierten Schema: 1. Zu Beginn stellen die Organisatoren das Thema und die He-rausforderungen vor. F S H Hackathons $ Trend 1 14
  • 17. Hackathons $ Trend 2. Dann diskutieren die Teilnehmer Ideen und Lösungsansätze, an denen sie arbeiten wollen. 3. Nach dieser Pitch-Phase formieren sich Teams aus Ideengebern, Konzeptern, Programmierern und eventuell anderen Experten. 4. Nun startet die eigentliche Arbeit: Die Ursprungsidee wird verfeinert, ein Konzept erstellt, eine User-Journey geschrie-ben "– wie verhält sich ein potenzieller Nutzer"– und eventu-ell ein clickbarer Prototyp gebaut. Dieser kann mit anderen Teilnehmern oder auf der Straße mit fremden Leuten getestet werden. Zugleich können Grafiker visuelle Elemente wie Logos und Moods entwerfen und Entwickler anfangen, zu program-mieren. Für diese Schritte stehen viele Kreativtechniken zur Verfügung (Design Thinking, Service Design etc.). 5. Am letzten Tag des Hackathons werden die fertigen Tools und Prototypen präsentiert, zum Beispiel informell vor den anderen Teilnehmern oder vor einer Experten-Jury. Viele Hackathons vergeben Gewinne und Preisgelder für die besten Ergebnisse. Mit der auf einem Hackathon entstande-nen Ablass-App kann man sein Gewissen erleichtern, wenn man gesündigt hat. Die produktive Partystimmung ist die beste Motivation ackathons sind Teil der informellen und kollaborativen Open- Source-Kultur der Programmierer und ziehen eine bunte Mi-schung von Teilnehmern an. Diese wollen netzwerken, Gleich-gesinnte kennenlernen und ihre technischen oder kreativen Fähigkeiten austesten und verbessern. Manche wollen einfach H ihre Wochenenden auf produktive Weise verbringen, andere aber sehr kon-kret technologische Lösungen für die Probleme ihrer Organisation konzipie-ren und bauen. Da die wichtigste Ressource von Hackathons die Eigenmotivation der Teilnehmer ist, können sie potenziell sehr kostengünstig durchgeführt werden. Jeder, der einen passenden Raum, einen stabilen Internetzugang und etwas Essen und Trinken bereitstellen kann, kann einen Hackathon ins Leben rufen. Über Veranstaltungs-plattformen wie MeetUp oder Eventbrite können Teilnehmer online rekrutiert und koordiniert werden. Hackathons sind für Teilnehmer entweder kostenfrei oder es wird eine geringe Pauschale für Verpflegung etc. erhoben. Intel, Microsoft oder Edelman sponsern zahlreiche Hackathons. Die Kosten variieren dabei (ohne Preisgelder) zwischen 5.000 und 30.000 Euro. Unternehmen nutzen Hackathons auch, um in den Pausen eigene Produkte vorzustellen, die Entwickler im Idealfall in ihr Hacking einbeziehen. Damit kann die ursprünglich meist kom-merzielle Produktpalette um eine soziale Dimension erweitert werden. Firmen kön-nen mit Hackathons auch Mitarbeitern ein attraktives Format für die Entwicklung ihrer Ideen bieten. Auch bei firmengesponserten Hackathons verbleiben die Rechte grundsätzlich bei den einzelnen Teams und gehen nur in wenigen Ausnahmefällen an die Unternehmen über. 1 15
  • 18. Aus verschiedenen Welten: Wenn NGOs auf Programmierer treffen ach einer ersten Phase informeller Hackathons sind sowohl in der For-Profit-Welt (etwa Angelhack)"als auch im Non-Profit-Be-reich Organisationen entstanden, die Hackathons professionell ausrichten. Social Coding for Good ist ein Zusammenschluss einiger Tech-NGOs und Medienprojekte, zu denen auch Usha-hidi, N die Wikimedia Stiftung und das Guardian Project gehören. Letzteres hat Hackathons $ Trend 1 bei Hackathons Apps wie Orbot oder Obscuracam entwickelt. Orbot weitet die Anonymisierungsfunktionen von Tor auf Mobiltelefone aus, während es Obscuracam Bürgerjournalisten in repressiven Staaten ermöglicht, ihre Han-dyaufnahmen mit zusätzlichen Informationen zu versehen oder die Gesichter von gefährdeten Informanten zu verpixeln. SecondMuse ist mit Random Hacks of Kindness und den National Days of Civic Hacking ein anderer Anbieter von Hackathons weltweit. Auch die amerikanische NGO Datakind veranstaltet Hackathons mit philan-thropischen Partnern. Bei einer Veranstaltung gemeinsam mit der Organisati-on DC Action for Kids, die sich um das Wohl von Kindern in Washington D.C. kümmert, trafen Mitarbeiter der NGO mit Entwicklern, Datenexperten und Grafikern aufeinander. Gemeinsam entwickelten sie Tools, mit denen sie ver-schiedene, bislang in PDFs verschlossene Daten analysieren und visualisieren können, um ein besseres Verständnis für die Hebel ihrer Arbeit zu entwickeln. Das Hackathon-Wochenende bildete allerdings nur den Startschuss für eine weiterreichende Zusammenarbeit zwischen Datakind und DC Action, in deren Verlauf interaktive Karten der Stadt entstanden, mit deren Hilfe Aktivisten neue Zusammenhänge herstellen konnten. Sowohl der Like-Button als auch die Timeline von Facebook sind bei Hackathons entstanden. Google sponserte 2013 einen der ersten Hackathons der Euro-päischen Union eit 2009 bringt Code for America die Entwickler-Community mit staatlichen Institutionen in den USA zusammen"– in Form von Stipendien für Programmierer, die für die öffentliche Verwaltung arbeiten können, oder auf Veranstaltungen wie Hack for Change. Programmierer konzipieren dann gemeinsam mit Vertretern von S Kommunen und Stadtverwaltungen Anwendungen, mit denen politische Prozes-se und öffentliche Dienstleistungen transparenter, partizipativer und effizienter werden. So ermöglicht Open 331 die nationale Koordination von Bürgeranliegen, während „Wo ist mein Schulbus?“ Kindern und Eltern in Boston ermöglicht, zu sehen, wo der Schulbus gerade fährt. Die Sunlight Foundation entwickelt auf Hackathons politische Transparenz- Apps. Der Trend der Open-Government-Werkzeuge ist jedoch nicht auf die USA beschränkt. So veranstaltete die EU 2013 ihren ersten Hackathon in Brüssel, 16
  • 19. gesponsert von Google und Skype, auf dem 54 Programmierer aus 19 Ländern Transparenztools bauten. Soziale Hackathons boomen überall dort, wo eine star-ke IT-Community auf sozial engagierte Organisationen trifft, von Indien über Kenia bis Südamerika. Chancen • Mit Hackathons kann man schnell und kostengünstig Ideen entwickeln, testen, anpassen und verwerfen oder weiterentwi-ckeln (à la Lean Start-up). • Der Ergebnisfokus umgeht die „Da müsste man mal was gegen machen“-Falle und endloses Palavern. • Das unterhaltsame Format gleicht oft einer hochproduktiven Party und taugt zum Netzwerken. • Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten arbeiten zusammen und lernen interdisziplinär. • Unternehmen können eigene Produkte vorstellen, Talente ken-nenlernen, Ideen aufgreifen und ihr Image als fortschrittlicher, engagierter Arbeitgeber pflegen. • Es besteht Online-Buzz-Potenzial, da Teilnehmer während des Hackathons twittern. Risiken • Die Erwartungshaltung, dass ein fertiges Produkt dabei her-auskommt: Während eines Wochenendes können die meisten Ideen nur als Konzepte, Clickdummys oder rudimentäre Pro-grammierungen umgesetzt werden. • Zu viele Ideen bleiben als „abandonware“ im Netz liegen, oft wird der Code nur noch auf Github archiviert. • Die Tendenz, besonders im kommerziellen Bereich große Prei-se für die Gewinnerprojekte auszurufen, führt Kritikern zu-folge zu einem Konkurrenzgeist und dem Verlust des Gemein-schaftsgefühls. • Hackathons haben mitunter eine hohe „No-Show-Rate“: Ame-rikanische Anbieter sprechen von 40 Prozent angemeldeter Interessenten, die nicht erscheinen. Fazit Wer mit Ideen für digitale Produkte Spaß haben möchte, dem sei ein Hackathon empfohlen. Schon in kleinem Rahmen und mit wenig Geld lässt sich so ein Wochenende organisieren. Da Menschen aus verschiedenen Disziplinen gemeinsam an Lösun-gen arbeiten, ist zumindest Inspiration garantiert. Manchmal kommt auch tatsächlich ein Produkt dabei heraus, das es zur Marktreife schafft. Aber viel wichtiger ist, dass Hackathons Ideen aus den Köpfen der Menschen befreien und diese Ideen greifbar machen. Während des Herumwerkelns können die Hacker viel praktischer entscheiden, was funktioniert und was wie verbes-sert werden muss. So sind Hackathons eine Spielwiese, auf der mitunter die erstaunlichsten Gewächse sprießen. Hackathons $ Trend 1 17
  • 20. National Day of Civic Hacking www.hackforchange.org Der National Day of Civic Hacking ist ein Tag, an dem in den USA Bürger, Softwareentwickler und Unternehmer zusammenkommen, um neue tech-nische Lösungen für Probleme in Nachbarschaft, Hackathons $ Cases 1 Stadt oder Land zu finden. In jeder Stadt sieht die Veranstal-tung ein bisschen anders aus"– es kann ein Hackathon, aber auch eine Konferenz oder eine Party sein. 2014 wurde nicht nur in jedem Staat Amerikas gehackt, der National Day of Civic Hacking expandierte auch: 132 Events in 103 Städten und dreizehn Ländern waren nach Angaben der Veranstalter „die größte Zusammenarbeit in der Geschichte“. Dabei ist zum Beispiel die App Enabled City entstanden, eine Karte der Stadt Palo Alto für Menschen mit Gehbehinderungen, die zeigt, wo es Rollstuhlfahrerrampen oder Aufzüge gibt. 18
  • 21. Random Hacks of Kindness www.rhok.org Hackathons $ Cases Random Hacks of Kindness ist eine Initiative, die mit Open-Source-Technologien die Welt verbes-sern will. Menschen aus aller Welt können auf der Website Problemstellungen in Kategorien wie Landwirtschaft, Transparenz oder Menschenrechte einreichen. Anschließend tun sich Hacker, Kreative und Programmierer on- und offline zusammen und entwickeln eine Software oder App, die diese Probleme lösen soll." Auf solchen „Hackathons“ entstehen zum Beispiel Tools zur Wahlbeobachtung in Kenia oder eine App wie Ad Hawk, die die Sponsoren politischer Werbespots in den USA aufdeckt. Mit mehr als 6.000 Mitglie-dern, rund 100 aktuellen Softwarelösungen (Stand: März 2013) und Projektpartnern wie Google, der NASA und der Weltbank sind die Random Hacks of Kindness eine Initiative mit großer öffentlicher Reichweite. 1 19
  • 22. MEST-Unicef Hackathons www.meltwater.org/event/mest-unicef-hackathon Die Meltwater Entrepreneurial School of Tech-nology (MEST) in Accra ist eine Mischung aus Tech-Schule und Inkubator"– und damit der pas-sende Partner für Unicef, um einen digital-sozi-alen Hackathon in Ghana zu veranstalten. Ruf und Netzwerk Hackathons $ Cases 1 von MEST trugen dazu bei, dass Anfang 2014 mehr als 100 Programmierer und Entrepreneurs zum dreitägigen Hacka-thon zusammenkamen. Am Anfang haben Unicef-Mitarbeiter verschiedene Probleme schwer erreichbarer Zielgruppen prä-sentiert. Dann haben die Teilnehmer Fünfer-Teams gebildet, um an einem der Probleme zu arbeiten und einen funktionie-renden Prototyp zu bauen. Eine Jury hat schließlich „Sanity in Sanitation“ als Gewinner gekürt. Das Projekt, das Daten zu Sanitärausstattung und -bedürfnissen im ländlichen Norden Ghanas per Handy sammeln und analysieren will, bekam ein Preisgeld in Höhe 1.100 Euro. 20
  • 23. Hackathons $ Interview „Dieses Gefühl, gemeinsam etwas geschaffen zu haben!“ Uwe Kylau, Senior Entwickler bei SAP, über grü-ne Wiesen, Innovationsbeschleuniger und warum Hackathons gekommen sind, um zu bleiben. Uwe, Hackathons sind im Trend. Besonders in der Zivilgesellschaft program-mieren Leute mittlerweile fast jedes Wochenende kleine Programme und Apps. Sogar die Bundesregierung spielt mit dem Gedanken, einen Hackathon zu ver-anstalten. Warum nur? Weil Hackathons eine sehr gute Plattform sind, auf der sich Menschen mit verschiedener Expertise nicht nur austauschen, sondern auch ausprobieren können. An sich ist es ja nichts Neu-es, dass man Menschen aus unterschiedlichen Fachbereichen zusammenbringt, um Innovationen zu fördern. Das Besondere an den Hackathons ist nun der Software-Aspekt: Es geht immer darum, etwas zu programmieren. Und am Ende haben meistens alle etwas davon: Sei es ein Prototyp einer App, neue Kontakte oder einfach nur eine spaßige und produktive Zeit. Die Bundesregierung will also auch mal Spaß haben?! Nein, Hackathons sind vor allem Innovationstreiber. Gerade in staatlichen Institutionen haben die Mitarbeiter kaum Freihei-ten, um Ideen auszuprobieren. Und sie haben auch selten die notwendigen Kompetenzen zur Hand, also etwa Programmierer. Hackathons gleichen einer grünen Wiese, auf der die Menschen sich völlig ungezwungen austoben und einfach mal machen kön-nen. Hackathons leben von dieser Do-it-yourself-Stimmung. Du hast mit Teilnehmern gesprochen: Was motiviert die Leute, was die Program-mierer, was die Ideengeber? Es gibt viele Gründe, warum Leute zu Hackathons gehen: Ei-gentlich jeder erfreut sich einfach an der schönen Zeit, die man zusammen verbringt. Und an den Kontakten, die man knüpft. Programmierer nutzen die Gelegenheit gern, um sich potenziel-len Arbeitgebern zu präsentieren, um zu zeigen, was sie können. Manche Studenten ziehen auch von einem Hackathon zum nächs-ten und bessern sich ihr Einkommen mit den Preisgeldern auf. Unternehmen können Ideen testen und ausloten. Man sagt ja, dass von zehn Ideen nur eine wirtschaftlich etwas taugt. Und von zehn, die etwas taugen, kommt eine als neues Produkt auf den Markt. Hackathons wirken hier als Beschleuniger. Da werden Ideen unverbindlich produziert. Auch Start-up-Gründer nehmen 1 21
  • 24. an Hackathons teil, um das Business-Modell zu testen und ein Team zu rekrutieren. Das klappt in ca. 25 Prozent der Fälle. Wie steht es um den Werdegang der Prototypen: Werden die meisten tatsächlich weiterentwickelt und genutzt oder stauben sie ein, weil sich im Alltag dann nie-mand mehr drum kümmern will oder kann? Das kommt auf das Ziel des Hackathons an: Geht es eher dar-um, Personal zu rekrutieren, Programmierern eine neue Tech-nologie schmackhaft zu machen, oder einfach um ein inspirie-rendes Wochenende? Wenn das Ziel nicht explizit der Prototyp einer Anwendung ist, landet der Code tatsächlich meistens auf der Halde. Aber viel wichtiger kann sein, dass nun die richtigen Leute weiterhin zusammenarbeiten. Du hast bereits mehrere Hackathons organisiert: Welche Tipps würdest du Nach-ahmern geben? Zunächst muss man sich klarmachen, was genau man mit dem Hackathon erreichen will, und das muss man auch deutlich kom-munizieren "– Stichwort Erwartungs-Management. Gut ist auch ein Aufhänger, ein gemeinsames Thema oder gesellschaftliches Ziel, das zusammenschweißt, das die Leute gemeinsam lösen wollen. Dann muss die Mischung der Teilnehmer stimmen. Ne-ben den Ideengebern, Unternehmern, Programmierern und De-signern kann man zum Beispiel auch einen Redner einladen, der die Leute motiviert. Auch wichtig: ein cooler Veranstaltungsort sowie gutes Essen und Trinken. Und Möglichkeiten zum Ab-reagieren, ein Kickertisch etwa oder Meditationsräume. Preise kann man auch vergeben, ob nun Geld oder Sachpreise oder Treffen mit prominenten und wichtigen Leuten aus der Szene. Das Wichtigste ist jedoch das, was daraus resultiert: eine Wohl-fühlumgebung, damit der richtige Spirit entstehen kann. Die Leute müssen Spaß haben und gemeinsam an einem Strang ziehen wollen. Das führt dann am Ende zu einer tiefen Zufrie-denheit bei den Teilnehmern, dieses Gefühl, gemeinsam etwas geschaffen zu haben. Wie schafft man es, die Leute aus den unterschiedlichen Bereichen, also Program-mierer, NGO-Leute und Konzepter, zusammenzubringen? Geht das auch ohne ein gutes Netzwerk, gibt es da eine Online-Plattform oder Ähnliches? Ein gutes Netzwerk hilft da natürlich. Aber gerade bei Innova-tionen empfehle ich den Blick über den Tellerrand. Man sollte auch mal ungewöhnliche Partnerschaften eingehen, etwa wenn NGOs gemeinsam mit Unternehmen hacken. Mittlerweile gibt es auch Start-ups, die Hackathons organisieren bzw. Software da-für anbieten. Denn das ist nicht mal eben in zwei Wochen getan. Glaubst du, dass Hackathons nur ein Hype sind, oder wird sich das Format eta-blieren. " So wie Software nicht mehr wegzudenken ist, so werden auch Hackathons bleiben. Vielleicht ist es ein Hype, wenn Firmen wie salesforce eine Million US-Dollar Preisgeld bei einem Hackathon Hackathons $ Interview 1 22
  • 25. Hackathons $ Interview vergeben. Viele Leute aus der Programmierer-Gemeinschaft kri-tisieren in diesem Falle auch, dass das viele Geld den Spirit zerstöre. Aber Menschen aus verschiedenen Bereichen für eine spaßige und trotzdem produktive Zeit zusammenzubringen, um Probleme zu lösen"– warum sollte man damit aufhören? Kasten Vita Uwe Kylau studierte am Hasso Plattner Institut in Potsdam im Masterstudien-gang Software-Entwicklung. 2007 zog er nach Brisbane, Australien, wo er sei-ne Karriere in der Forschungsabteilung von SAP begann. 2012 kehrte er zum Hauptsitz von SAP nach Walldorf zu-rück, um für die SAP-Entwickler-Com-munity zu arbeiten. Heute beschäftigt er sich vor allem mit der Entwickler-Kultur bei SAP. Er organi-sierte zahlreiche SAP InnoJam Hackathons und nahm als tech-nischer Experte bei einigen Nicht-SAP-Hackathons teil. Weiterführende Links: • Hackathon-Management-Plattform: hackerleague.org • Hackathon-Management-Plattform mit guter Liste der wich-tigsten Hackathons: hackathon.io • Hackathon-Dienstleister/ -Organisatoren: angelhack.com • Hackathon-Organisator, Fokus auf Start-up-Bildung: startup-weekend. com • Random Hacks of Kindness, möchte „die Welt verbessern mit praktischen Open-Soure-Lösungen“: rhok.org • Berliner Start-up, das Hackathons speziell für Frauen organi-siert: geekettes.io • Plattform, die Hacking-Herausforderungen listet, um gute Pro-grammierer für offene Stellen zu finden: hackerrank.com • Plattform, die IT-, Design- und wissenschaftliche Herausforde-rungen crowd-sourced bzw. out-sourced: topcoder.com • Die US-Regierung crowd-sourced Innovationen: challenge.gov • Die Regierung von Singapur fördert Innovationen durch Ha-ckathons: upsingapore.com • Bei diesem Beispiel aus der Weltraumforschung haben extrem viele Menschen mitgemacht: spaceappschallenge.org • Große Hackathons sind hier zu finden: mhacks.org, pennapps.com, techcrunch.com/events, hackathon.launch.co • Europas größter Studenten-Hackathon: studenthack.com 1 23
  • 26.
  • 27. Offline Ein Mythos des Internetzeitalters besagt: Wenn ein neuer Onlineservice gut und cool ist, dann kommen die Menschen in Scharen und nutzen ihn. Einfach so. Ohne dass ein Marketing-Budget nötig ist? Schön wär’s. Selbst wenn einige Websites oder Apps allein wegen ihrer neuen Ideen und Konzepte Aufmerksamkeit erregen, bedarf es kontinuierlicher Anstrengun-gen, um die Menschen bei der Stange zu halten. Eine Folge des Irrglaubens an geniale, von selbst wachsende Internetin-novationen ist es, dass viele Gründer die harte Arbeit unterschätzen, die notwendig ist, um Nutzer zu aktivieren. Zugleich ver-nachlässigen sie das wahre, das analoge Leben, in dem ihr Service funktionieren soll. Dieses Leben ist offline. Wenn es könnte, würde das Internet überquellen vor Websites und Diensten, die alle möglichen Bedürfnisse befriedigen wollen. Würde man jedoch die digitalen Leichen aussortieren, bliebe nur noch ein Bodensatz über. Auch im sozialen Sektor finden viele digitale Innovationen keine oder nur wenige Nutzer. Dennsdie meisten erfolgreichen Onlineservices haben eine starke, aber in der öf-fentlichen Wahrnehmung oft ausgeblendete Offline-Komponente. Beispielsweise ist das beste Rezept für ein erfolgreiches Kickstarter-Projekt ein Artikel in der „New York Times“ oder einer anderen großen Zeitung. Und die Revolution in Tu-nesien erreichte erst eine kritische Masse, nachdem Al Jazeera die Nachrichten von regimekritischen Bloggern klassisch über die Fernseher in die Wohnzimmer von Tunis und Kasserine brachte. O'ine $ Trend 2 25
  • 28. Jenseits der Polarität zwischen Cyberutopisten und Technoskeptikern nähern wir uns einem nuancierteren Verständnis der Möglichkeiten von Online- und Offlinekanälen. Deshalb ist einer der wichtigsten Trends im digital-sozialen Um-feld, „das Analoge“ oder offline, wie wir es nennen. Offline sein, um die Menschen online zu erreichen ffline spielt schon deshalb eine wichtig Rolle, weil reine Online- Produkte und -Projekte Bevölkerungsgruppen ausschließen, die keinen Internetzugang haben bzw. nicht internetkompetent sind. Wenn Regierungen oder zivilgesellschaftliche Organisationen Informationen online präsentieren, erschließen sich diese An-gebote O verschiedenen Bevölkerungsgruppen sehr unterschiedlich. Internetaffine Nutzer finden sich besser zurecht, während Internetferne zunehmend abgehängt werden. Um dem Anspruch, offen und inklusiv zu sein, gerecht zu werden, müs-sen politische und soziale Initiativen folglich auch offline aktiv sein. Dabei geht es nur vordergründig um Zugang zur technischen Infrastruktur. Mindestens ebenso wichtig ist es, dass benachteiligte Bevölkerungsgruppen, darunter arme und alte Menschen, lernen, wie und wozu sie das Internet nutzen können. Dass zum Beispiel staatliche Angebote für e-Partizipation"nicht so leicht zugänglich sind wie gedacht, belegt "die Studie von Miller und Horst zur Internetnutzung in Ghana, die ergab, dass für Slumbewohner das Internet nur aus Chat und ei-ner Handvoll von Websites besteht, während andere Angebote unbekannt waren. Viele Online-Plattformen sind erfolgreich, weil die Macher ihre Kontakte in Offline- Netzwerken pflegen. Aus diesem Grund sind Initiativen wie Digital by Default der britischen Regierung oder Outreach-Projekte wie e-democracy so wichtig. Sie verbinden die"Zielgrup-pe mit der Software:"Die Mitarbeiter von e-democracy klopfen an den Haustü-ren amerikanischer US-Städte, um möglichst viele Bewohner eines Stadtviertels in lokale Mailinglisten aufzunehmen und ihnen zu zeigen, wie sie mithilfe von Internet-Nachbarschaftsforen ihr Viertel verbessern können."Leider gibt es in Deutschland bislang keine vergleichbaren überregionalen Bemühungen. Einer Ini-tiative wie D21 geht es hauptsächlich um infrastrukturelle Themen wie Breitband- Zugang, nicht um das gesellschaftliche Problem der digitalen Alphabetisierung. Offline lassen sich Bedürfnisse und Gewohnheiten der Ziel-gruppe besser erforschen ür Internetdienstleistungen ist es essenziell, dass sie die genauen Lebensgewohnheiten, Verhaltensweisen und Bedürfnisse ihrer Zielgruppen kennen. Nicht nur zu viele Entwicklungshilfepro-jekte, sondern auch Engagementplattformen, Anti-Korruptions- Apps und NGO-Websites werden in Londoner, Brüsseler oder F Berliner Büros von gutwilligen Menschen konzipiert, die kein tieferes Verständ-nis für den lokalen Kontext und die realen Bedürfnisse der anvisierten Nutzer O'ine $ Trend 2 26
  • 29. haben. Diese erschließen sich oft erst durch Offline-Recherchen in Form von teil-nehmender Beobachtung und Interviews. Als die britische Firma Participle das Programm The Life plante, welches sich an chronisch problembehaftete Familien und deren Sozialarbeiter richtet, folgte sie einer Reihe von Familien durch ihren Lebensalltag. Dabei stellte sich heraus, dass Familien mit multiplen Problemen (Arbeitslosigkeit, Drogenmissbrauch, Schulversagen etc.) im Durchschnitt mit 23 verschiedenen Regierungsbehörden zu tun haben. Auf diese Erkenntnis aufbau-end, konzentriert sich das neue Betreuungsprogramm darauf, diese Kommuni-kationsvielfalt zu reduzieren. Strippen ziehen mit echten Menschen er Erfolg vieler Online-Plattformen hängt damit zusammen, dass die Macher es verstehen, gute Kontakte zu Offline-Netzwerken zu unterhalten und diese als Multiplikatoren und Treiber für ihre Arbeit einzusetzen. Artas Bartas, Gründer der Anti-Korrup-tions- Plattform Bribespot, empfiehlt Plattformbetreibern: „Stop D marketing to end-users and instead focus on actors who are most influential in driving the adoption of your social solution.“ Multiplikatoren können Journa-listen, Community-Aktivisten, NGOs, politische Eliten oder Unternehmen sein, die aus eigenem Anreiz mitwirken, da ihnen die Online-Dienstleistung hilft, die eigenen Ziele zu erreichen. Ein Projekt aus dem betterplace-Umfeld illustriert das: Um Jugendliche für soziales Engagement zu mobilisieren, baute Telefonica zwar die Online-Plattform Think Big, auf der sich Jugendliche sehr einfach für 400 Euro Förderung bewerben können. Aber der eigentliche Treiber des Programms, das mittlerweile 1.800 Projekte geför-dert und 37.000"Jugendliche erreicht hat, ist die Kooperation mit einem Netzwerk deutscher Jugendorganisationen. Dieses Offline-Netzwerk hat zumindest ein finan-zielles Interesse am Erfolg von Think Big, da die einzelnen Organisationen für das Coaching der Jugendprojekte jeweils 600 Euro erhalten."Ohne diese Kontakte, die zum großen Teil auf persönlichen Beziehungen, Besuchen und Telefonaten basie-ren, hätte die Online-Plattform keine große Reichweite erfahren. Bei betterplace.org selbst gingen wir bei der Gründung naiv davon aus, dass zahl-reiche deutsche Spender unsere Seite mit den vielen Grassrootsprojekten und der transparenten Berichterstattung einfach zu schätzen wüssten und allein des-halb über betterplace soziale Projekte fördern würden. Doch schnell merkten wir, dass die Plattform viel schneller wächst, wenn wir starke Multiplikatoren wie Payback"– in Form der Payback Spendenwelt"– oder Vodafone"– in Form von betterplace mobile"– einbinden. Auch sind alle wichtigen Kontakte zu better-place- Unterstützern und Partnerunternehmen offline zustande gekommen, also über persönliche Treffen. Bauchgefühl und Energie ffline-Veranstaltungen, bei denen Menschen miteinander in per-sönlichen Kontakt kommen, sind ebenfalls gut geeignet, um vir-tuellen Dienstleistungen oder Produkten ein Gesicht zu geben. Digitale Tools erscheinen oft zu technisch, als dass sie in der Lage wären, Vertrauen zu etablieren. Persönliche Kontakte da-gegen O erzeugen bei uns positive oder negative Bauchgefühle und machen es ein-facher herauszufinden, ob wir ein Produkt sympathisch, relevant oder spannend O'ine $ Trend 2 27
  • 30. finden. Bei Veranstaltungen, auf denen Menschen mit einer ähnlichen Zielsetzung und Wertvorstellung zusammenkommen, kann eine hohe Energie entstehen, die wiederum eine gute Grundlage für Kooperationen und kreativen Austausch ist. Das Sozialunternehmernetzwerk Ashoka machte beispielsweise die Erfahrung, dass Offline-Treffen zwischen Ashoka Fellows ganz eigene Synergien erzeugen. Viele soziale Aktivisten brennen für ihr eigenes Thema und sind sehr von ihrem Alltag absorbiert. Meist fehlt die Zeit, um den Austausch mit anderen selbst zu initiieren. Um gegenseitiges Lernen zu fördern und Kollaborationen anzustoßen, organisiert Ashoka deshalb diesen Austausch, indem die Stiftung ihre Fellows zu entsprechenden Treffen zusammenruft. Ashoka bezeichnet die Treffen begeistert als „Feuerwerke“. Auch hier können wir auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. Zu Beginn verstan-den wir uns bei betterplace als eine rein virtuelle Plattform. Dann bemerkten wir das Bedürfnis der Zielgruppen, also Unterstützer der Plattform, Spender und NGOs, uns persönlich kennenzulernen: Wer steckt hinter dieser Plattform? Können wir denen trauen? Was ist deren Motivation? Solche Fragen konnten wir online nur unbefriedigend beantworten. Seitdem haben wir begonnen, selbst Veranstaltungen zu besuchen und betterplace vorzustellen. Wir laden auch regel-mäßig Projektmacher zu uns ins Büro ein, veranstalten die jährliche Konferenz labtogether und teilen unser Wissen in Workshops. Diese persönlichen Kontakte führen dazu, dass Gleichgesinnte sich kennenlernen, die sich sonst nicht begegnet wären, da die traditionelle Online-Architektur von Diskussionsforen und Blogs dafür nicht geeignet ist. Auf den Schreibtisch der Entscheider gelangt man mit einem Hingucker zum Anfassen viel eher als mit einem Link in einer E-Mail. Reputation zum Anfassen nline-Angebote werden oft auch in analoger Form angeboten. So" sind die PDF-Plakate zum Ausdrucken, die wir bei betterplace für Projektverantwortliche anbieten, beliebte Werbeträger, die dann an Bäumen und Ladentheken hängen. Interessierte rei-ßen sich den Streifen mit dem Link zum Projekt ab, um sich zu O Hause online Details genauer anzusehen. Auch der betterplace lab Trendreport startete als reine Online-Plattform. Doch die jährlich erscheinende Druckversi-on hat sich als besonders erfolgreiches Produkt erwiesen. Menschen mögen die haptische Erfahrung, ein schönes Buch in den Händen zu halten. Und auf den Schreibtisch einer Entscheiderin gelangt man mit dem Hingucker viel eher als mit einem Link in einer E-Mail. Mit dem schicken Buch gelingt es uns, ganz an-dere Netzwerke zu erschließen und an wichtigen Stellen Reputation aufzubauen. Offline ist also eine gute Ergänzung zu Online. So geben immer mehr NGOs ihren erfolgreichen Online-Aktionen auch ein Offline-Gesicht. Etwa als die englische Fairtrade-Organisation beim March of the Mini Army Papierfiguren von jenen 8.000 Menschen aufmarschieren ließ, die eine entsprechende Online-Petition O'ine $ Trend 2 28
  • 31. unterzeichnet hatten. In die entgegengesetzte Richtung funktionierte die Oxfam- Aktion Remember Me: Auf Secondhand-Kleidung kann man QR-Codes scannen, die mit der Geschichte des Vorbesitzers verlinkt sind. Chancen • Offline lassen sich wichtige Beziehungen verbindlicher knüp-fen. • Auf Veranstaltungen kann man seiner Online-Seite ein Ge-sicht geben. • Offline erreicht man auch Menschen, die Schwierigkeiten mit dem Internet haben. • Im persönlichen Gespräch lassen sich die Bedürfnisse der Ziel-gruppen qualitativ hochwertiger erforschen. Risiken • Offline-Aktivitäten sind relativ ressourcenintensiv (Zeit, Geld, Wissen) und wenig skalierbar. Fazit Vor lauter Online-Euphorie, darf nicht vergessen werden, dass „das wahre Leben“ offline ist. Online-Kommunikation bleibt stets unverbindlich und distanziert, gerade wenn es darum geht, Men-schen dazu zu bewegen, sich zu engagieren oder zu spenden. On-line- Netzwerke und soziale Medien sind zwar heute unverzicht-bar, um Botschaften zu verbreiten. Doch zusätzlich zu diesem quantitativen Aspekt der Vernetzung (z. B. 7.500 Facebook-Fans) müssen Organisationen offline für eine qualitative Komponente sorgen. Veranstaltungen, persönliche Gespräche oder haptische Erlebnisse (Broschüren etc.) sind zwar weniger gut skalierbar, bleiben den Menschen aber besser im Gedächtnis, weil sie direk-ter erlebt werden und entsprechend verbindlichere Emotionen verursachen. O'ine $ Trend 2 29
  • 32. March of the Mini Army www.fairtradeblog.tumblr.com/post/44536365765/the-march-of-the-mini-army 8.000 Menschen haben in Großbritannien online eine Petition unterzeichnet, um faire Preise für kleine Landwirte zu fordern. Doch was bedeuten 8.000 Klicks? Wie groß ist eine Menge von 8.000 Menschen? Die Fairtrade Foundation visualisierte diese Zahl eindrücklich, indem sie 8.000 Pappfiguren bastelte und diese „Mini-Armee“ aufmarschieren ließ"– vor den Houses of Parlia-ment. Das Beste: Auf den Pappfiguren waren die Gesichter der-jenigen Leute, die die Online-Petition unterzeichnet hatten. Die Unterzeichner hatten zuvor ein Foto von sich hochgeladen und gaben ihren Klicks über die Pappfiguren ein Gesicht. Die Presse war begeistert! March of the Mini Army ist ein gutes Beispiel dafür, wie man aus dem Online-Silodenken ausbrechen kann, um einer Kampagne offline neue Lebendigkeit, Authentizität und Qualität zu verleihen. O'ine $ Cases 2 30
  • 33. The Circle www.circlecentral.com Die Behörden im Londoner Bezirk Southwark wollten für eine höhere Lebensqualität der älteren Einwoh-ner sorgen, wussten aber nicht wie. Wer nicht fragt, bleibt dumm, und so erfuhren die Beamten durch persönliche Interviews von den Bedürfnissen, Ängsten und Wün-schen der Senioren. Den meisten waren soziale Kontakte, geistige Fitness und Hilfe bei Alltagsherausforderungen wichtig. Davon ausgehend wurde 2009 das Offline-Netzwerk „The Circle“ gegrün-det. Jeder Einwohner, der über 50 Jahre alt ist, kann bei seinem Circle für einen Jahresbeitrag von etwa 40 Euro Mitglied werden. Als neues"Mitglied teilt man dem Circle mit, welche Unterstützung man braucht und auch, welche Hilfe man geben kann"– zum Bei-spiel gemeinsam zum Einkaufen fahren oder den Garten umgraben. Jeder Helfer kann entscheiden, ob er seine Arbeitskraft umsonst oder bezahlt anbieten möchte. Eine Online-Plattform hilft dabei, Angebot und Nachfrage zu managen. O'ine $ Cases2 31
  • 34. PlaCard misereor.de/projekte/mut-zu-taten.html Schon mal eine Kreditkarte in ein Werbeplakat gesteckt? Die PlaCards von Misereor fordern ihre Betrachter genau dazu auf. Die großen Bildschir-me mit integriertem Kreditkartenlesegerät locken auf Bahnhöfen und Flughäfen mit den Slogans „feed them“ und „free them“. Zieht man seine Kreditkarte durch, spielt der Bild-schirm eine Filmsequenz ab, bei der die Karte wie ein Messer Brot schneidet oder die Fesseln eines Gefangenen durchtrennt. Der Spendenbetrag ist auf zwei Euro festgelegt. Auch interes-sant: Nach der Spende kann Misereor den Kontakt zum Spender halten. Die Organisation nutzt die Kreditkartenabrechnung, um sich zu bedanken und per Link den Spender für ein langfristi-ges Engagement zu gewinnen. O'ine $ Cases 2 32
  • 35. 33
  • 36.
  • 37. Giving Days 2009 kamen beim Online- Fundraising- Wettbewerb „Give to the Max“ in Minnesota innerhalb von 24 Stunden 14 Millionen US-Dollar für über 3.000 lokale NGOs zusammen. Seitdem verzeichnet die USA einen regelrechten Boom sogenannter Giving Days, die in einzelnen Städten, Bundesstaaten oder"– wie der Giving Tues-day "– im ganzen Land zelebriert werden. Immer mehr gemeinnützige Organisati-onen nutzen diese neuen, konzertierten Fundraising-Aktionen. Giving Days sind kompakte und kollaborative Online-Fundraising-Veranstaltun-gen, bei denen hohe Summen für NGOs gesammelt werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Webbewerben, die NGOs, Stiftungen oder Unternehmen starten, tun sich bei Giving Days meist mehrere Akteure zusammen. Zudem zeichnen sie sich durch ihr zeitlich stark komprimiertes, oft auf 24 Stunden beschränk-tes Format aus. Viele Giving Days werden von regionalen Institutionen ins Leben gerufen, um den Zusammenhalt der örtlichen NGOs zu stärken. So arbeiten beim Give to the Max Day:Greater Washington, beim Give BIG und beim Giving Tuesday Unter-nehmen, Stiftungen und die UN zusammen, um ihre Kräfte für den einen großen Fundraising-Schlag zu sammeln. Giving Days $ Trend 3 35
  • 38. Mit einem großen Ruck die Spendenlawine lostreten ie Ziele der Initiatoren sind divers: Vordergründig geht es dar-um, neue Spenden für NGOs zu generieren. Zugleich schaffen Giving Days aber auch einen sozialen Zusammenhalt, indem sie ein Bewusstsein für regionale Herausforderungen wecken, das Potenzial lokaler Solidarität nutzen und so die regionale Identität stärken. Giving Days bündeln die sonst oft fragmentierten Aktivitäten einzelner gemeinnütziger Organisationen auf einer neuen regionalen Ebene und versuchen, Netzwerksynergien zu erzeugen. Da sie nicht auf einzelne wohlhabende Philan-thropen abzielen, sondern möglichst viele „kleine“ Spender aktivieren wollen, tragen sie auch zur Demokratisierung des sozialen Engagements bei. Außerdem machen Giving Days die Arbeit zivilgesellschaftlicher Initiativen sicht-bar und ermöglichen ihnen, ihre Beziehungen zu Spendern und Unterstützern zu intensivieren. Giving Days verstehen sich als Werkzeuge, um die Online-Fundraising- und Kom-munikations- Fähigkeiten von NGOs zu stärken. Eine zentrale Online-Fundraising- Plattform bildet das technologische Rückgrat aller Aktivitäten und macht NGOs und Spender mit neuen digitalen Möglichkeiten des sozialen Engagements vertraut. NGOs profitieren von der Reichweite der Medien und den Sponsorengeldern der Unternehmenspartner ie Organisatoren eines Giving Days kommen üblicherweise sechs bis acht" Monate vor dem großen Tag zusammen und schmie-den eine Allianz mit weiteren Partnern. Dazu zählen besonders Sponsoren für Preisgelder sowie Medien und Werbeagenturen, die beim Marketing helfen. Da Giving Days innerhalb weniger Jahre in den USA so beliebt geworden sind, gibt es mittlerweile eine Reihe von Leitfäden, die bei der Organisation eines Spendentags helfen. So stellt das Gi-ving Day Playbook der Knight Foundation Materialien von Muster-E-Mails und Facebook-Seiten bis hin zu Kalenderplanern zur Verfügung. Die Aufgabe der Giving-Day-Initiatoren ist es, eine komplette Infrastruktur für den Tag zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören neben der Online-Fundraising- Plattform auch Marketing-Dienstleistungen. Partner stellen Werbeflächen z.B. in Form von großflächiger Plakatierung von Bussen, Radiodurchsagen oder TV-Spots zur Verfügung. Print- und Online-Medien schalten Anzeigen und berichten in den Wochen vor dem Spendentag über die Arbeit der teilnehmenden NGOs. Das gebündelte und in der Region sichtbare Marketing bedeutet, dass die spen-densammelnden NGOs sich nur noch um die möglichst effektive Ansprache und Aktivierung ihrer Netzwerke kümmern müssen. Da viele NGOs bislang noch wenig Erfahrung im Bereich Online-Fundraising und Social Media haben, bemühen sich die Organisatoren, im Vorfeld entsprechende Kapazitäten aufzubauen. Sie stellen Leitfäden oder Webinare bereit bzw. bieten Offline-Workshops mit Experten an. Wer am besten Spenden sammelt, wird mit Prämien belohnt m möglichst viele Spender zu aktivieren, haben sich Gamifizie-rungsstrategien als nützlich erwiesen. Giving Days rufen Preise in verschiedenen Kategorien aus. Dabei belohnen die meisten nicht die Höhe der eingesammelten Spenden, sondern versuchen, D D U Giving Days $ Trend 3 36
  • 39. Giving Days $ Trend 3 möglichst viele Menschen zum Engagement zu motivieren. Preise oder Matching-gelder werden dementsprechend für die NGO mit den meisten Einzelspendern ausgerufen. Peer2Peer-Fundraising wird belohnt, indem die NGO, deren Spen-der selbst am meisten weitere Spender aktivieren kann, gewinnt. Andere Kate-gorien zeichnen die Organisation mit den meisten neuen Twitterfollowern aus oder etablieren einstündige Fundraising-Wettbewerbe am Vor- oder Nachmittag des Giving Days. Alle Aktivitäten werden transparent über Spendenplattformen wie Razoo abge-wickelt. Organisationen und Spender können auf Leaderboards sehen, wo sie im Wettbewerb gerade stehen und wie viele Spenden schon zusammengekommen sind. Auf diese Weise können sie strategisch ihre Netzwerke aktivieren. Giving Days erreichen dank der Massenmedien sehr viele Menschen iving Days haben sich zu einer regelrechten Bewegung entwickelt, da sie es schaffen, viele Spenden für NGOs zu generieren. Wäh-rend des Give To the Max Day Minnesota 2013 konnten über 17 Millionen US-Dollar Spenden von über 52.000 Spendern für fast 4.500 NGOs eingesammelt werden. The Big Give in Ohio brachte G den 569 teilnehmenden Organisationen über 10 Millionen US-Dollar Spenden, während bei dem North Texas Giving Day 2013 über 25 Millionen US-Dollar von 75.000 Spendern für rund 1.300 lokale NGOs"zusammenkamen. Die Tendenz ist steigend: Pittsburgh Gives brachte im ersten Jahr (2009) rund 1,5 Millionen US-Dollar, 2013 waren es schon über sieben Millionen. Giving Days erzeugen außerdem meist eine grosse Medienresonnanz: So wurde 2011 in mehr als 60 Artikeln über den Give To the Max: GreaterWashington berichtetet. Der Hashtag dominierte auf twitter und sorgte für hohe Aktivitäten auf den betref-fenden facebook-Seiten der Partner und sozialen Organisationen. Über diese Kanäle, sowie per Mund zu Mundpropaganda konnten viele Spender angesprochen werden. Promis wie Bill Gates sorgen für noch mehr Wumms ie Evaluationen belegen, dass die überwältigende Anzahl der teilnehmenden NGOs Giving Days als Erfolg bewerten. Die Spen-denergebnisse gehörten oft zu den höchsten, die die NGOs je ver-zeichnet hatten. Arbeitsaufwand und Ergebnis standen in einem guten Verhältnis zueinander: Die meisten Teilnehmer gaben an, D unter 30 Stunden Zeit investiert zu haben. Dies war nur möglich, weil die ge-samte Marketingleistung für den Giving Day zentral bei den Organisatoren lag. Viele konnten neue Spender erreichen und gaben an, auch in Zukunft vermehrt im Bereich Online-Fundraising aktiv werden zu wollen. Während die oben genannten Beispiele regionale Veranstaltungen beschreiben, ist der Giving Tuesday seit 2012 eine landesweite Kampagne in den USA. Nach Thanksgiving und vor dem Beginn der Weihnachtssaison lenkt sie die Aufmerk-samkeit der Konsumenten auf die eigentliche Bedeutung der Feiertage und ani-miert sie im Namen der Nächstenliebe, an soziale Einrichtungen zu spenden. Der erste Giving Tuesday wurde auch dank der Tweets von Bill Gates, Penélope Cruz und Susan Sarandon zu einem großen Erfolg: 2.500 NGOs nahmen teil und erhielten über zehn Millionen US-Dollar Online-Spenden. 2013 steigerte sich das Spendenvolumen des Giving Tuesdays um 90 Prozent auf über 19 Millionen 37
  • 40. US-Dollar. Die Höhe der einzelnen Spenden betrug im Durchschnitt 142 US-Dollar (102 im Jahr davor, Details bei philanthropy.com). Giving Days lohnen sich besonders für kleine und mittlere NGOs iving Days sind besonders für kleine und mittelgroße NGOs geeignet. Große Organisationen taten sich bei der Teilnahme dagegen schwerer. Das lag zum Teil daran, dass ihre internen Kommunikationsstrukturen für relativ kurzfristige und spon-tane Wettbewerbe zu behäbig sind. Zugleich erschien der Ar-beitsaufwand in Relation zu den zu erwarteten Gewinnen relativ groß und viele Fundraiser gaben an, sie würden stattdessen lieber in etablierte Formate wie die Fundraising-Dinner zum Jahresende investieren. Während Social-Media-Experten wie Beth Kanter schon von einer Giving-Day- Bewegung in den USA sprechen, ist das Format außerhalb der Vereinigten Staa-ten bis auf wenige Experimente noch nicht verbreitet. Zwar gibt es auch hier kompakte, auf 24 Stunden begrenzte Fundraiser wie die Telethons oder den deutschen RTL Spendenmarathon. Doch diese laufen im Fernsehen und haben keine Online-Fundraising-Komponente. Chancen • Giving Days sind eine für NGOs effiziente Art, Spenden zu sam-meln, da die Marketingaktivitäten von Partnern gestemmt werden. • Lokale NGOs können ihre Bekanntheit steigern und ein Be-wusstsein für die gemeinsamen Herausforderungen und Leis-tungen einer Region schaffen. • Giving Days sind eine gute Gelegenheit, die Kompetenzen der teilnehmenden NGOs im Bereich Online-Fundraising und On-line- Kommunikation zu stärken. • Die Arbeit der Giving Days verteilt sich auf viele Schultern und Partner können sich jeweils mit ihren Kompetenzen einbringen. Risiken • Bislang ist ungewiss, ob das Format auch außerhalb der USA funktioniert. • Es müssen etwaige Transaktionskosten, die beim Online-Fund-raising anfallen, offengelegt werden (Razoo nimmt von jeder Spende 2,7 Prozent Gebühr). • Wenn das Marketing nicht genug Menschen in der Öffentlich-keit erreicht, droht ein schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis. • Die Erfolge von Giving Days sagen nichts darüber aus, ob Men-schen insgesamt mehr spenden. Fazit Giving Days konzentrieren soziales Engagement in Form von Spenden auf ein Großereignis. Mit viel Tamtam und PR fiebern NGOs, Unternehmen und Medien dem großen Tag entgegen, um neue Spendenrekorde aufzustellen. Die mediale Wucht kann nicht nur auf regionaler Ebene kleinen NGOs helfen, mehr Auf-merksamkeit zu bekommen. Giving Days emanzipieren das Spen-denwesen auch von der Weihnachtszeit. In Deutschland würde ein Giving Day für frischen Wind sorgen. Langfristig muss aber noch untersucht werden, ob Giving Days insgesamt zu einer ak-tiveren und engagierteren Zivilgesellschaft führen. G Giving Days $ Trend 3 38
  • 41. Give to the Max givemn.razoo.com Wenn Städte Helden sein könnten, wäre Minne-sota ein Giving-Day-Superheld: Schon am ersten Giving Day 2010 haben die Menschen dort 14 Mil-lionen US-Dollar gespendet, 2012 waren es bereits 16 Millionen. Der letzte Giving Day vom 14. November 2013"– in Minnesota läuft er unter dem Titel „Give to the Max“"– brach-te mehr als 17 Millionen US-Dollar Spenden ein. Über 50.000 Menschen haben für 4.500 NGOs gespendet. Aber nicht nur wer das meiste Geld sammelt, wird bei Give to the Max geehrt: Auch besonders kreative Kampagnen bekommen Preise. Alle Spenden wurden über die Plattform GiveMN, die auf der Inf-rastruktur von Razoo aufbaut, abgewickelt. Giving Days $ Cases3 39
  • 42. Giving Tuesday community.givingtuesday.org Der Dienstag nach Thanksgiving ist jetzt weltweit der #GivingTuesday. Das Hashtag ist Teil des Namens und zeigt, dass es sich hier vor allem um eine Social-Media-Kampagne handelt, die Geben und Gutes-Tun via Twitter, Facebook usw. thematisieren und verbreiten will. Die Kampagne hat aber auch wichtige Off-line- Komponenten. Die teilnehmenden NGOs sind aufgefor-dert, sich etwas ganz Besonderes für den #GivingTuesday aus-zudenken. Zum Beispiel eine persönliche Belohnung für die Spender, einen Tag der offenen Tür oder ein Event, an dem sich jeder ehrenamtlich einbringen kann. Am ersten #Giving- Tuesday Ende 2012 wurden 10 Millionen US-Dollar gespendet (abgewickelt über die Online-Plattform Blackbaud), 2013 war es schon doppelt so viel. Am 2. Dezember ist der #GivingTu-esday des Jahres 2014. Giving Days $ Cases 3 40
  • 43. Razoo razoo.com Giving Days $ Cases3 Die Online-Plattform Razoo spielt eine wichtige Rolle bei den Giving Days in den USA. Sie ist die Spendenzentrale für alle Teilnehmer des Events, leicht zu bedienen und Giving-Days-erprobt. Auch einem Ansturm von Tausenden Spendern hält sie stand und zeigt in Echtzeit den Spendenstand an. Auch an Tagen, die kei-ne Giving Days sind, können Nutzer die Plattform verwenden. Zum Beispiel indem sie eine eigene Spendenseite auf Razoo anlegen, über die sie für „ihre“ ausgewählte Organisation als Fundraiser Geld sammeln. Besonders erfolgreiche Fundraiser werden in einem Ranking gelistet und bekommen so Anerken-nung und Lob für ihr Engagement. 230 Millionen US-Dollar wurden auf diesem Weg schon gesammelt. Razoo finanziert sich über eine Bearbeitungsgebühr von fünf Prozent für NGOs und acht Prozent für private Fundraiser. 41
  • 44.
  • 45. Crowdfunding Crowdfunding $ Trend Crowdfunding ist ein wichtiger Trend zur Finanzierung von Projekten und Innova-tionen geworden. Immer mehr Menschen versuchen die Crowd von ihren Ideen zu überzeugen, das nötige Startkapital sammeln sie immer öfter online bei Privatpersonen. Plattformen wie Kickstar-ter, Indiegogo oder Startnext haben sich mit ihren Geschäftsmodellen etabliert und konkurrieren auf einem mehrere Milliar-den Euro schweren Crowdfunding-Markt. Crowdfunding ist eine Spezialform des Online-Fundraisings. Online-Fundraising betreiben meist etablierte oder längerfristig angelegte soziale Initiativen auf ihrer Website oder einer Spendenplattform wie Global Giving oder betterplace.org."Der Begriff Crowdfunding hingegen wird meist dann verwendet, wenn die Geld suchen-den Projekte ihren Unterstützern bestimmte konkrete Gegenleistungen in Aussicht stellen. Das geht beim Spendensammeln nicht: In Deutschland dürfen Organi-sationen über die Ausstellung von Spendenquittungen hinaus keine materiellen Gegenleistungen anbieten, da die Spenden sonst nicht mehr steuerabzugsfähig wären. (Verwirrend: Manche Crowdfunding-Plattformen stellen für gemeinnützige Projekte auch Spendenquittungen aus.) 4 43
  • 46. Crowdfunding $ Trend 4 Crowdfunding-Aktionen sind im Vergleich zum Online-Fundraising zeitlich und thematisch meist stärker fokussiert: Es geht darum, ein in sich abgeschlosse-nes Projekt oder Produkt in einem bestimmten Zeitraum zu finanzieren. Viele Kunst- und Kulturprojekte haben sich in den letzten Jahren auf diese Art finan-zieren können; bei Kickstarter sind Tanz-Projekte die erfolgreichste Kategorie. Die größten Summen kommen meist für die Entwicklung innovativer Produkte zusammen. Aber auch Projekte mit sozialer Zielsetzung sind auf Crowdfunding- Plattformen vertreten. Schon die Freiheitsstatue wurde über Crowdfunding finanziert ft erscheint die Unterscheidung zwischen Spenden- und Crowd-funding- Plattformen willkürlich. Crowdfunding ist als Begriff momentan en vogue und so nutzen ihn viele Spendenplattfor-men (die also keine Gegenleistungen anbieten) für ihre Vermark-tung "– etwa die gerade in Deutschland gestartete Plattform So-cial O Impact Finance, auf der eine Handvoll ausgewählter Sozialunternehmer Spenden sammeln. Eine weitere Spielart des Crowdfunding ist das Crowdinves-ting: Interessenten erwerben online Unternehmensbeteiligungen an Start-ups, die noch in der Startfinanzierungsphase sind. In den USA schaffte Präsident Obamas JOBS Act eine gute rechtliche Basis für diese niedrigschwellige Finan-zierungsform von Start-ups. Ein historischer Vorläufer des Crowdfundings ist das Subskriptionsmodell, mit dem im 17. und 18. Jahrhundert Bücher vorfinanziert wurden. Schon damals erhielt der Sponsor eine Gegenleistung, indem sein Name auf dem Titelbogen genannt wurde. 1885 wurde dann die Freiheitsstatue in New York ebenfalls mithilfe von Schwarmfinanzierung, so der deutsche Name, errichtet. Als eine der ersten Crowdfunding-Plattformen im Internet ermöglicht Sellaband Musikern und Bands seit 2006, ihre Aufnahmen, Konzerte und Promotion vorzufi-nanzieren. 2008 wurde Indiegogo gegründet, Kickstarter folgte kurz darauf. Mitt-lerweile gibt es auf allen Kontinenten Crowdfunding-Plattformen: in Frankreich ulule und kisskissbankbank, in Großbritannien sponsume, in Spanien Lanzanos und Verkami, in Deutschland Startnext, in Ghana Slicebiz etc. Knapp 40 Prozent des Crowdfunding-Geldes fließen in soziale Projekte n den letzten Jahren erhielten eine Reihe von spektakulären Crowdfunding-Aktionen große Medienaufmerksamkeit. So sprengten auf Kickstarter gleich mehrere Projekte ihre selbst gesetzten Finanzierungsbedarfe und schossen über die Millio-nengrenze. Bei den meisten handelte es sich um Vorfinanzierun-gen I von Produkten wie dem Pebble oder Form 1. In Deutschland gelang es einer Filmfirma, für den geplanten Film zur TV-Serie „Stromberg“ innerhalb von einer Woche eine Million Euro einzusammeln. Die Szene ist sehr dynamisch und stark wachsend. Einer Studie zufolge hatte der weltweite Crowdfunding-Markt 2012 ein Volumen von 2,7 Milliarden US-Dollar. Davon sollen mehr als eine Milliarde (38 %) sozialen Projekte zugute-gekommen sein. Die meisten Crowdfunding-Initiativen gibt es in Nordamerika. Der Markt in Europa wächst, und in Südamerika, Afrika und Asien entstehen erste Plattformen. 44
  • 47. Crowdfunding $ Trend Zugleich entsteht rund ums Crowdfunding eine neue Szene. Philanthropie-Exper-tin Lucy Bernholz vermutet, dass es im Zuge der Professionalisierung mittlerweile Hunderte, wenn nicht Tausende Beratungsfirmen gibt, die Start-ups und Pro-jektmachern beim Crowdfunding helfen. Die Plattformen selbst finanzieren sich über Gebühren. So zahlen Projektmacher neben den Transaktionsgebühren (2 bis 5 % der Spendensumme) weitere 4 bis 9 % Nutzungsgebühren an die Betreiber. Vorteile des Crowdfundings islang war es für einzelne Künstler, Erfinder oder Sozialunter-nehmer schwierig, sich Gehör zu verschaffen, geschweige denn Geld zu sammeln. Denn die wenigsten haben Zugang zu Finan-zierungsformen wie Bankenkrediten, öffentliche Förderprogram-men oder die Finanzierung durch sogenannte Venture Capital B oder Business Angels. Doch übers Crowdfunding können sich Menschen und Initiativen mit guten Ideen einer weltweiten Öffentlichkeit präsentieren und sie für ihre Belange begeistern. Weitere Vorteile: 1. Crowdfunding ermöglicht es Projektmachern, auf unkompli-zierte Weise Startkapital zu sammeln. Kitepatch beispielsweise ist ein kleines, chemikaliengetränktes Pflaster für die Haut, das Moskitos verscheucht. Nachdem die Prototypen an der University of California Riverside entwickelt worden waren, kamen die für den Feldversuch in Uganda notwendigen Mittel per Crowdfunding zusammen. 2. Durch Crowdfunding können Sozialunternehmer ihre Arbeit skalieren. Für viele Innovatoren ist es schwierig, ausreichend finanzielle Mittel aufzutreiben, um ein erfolgreiches Pilotpro-jekt zur Marktreife bringen zu können. Hier können Crowd-funding- Kampagnen helfen. So gelang es der Macherin von LivelyHoods, einem Programm welches jungen Kenianern bei der Jobsuche hilft, einen zweiten Standort zu finanzieren. 3. Crowdfunding-Projekte können über klassische Medien große Reichweite bekommen und so das Bewusstsein für wichtige so-ziale Themen verbreiten. So konnte Simon Griffiths, Gründer des Unternehmens Who Gives A Crap, eine große Öffentlich-keit dafür sensibilisieren, dass 2,4 Milliarden Menschen keinen Zugang zu Toiletten haben. Seine Idee war es, Klopapier zu verkaufen und 50 Prozent des Erlöses in Sanitärprojekte zu investieren. Die 50.000 US-Dollar Startkapital sammelte er auf einem Klo hockend. Er übertrug das Live-Video von sich so lange, bis das Spendenziel erreicht war. 4. Über Crowdfunding können institutionelle Förderer ermes-sen, ob ein Projekt Marktpotenzial hat. Eine große Zahl von Unterstützern deutet auf eine gewisse Nachfrage hin, die Pro-jektmacher nutzen können, um sich damit bei größeren Geld-gebern zu bewerben. Die Tatsache, dass Crowdfunding eine Art Reality Check für neue Ideen ist, hat eine Reihe von Stiftungen dazu bewegt, in diesem Bereich aktiv zu werden. Die Knight Foundation hat eine eigene Seite aufgebaut, über die Förderprojekte Geld sammeln können. Je nachdem, wie viele Unterstützer die Projekte vorweisen 4 45
  • 48. können, gibt die Stiftung eigene Fördergelder dazu. Ebenso startete die Skoll Foundation auf der Plattform Crowdrise eine Crowdfunding Challenge für 57 Sozialunternehmer, bei der jede externe Spende verdoppelt wurde. Insgesamt kamen über 3,4 Millionen US-Dollar zusammen. Ohne gute Geschichte kein gutes Crowdfunding ie das oben genannte Beispiel von Who Gives A Crap zeigt, zeich-nen sich erfolgreiche soziale Crowdfunding-Aktionen durch ihre besonderen Geschichten aus, die man gerne im Freundeskreis weitererzählt. Auch Maria Springer versah ihre LivelyHoods- Kampagne mit einem besonderen Twist. Sie startete mit 25 Pflas-tern W im Gesicht, von denen sie für jede 1.000-Dollar-Spende eines entfernte. Nach 25 Tagen waren alle Pflaster weg, und sie hatte 27.074 US-Dollar von 251 Unterstützern gesammelt. Da sich Geschichten am besten über Videos verbreiten lassen, raten viele Crowd-funding- Plattformen ihren Nutzern, sich in einem zu präsentieren. Regelmäßige Updates auf der Plattform und in Social-Media-Kanälen halten die Unterstützer auf dem Laufenden. Erfolgreiche Projekte legen einen Grundstock für die Fi-nanzierung, indem sie zuerst Freunde und Bekannte aktivieren, die das Projekt in ihre eigenen Netzwerke tragen. Wenn es ein Projekt dann noch in die Massen-medien schafft, kommt es oft zu einer weitere Spendenwelle. Mittlerweile gibt es Hunderte Beratungs-firmen, die beim Crowdfunding helfen. Ganz oder gar nicht"– und andere Mechaniken der Crowdfun-ding- Plattformen in wichtiges Erfolgskriterium sind beim Crowdfunding auch die Gegenleistungen. Dies können symbolische, aber auch ma-terielle Dankeschöns sein, die Unterstützer im Gegenzug für ihre Spende und nach Abschluss des Projekts erhalten. Je nach Spendenhöhe sind die Gegenleistungen gestaffelt, wobei kleine E Beträge beispielsweise dadurch belohnt werden, dass der Name des Spenders im Vorspann eines Films oder Buchprojekts erscheint. Für größere Beträge bekommt man das Produkt zugeschickt oder kann an einer exklusiven Veran-staltung teilnehmen. Crowdfunding-Plattformen unterscheiden sich in ihrer Mechanik. So können über Kickstarter bislang nur Projekte mit Sitz in Nordamerika und Großbritannien fi-nanziert werden. Die Plattform selbst kuratiert und selektiert die Projekte stark. Im Gegensatz dazu ist Indiegogo eine offene Plattform, auf der Projekte aus über 200 Ländern vertreten sind. Jene Projekte, die einen hohen sogenannten Gogo- Faktor haben (Aktivität der jeweiligen Kampagne), werden von Indiegogo auf der Homepage und in Social-Media-Kanälen besonders gefördert. Auf manchen Plattformen, darunter Kickstarter, bekommen Projektmacher ihre Gelder nur dann ausgezahlt, wenn die von ihnen angegebene Mindestsumme er-reicht wurde. Andernfalls fließt das Geld wieder an die Spender zurück, da das Crowdfunding $ Trend 4 46
  • 49. Crowdfunding $ Trend Projekt nur mit der gesamten Summe realisiert werden kann. Auf Indiegogo kann man neben einer solchen „fixierten Finanzierung“ auch eine „flexible Finanzie-rung“ auswählen, bei der die Projektmacher alle eingegangenen Gelder erhalten. Chancen • Innovatoren können relativ schnell und unbürokratisch Start-und Skalierungskapital bekommen. • Spender können Teil eines Projekts werden und an dessen Er-folg teilhaben. • Menschen können an vielen neuen kreativen Prozessen im Be-reich Kunst, Kultur, Produktdesign und Soziales partizipieren. • Crowdfunding ist eine gute Möglichkeit, die Resonanz einer neuen Idee zu testen. • Das Risiko für Geldgeber ist begrenzt, da viele Plattformen nur dann auszahlen, wenn die für die Realisierung benötigte Summe zusammengekommen ist. Risiken • Die Tatsache, dass eine gute Idee online viele Unterstützer gewinnt, sagt wenig über den realen Erfolg des Projekts aus. Gutes Marketing kann dazu verleiten, unsinnige Projekte zu finanzieren. • Crowdfunding kann den öffentlichen Sektor dazu verleiten, ehe-mals staatliche Aufgaben auf private Initiatoren und Geldge-ber abzuwälzen. Eine Reihe von Plattformen wie Citizinvestor, Spacehive oder das finnische Brickstarter richten sich explizit an Bürger, die in ihren Kommunen Projekte realisieren wollen. Es erscheint jedoch wenig sinnvoll, dass Bürger in Zukunft selbst für einzelne Straßenlaternen oder die Begrünung eines Parks zahlen sollen. • Erfolgreiche Projekte erzielen oft ein Vielfaches ihres ursprüng-lichen Finanzbedarfs, es ist jedoch nicht immer möglich, dieses Geld sinnvoll einzusetzen. Fazit Crowdfunding hat sich als Finanzierungsmethode für neue Pro-dukte und künstlerische Werke (Musik, Bücher etc.) etabliert. Wer eine Idee realisieren möchte, umgeht komplizierte und zeit-aufwendige Förderprogramme oder klassische Finanzierungs-methoden und stellt stattdessen ein überzeugendes Video auf einer Crowdfunding-Plattform ein. (Wenn sich das Projekt al-lerdings nicht bald selbstständig herumspricht (Viralität), kann die Aktivierung von Menschen und Netzwerken viel Zeit in An-spruch nehmen.) Zentraler Erfolgsfaktor beim Crowdfunding ist die Überzeugungskraft des Konzeptes oder der Geschichte. Insgesamt ist Crowdfunding ein Beispiel für das Verknüpfungs-potenzial des Internets: Privatpersonen und ihre Bedürfnisse su-chen und finden sich schnell und unkompliziert (Long Tail). So werden alte und teilweise behäbige Strukturen umgangen bzw. herausgefordert. 4 47
  • 50. SliceBiz slicebiz.com SliceBiz ist eine Crowdfunding-Plattform für die Finanzierung von sozialen Start-ups in Ghana. Obwohl innovative Ideen durch Hubs und Wett-bewerbe immer stärker gefördert werden, sei es Crowdfunding $ Cases 4 selbst für die besten Ideen in Ghana immer noch schwierig, sich zu finanzieren, sagt der Gründer von SliceBiz, William Senyo. Auf SliceBiz kann man in ausgewählte und überprüfte Sozial-unternehmen investieren und im Gegenzug mit einer kleinen Gewinnbeteiligung rechnen. Eine große Chance sieht Gründer Senyo in den westafrikanischen Migranten im Ausland, die ihre Heimat finanziell unterstützen wollen. SliceBiz startete im März 2014 und ist noch in der Beta-Phase. Die Macher haben große Pläne: Ab 2015 will die Plattform das Angebot auf ein Nachbarland und schließlich auf ganz Afrika ausweiten. 48
  • 51. Ulule de.ulule.com Crowdfunding $ Cases Ulule ist die erste europäische Crowdfunding- Plattform und funktioniert in sechs Sprachen. Auf der Plattform werben verrückte, kreative und halsbrecherische Projekte um Unterstützung: von der Goulash Disko in Kroatien bis hin zur Rettung der letz-ten Lemuren auf Madagaskar. Privatpersonen, Vereine oder Unternehmen präsentieren auf der Plattform ihr Projekt, ihr finanzielles Ziel und die Länge der Crowdfunding-Kampagne. Dafür reizen sie mit Gegenleistungen als Dankeschön für die finanzielle Unterstützung (z.B. eine DVD bei einem finanzier-ten Kurzfilm). Sobald das Ziel erreicht ist, erhält der Projekt-macher das gesammelte Geld. Nur in diesem Fall nimmt Ulule eine Provision von acht Prozent. Wird das finanzielle Ziel nicht erreicht, so bekommen alle Unterstützer ihr Geld zurück. Über 5.000 Projekte haben sich auf Ulule erfolgreich startfinanziert (Erfolgsquote 67 Prozent), mehr als 17 Millionen Euro aus über 130 Ländern wurden dafür gesammelt. 4 49
  • 52. Yomken yomken.com Yomken ist die erste gemeinnützige Open-Inno-vation- und Crowdfunding-Plattform in der ara-bischen Welt. Auf Yomken schildern Kleinun-ternehmer Probleme und die entsprechenden Crowdfunding $ Cases 4 Lösungsansätze. Zum Beispiel hat ein Metallhändler eine Idee, wie er Getränkedosen recyceln kann. Nur wie und wo er die-se dann weiterverkaufen kann, weiß er noch nicht. Auf Yom-ken bittet er um Hinweise und finanzielle Unterstützung für Dosenpressen. Unterstützer können also mit Ideen oder Geld helfen. Für Geld gibt’s eine gepresste Dose oder ein anderes Dankeschön. Eine Gruppe von Ehrenamtlichen bewertet die angebotenen Lösungen, um die beste für die Umsetzung zu wählen. Ist der nötige Geldbetrag zusammen und eine Idee aus-gewählt, initiieren der Kleinunternehmer und der Problemlöser gemeinsam die Produktion. Yomken bedeutet im Arabischen „es ist möglich“. 50
  • 53. 51
  • 54.
  • 55. Shareconomy Shareconomy $ Trend In materiell gesättigten Gesellschaften streichelt Besitz schon lange nicht mehr das Ego. Immer mehr Menschen empfin-den zu viele Dinge sogar als Belastung, kehren der konsumorientierten Überfluss-gesellschaft den Rücken und leben mini-malistisch. (In Anlehnung an die Lohas spricht man auch von Lovos, Lifestyle of Voluntary Simplicity.) Doch wer ein Loch in die Wand bohren will, braucht eine Bohrmaschine. Weil so ein Werkzeug aber aus Mangel an benötigten Löchern vor allem ungenutzt herumliegt, verleihen sich Menschen immer häufiger Werkzeuge und allerlei andere Dinge. Mithilfe entspre-chender Online-Plattformen und sozialer Medien kann man den Verleiher in der Nähe einfach kontaktieren. So entsteht eine neue Shareconomy. Das Internet macht’s der Shareconomy leicht: Kontaktaufnahme, Kommunikation und Bezahlung lassen sich mit wenigen Klicks oder Berührungen des Touchscreens abwickeln. Auf einer Karte wird die nächstgelegene, verfügbare Bohrmaschine an-gezeigt. Oder der nächste freie Raum, den man für eine Veranstaltung braucht. Und natürlich das nächste Auto einer Carsharing-Firma. Ursache für diesen Trend ist ein Bewusstseinswandel in der Gesellschaft. Nachhaltigkeit ist in aller Munde, und knapper werdende Energie und Rohstoffe führen zu dem Verlangen, Ressour-cen effizienter zu nutzen, um die Umwelt zu entlasten. Seit der Wirtschaftskrise 5 53
  • 56. 2007/2008 hinterfragen immer mehr Menschen das eigene Konsumverhalten. Dass sich Online-Kampagnen wie The Story of Stuff viral verbreiten, zeigt, dass das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Dies gilt allerdings nur für materiell gesättigte Gesellschaften, wozu auch Südkorea zählt: Der Bürgermeister von Seoul, Won-soon Park, erklärte die Hauptstadt 2012 zur Sharing City. Der Trend zum Tauschen und Teilen ist also eine Gegenbewegung zur Überpro-duktions- und Wegwerfkultur. Das Umweltbundesamt stellte schon 1997 in seinem Bericht „Nachhaltiges Deutschland"– Wege zu einer dauerhaft-umweltgerechten Entwicklung“ fest, dass die „Umorientierung des Konsums im Hinblick auf eine Nutzung der Produkte anstelle ihres Besitzes“ ein „bedeutsamer neuer Aspekt“ ist. Eine private Bohrmaschine wird im Laufe ihres Lebens durchschnittlich 45 Stun-den genutzt, obwohl sie 300 Stunden problemlos schaffen würde. Wird die Bohr-maschine geteilt, wird auch die Nutzungsdauer besser ausgeschöpft. Außerdem müssen weniger Maschinen hergestellt werden. Der geteilte Konsum reduziert so die Gütermengen und schont Ressourcen, ohne dass wir unseren Lebensstan-dard senken müssen. Die NGO Peers.org zeigt, wie Shareconomy-Initiativen dazu beitragen, eine nachhaltige Welt zu schaffen: Carsharing in den USA kann den nationalen CO2-Ausstoß um 27 % reduzieren. Das Internet verändert unsere Einstellung zu Besitz ie grundsätzliche Idee des geteilten Konsums ist nicht neu: Wohngemeinschaften, Büchereien, Baugenossenschaften und Waschsalons sind Beispiele für bestehende gemeinschaftliche Nutzungsformen, die es schon seit Jahrzehnten gibt. Doch die aktuelle Bewegung nutzt digitale Kanäle und erhöht dadurch D Reichweite und Vielfalt. Plattformen wie Peerby, Fairleihen und Kleiderkreisel machen es möglich, Dinge, die man nur vorübergehend braucht, in der" Nachbar-schaft zu leihen. Tauschgeschäfte zählen auch zur Shareconomy, weil bestehende Ressourcen gemeinsam genutzt werden, statt sie neu zu kaufen. Als Vernetzungs- und Verwaltungstool ermöglicht das Internet nicht nur, Dinge innerhalb großer Gruppen zu teilen. Es hat mit seinem kollaborativen Wesen auch die Einstellung der Menschen verändert. Sie erfahren täglich im Internet, dass dort exklusives Eigentum nicht nötig ist, um Dinge nutzen zu können. Bei-spiele wie Wikipedia, Creative-Commons-Lizenzen oder cloudbasierte Dienste wie Dropbox zeigen, dass weite Bereiche des Netzes auf dem Prinzip des Tei-lens aufgebaut sind. Wer leiht, lernt neue Leute kennen ine wichtige Voraussetzung der internetgestützten Leih-, Miet-und Tauschmodelle ist Vertrauen. Vertrauen darauf, dass Dinge von unbekannten Menschen gut behandelt und Abmachungen eingehalten werden. „Vertrauen ist die neue Währung“, postu-liert auch Rachel Botsman, die zusammen mit Roo Rogers das E viel zitierte Buch „What’s mine is yours. The Rise of Collaborative Consumption“ geschrieben hat. Damit Vertrauen entstehen kann, haben User ein Nutzerprofil und Bewertungsmöglichkeiten. Zunehmend werden auch Social-Media-Profile also etwa Facebook-Profile für den Aufbau von Vertrauen im Netz hinzugezogen. So entstehen innerhalb der Leih- und Tauschnetzwerke neue Gemeinschaf-ten zwischen Privatpersonen, ob beim Treffen zum Kleidertausch, wenn Autos Shareconomy $ Trend 5 54
  • 57. Shareconomy $ Trend gemeinschaftlich genutzt werden oder in Communitys wie WHYown.it, in der man sein Freundes-Netzwerk nach den benötigten Dingen durchsuchen kann. Richtiger Used-Look durch Jeans-Leasing ouchsur&ng.org, die aktuell größte Plattform für kostenfreie Schlaf-plätze in privaten Wohnungen, hat eine aktive Community von 6 Millionen Menschen in mehr als 100.000 Städten weltweit. Im Jahr 2012 wurden mehr als vier Millionen Sofas „gesurft“. Der C Community-Marktplatz Airbnb hat Wohnungs-Sharing berühmt gemacht. Pri-vate Vermieter können ihr Zuhause an Menschen vermieten, die eine Unterkunft fernab des Pauschaltourismus suchen. Mehr als zehn Millionen Übernachtungen wurden über Airbnb gebucht. Und auch das Carsharing wächst kontinuierlich: Anfang 2012 nutzten laut dem Bundesverband CarSharing insgesamt 220.000 Menschen ein geteiltes Auto. Aller Voraussicht nach werden diese Zahlen wei-ter steigen. Dafür sprechen die Ergebnisse einer Umfrage zum Umweltbewusst-sein (2010), nach der 26 Prozent der Autofahrer Carsharing attraktiv finden. In vielen Städten weltweit gibt es mittlerweile Bike- oder Carsharing-Angebote. In Deutschland können Menschen Autos von Privatpersonen über Tamyca, Nach-barschaftsauto und Autonetzer leihen. Eine private Bohrmaschine wird nur 45 Stunden genutzt, obwohl sie 300 Stunden schaffen würde. Auf der einen Seite gibt es den „Nutzen statt Besitzen“-Ansatz wie z.B. Carsha-ring oder „Jeansleasing“, wobei Dinge temporär zugänglich gemacht werden, das Eigentum verbleibt dabei beim Anbieter"– der ein Unternehmen oder eine Privatperson sein kann. Diese Form des Konsums ohne Eigentum wird auch Pro-duct Service Systems genannt. Auf der anderen Seite gibt es eigentumsbasierte Ansätze wie z.B. Tauschbörsen oder Reparaturangebote wie Netcycler, bei denen Dinge für wenig bis kein Geld oder für eine kleine Gegenleistung ihre Besitzer wechseln, aber weiter Eigentum einer Person bleiben"– deshalb spricht man auch von Redistribution Markets. „Ich hab noch Auflauf übrig!“ m Bereich der Sharing-Dienstleistungen haben sich in den letz-ten Jahren viele neue Geschäftsmodelle herausgebildet. Dazu gehören öffentliche Angebote (Public Sharing) wie kommunale Fahrradverleihsysteme sowie Sharing- und Pooling-Plattformen, die geteilten Konsum von Privat zu Privat ermöglichen. Beispiele I sind hier Frents, Leihdirwas oder Flinc, die App für kurzfristige Mitfahrgelegen-heiten innerhalb eines sozialen Netzwerks. Der Shareconomy-Ansatz entwickelt sich weiter und wird dabei in immer mehr Bereichen des alltäglichen Lebens integriert. So wird beim Coworking die Büro-fläche geteilt, Taxis und Gärten werden gemeinschaftlich genutzt, Parkplätze und Fähigkeiten werden geteilt, ja sogar Jobs. „Lebensmittel teilen statt wegwerfen“ 5 55
  • 58. heißt es bei foodsharing.de. Wer Reste von der letzten Party übrig hat, in den Ur-laub fährt oder als Bäcker ständig Brötchen wegschmeißen muss, kann die Le-bensmittel bei foodsharing.de kostenlos anbieten. Umgekehrt finden Nutzer über die Plattform Nahrungsmittel in ihrer Umgebung, die sie bei Bedarf schnell ab-holen können. Auch kann man sich zum gemeinsamen Kochen verabreden, um überschüssige Lebensmittel loszuwerden. Chancen • Tauschen, Teilen und Mieten spart Ressourcen (Energie, Roh-stoffe) und reduziert den individuellen CO2-Fußabdruck. • Shareconomy spart Kosten und Müll. • Die Shareconomy fördert soziale Interaktionen und bringt Men-schen zusammen. • Die Shareconomy fördert eine neue Art des Wirtschaftens, die auf Wir statt Ich basiert"– kommunal statt Kapital. Risiken • Das Angebot ist bisher stark fragmentiert und unübersichtlich (schreckt neue Nutzer ab). • Ein Nachweis über die tatsächliche Wirkung der Shareconomy bezüglich Ressourcenschonung ist noch nicht erbracht. • Die größeren gesellschaftlichen Konsequenzen der Sharing Economy sind unklar: Standards in Bezug auf Sicherheit und Arbeitsschutz könnten umgangen werden. Neue informelle Ein-nahmequellen gehen momentan oft an der Steuer vorbei, sodass dem Staat wichtige Einnahmequellen verloren gehen, die fürs öffentliche Wohl eingesetzt werden könnten." Fazit Das „grüne Bewusstsein“ in Deutschland und anderen Indust-rieländern führt zu einem Bedeutungsverlust von materiellem Besitz. Immer mehr Menschen möchten Ressourcen schonen. Internet und soziale Netzwerke ermöglichen nun das neue Kon-sumverhalten des Teilens und Tauschens. Das Potenzial dieses Trends ist groß. Doch obwohl sich die alternativen Nutzungs-strategien ausbreiten, sind sie noch Nischenphänomene. Doch die verschiedenen Angebote und die zunehmende Professionali-sierung der Leih-Industrie steigern das Vertrauen in die Share-conomy insgesamt, was zu größerer Beliebtheit und Reichweite führen kann. Ein entscheidender Faktor für den dauerhaften Erfolg der Shareconomy-Bewegung wird der Aufwand für das Ausleihen sein"– je geringer, desto besser. Shareconomy $ Trend 5 56
  • 59. Couchsurfing couchsur&ng.org Shareconomy $ Cases5 2003 ursprünglich als NGO gegründet, ist Couch-surfing einer der Vorreiter in der digitalen Shareco-nomy. Das Prinzip des Gastfreundschaftsnetzwerks ist einfach: Als Nutzer kann man entweder einen freien Schlafplatz anbieten oder einen suchen. Ob in Berlin oder Bangkok, bei sieben Millionen Mitgliedern wird man schnell fündig. Gegenleistungen, also etwa selbst einen Schlafplatz bereitzuhalten, sind nicht nötig, aber gern gesehen. Geld zu verlangen oder zu bezahlen ist verboten. Die Gäste können ihren Gastgeber bewerten und Kommentare abgeben. Da es in der Vergangenheit vereinzelt zu Übergriffen und Missbrauch kam, hat Couchsurfing mehrere Sicherheitsprinzipien entwickelt, die aber optional sind. Es wurde beispielsweise ein Bürgschaftssys-tem der Mitglieder untereinander eingeführt. Kritik erntete die Plattform wegen ihrer zunehmenden Kommerzialisierung ab 2011 und der damit verbundenen Umstellung der Geschäftsbe-dingungen und Unternehmensstruktur zu einer GmbH. Dadurch wurden Mitglieder der ersten Stunde, die sich als Aktivisten für die Idee des Couchsurfings sahen, abgeschreckt und wechselten zu anderen Plattformen wie BeWelcome. 57
  • 60. Foodsharing foodsharing.de In Deutschland werden jedes Jahr Lebensmittel im Wert von etwa 22 Millionen Euro weggewor-fen. „Nicht hinnehmbar!“ fanden die Gründer von Foodsharing und baten erfolgreich auf der Shareconomy $ Cases 5 Crowdfunding- Plattform Startnext um Unterstützung für ihre Idee. Als Nutzer kann man auf Foodsharing.de virtuelle Essenskörbe mit seinen Essensresten erstellen, diese dann an örtliche Fair- Teiler (also Verteilstationen) bringen oder von anderen Mit-gliedern abholen lassen. Fehlen einem einmal ein paar Zutaten, kann man nachsehen, ob diese in der Nachbarschaft verfügbar sind"– und hat man selbst mal nur Milch und Eier im Haus, kann man sich mit jemandem, der Mehl hat, zum Pfannkuchen-backen verabreden. Die Idee kommt gut an: Mehr als 9.000 Essenskörbe wurden schon verteilt und 40.000 Nutzer haben bislang mitgemacht (Stand: Juni 2014). Bevor es in den Urlaub geht und Lebensmittel im Kühlschrank verschimmeln, lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch bei Foodsharing. 58