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07. März 2014
Wie kann über DBR die wissenschaftliche und praktische Relevanz 
der Forschung gesichert werden? 
Vortrag im Rahmen der Arbeitsgruppe zu Design‐Based Research am DGfE‐Kongress
12.03.2014
Taiga Brahm & Tobias Jenert
12. März 2014
Seite 2
Ausgangspunkt: DBR strebt gleichzeitig wissenschaftliche
Erkenntnisgewinnung und praktische Problemlösungen an
wissenschaftliche
Erkenntnisgewinnung
praktische
Problemlösungen
12. März 2014
Seite 3
Frage:Wie kann die wissenschaftliche und praktische Relevanz
in einem DBR-Prozess sicher gestellt werden?
praktische
Problemlösungen
wissenschaftliche
Erkenntnis-
gewinnung
12. März 2014
Seite 4
Fallbeispiel: Förderung der Persönlichkeitsentwicklung von
Jugendlichen in Brückenangeboten
• These: Die didaktische Gestaltung eines Bildungsangebots ist wesentlich
für dessen Wirksamkeit.
• Befunde:
– Erkenntnisse über die didaktische Gestaltung der Förderangebote fehlen
weitgehend (vgl. auch Gertsch u.a., 1999, S. 28).
– Vielzahl von Einflussfaktoren für eine gelingende Einmündung in die
Berufsausbildung (Häfeli & Schellenberg, 2009, S. 9)
• z.T. ausserhalb der Gestaltungssphäre von Förderangeboten (z.B. Demografie,
Familie und Peers),
• z.T. relevant für die Gestaltung von Förderangeboten (z.B. soziale Kompetenzen,
Selbstwirksamkeitserwartungen).
– Der Effekt von Brückenangeboten ist erkennbar an
(a) dem erfolgreichen Übergang in eine Ausbildung;
(b) der individuellen Entwicklung und Persönlichkeitsstärkung der
Jugendlichen.
12. März 2014
Seite 5
Ausgangspunkt (1): Resilienz als theoretischer Rahmen
"Resilience is the capacity to thrive, mature, and increase
competence in the face of adverse circumstances"
(Gordon, in: Gordon & Coscarelli, 1996).
• Resilienzstärkung wird inWissenschaft und Praxis als ein zentraler Ansatz
für die Förderung von Jugendlichen mit Belastungen und/oder aus
schwierigen sozialen Kontexten angenommen.
• Resilienzstärkung in Brückenangeboten als Ansatz zum Ausgleich von
Startnachteilen bei Einmündung in die Berufslehre, zurVermeidung von
Ausbildungsabbrüchen und zur Fundierung einer stabilen Berufslaufbahn
• Persönlichkeitsförderung ermöglicht eine Entwicklung der
Widerstandskraft (Resilienz) und der realistischen Situationsbewältigung
von Jugendlichen.
12. März 2014
Seite 6
Ausgangspunkt (2): Rahmenbedingungen des DBR-Projekts
4 Schulen mit Berufsvorbereitungsjahr undVorlehre im Kanton St. Gallen /
Schweiz:
• BZ Buchs
• BWZ Rapperswil
• BWZ Toggenburg (Lichtensteig)
• GBS St. Gallen
Institut fürWirtschaftspädagogik
• Dr.Tobias Jenert
• Daniel Steingruber
• Ass.Prof. Dr.Taiga Brahm
• Prof. Dr. Dieter Euler
12. März 2014
Seite 7
DBR-Projekt: Entwicklung von 3 Interventionen zur
Resilienzförderung in Brückenangeboten
Problem-
defnition
Entwicklung der
Interventionen
(Version 1)
1. Erprobung
der
Interventionen
Formative
Evaluation der
1. Erprobung
Weiterent-
wicklung der
Interventionen
(Version 2)
2. Erprobung
der
Interventionen
Formative
Evaluation der
2. Erprobung
…
12. März 2014
Seite 8
DBR-Projekt: Zugrundeliegender Prozess im Detail
Identifikation und
Analyse der Probleme
in Kooperation von
Forschenden und
Praktikern/-innen
Problemdefinition
Entwicklung des
didaktischen Designs
auf Basis bestehender
Theorie, existierender
Gestaltungsprinzipien
und technologischer
Innovationen
Entwicklung eines
didaktischen Designs
Test des didaktischen
Designs in der Praxis
und
Weiterentwicklung in
iterativen Zyklen
Iterative Design-
Zyklen
Formative und
summative Evaluation
der Intervention
sowie übergreifende
Reflexion, um
Gestaltungsprinzipien
zu generieren.
Evaluation und
Reflexion
Kontinuierliche Reflexion des Design-Prozesses
mit dem Ziel der (Weiter-)Entwicklung vonTheorie und Methodologie
Quelle: in Anlehnung an Reeves, 2006
12. März 2014
Seite 9
Vorschlag: Konzept der multiplen Signifikanzen als Legitimation
für DBR
• Kombination verschiedener Relevanz- und Gütekriterien für DBR
notwendig
• Konzept multipler Signifikanzen (Leech und Onwuegbuzie, 2004) aus der
Mixed-Methods-Forschung
• „significance“
• (statistische) Signifikanz
• (praktische bzw. problemlösebezogene) Bedeutsamkeit oder Relevanz
• vier Arten von Signifikanzen
• statistische Signifikanz
• praktische Signifikanz
• klinische Signifikanz
• ökonomische Signifikanz
12. März 2014
Seite 10
Zusammenhang: Konzept multipler Signifikanzen und die Phasen
des DBR-Prozesses
Problem-
definition
Entwicklung
eines
didaktischen
Designs
Iterative
Design-Zyklen
Evaluation und
Reflexion
Statistische
Signifikanz
Praktische
Signifikanz
Klinische
Signifikanz
Ökonomische
Signifikanz
12. März 2014
Seite 11
Statistische Signifikanz: Sind Ergebnisse auf Zufall oder geplante
Intervention zurückzuführen?
Wahrscheinlichkeit, mit der die Ergebnisse einer Studie durch Zufall entstanden
sind – anstatt durch eine geplante Intervention (Onwuegbuzie & Leech, 2004)
- Gefahr, die statistische Signifikanz zugunsten der Praxistauglichkeit aus
dem Blick zu verlieren.
- möglichst genaue Umsetzung der Interventionen
- Dokumentation ggf. notwendigerVeränderungen
- Anpassungen von Interventionen nur in Absprache zwischen Forschenden
und Praktikern/-innen
- Möglichkeit einerWirksamkeitsmessung mit einerVielzahl von Probanden
nach Abschluss der Design-Zyklen Problem-
definition
Entwicklung
eines
didaktischen
Designs
Iterative
Design-Zyklen
Evaluation und
Reflexion
Statistische
Signifikanz
Praktische
Signifikanz
Klinische
Signifikanz
Ökonomische
Signifikanz
12. März 2014
Seite 12
Praktische Signifikanz:Wert der Intervention für die
pädagogische Praxis
Maß der praktischen Signifikanz ist i.d.R. die Effektstärke (Janczyk & Pfister,
2013)
- Gestaltungsaspekte werden aufgedeckt, die bisher in der Theorie noch
nicht offensichtlich waren
Im Projekt
- Emotionale Aktivierung der Lernenden
- Bedeutsame Lebensweltbezüge
- Ziel: Erhöhung der praktischen Signifikanz der Intervention mittels DBR
Problem-
definition
Entwicklung
eines
didaktischen
Designs
Iterative
Design-Zyklen
Evaluation und
Reflexion
Statistische
Signifikanz
Praktische
Signifikanz
Klinische
Signifikanz
Ökonomische
Signifikanz
12. März 2014
Seite 13
Klinische Signifikanz: Bringt die Intervention eineVeränderung
für die Beteiligten mit sich?
“the amount of change linked to treatment“ (Kendall et al., 1999; auch Kazdin,
2002)
- Weitere Begleitung der Probanden auch nach Ende der Intervention:
- durch ausgewählte Fallstudien,
- durch die Erhebung derTransferwirkung,
- durch Beobachtungen.
- Im Forschungsprojekt zur Resilienzförderung:
- Schriftliche Befragung der Teilnehmenden während des Prozesses
- Analyse der Dokumente der Teilnehmenden
- Unterrichtsbeobachtungen
- „Transfer-Messung“
Problem-
definition
Entwicklung
eines
didaktischen
Designs
Iterative
Design-Zyklen
Evaluation und
Reflexion
Statistische
Signifikanz
Praktische
Signifikanz
Klinische
Signifikanz
Ökonomische
Signifikanz
12. März 2014
Seite 14
Ökonomische Signifikanz: Ressourceneffizienz einer
Intervention
“economic significance refers to the economic value of the effect of the
intervention“ (Onwuegbuzie & Leech, 2004, S. 773)
• Problemfeld des Übergangs in eine Berufsausbildung häufig mit anderen
Risikofaktoren verbunden (vgl. Brahm et al., 2012)
• Stärkung der Resilienz
 Beitrag zu einer stabileren Einmündung in eine Berufsausbildung
 Minderung der Gefahr von Ausbildungsabbrüchen
Langfristige Beschäftigungsfähigkeit der Jugendlichen als Indikator für die
ökonomische Signifikanz der Forschungsfrage
Problem-
definition
Entwicklung
eines
didaktischen
Designs
Iterative
Design-Zyklen
Evaluation und
Reflexion
Statistische
Signifikanz
Praktische
Signifikanz
Klinische
Signifikanz
Ökonomische
Signifikanz
12. März 2014
Seite 15
Thesen: …zur Diskussion
1. DBR leistet einen Beitrag zur wissenschaftlichen und praktischen
Relevanz von bildungswissenschaftlicher Forschung.
2. Über den zyklischen Prozess wird insbesondere die praktische Relevanz
der Forschung sichergestellt.
3. Zum Erreichen der wissenschaftlichen Relevanz und zur Gewinnung von
wissenschaftlichen Erkenntnissen ist die (andauernde) Reflexion des
Prozesses notwendig.
4. Das Konzept der multiplen Signifikanzen kann die Legitimierung von
wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Problemlösungen
unterstützen.
Danke für Ihr Interesse!
Kontakt:
taiga.brahm@unisg.ch
www.hochschulentwicklung.ch
www.iwp.unisg.ch

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Wissenschaftliche und praktische Relevanz von DBR

  • 1. 07. März 2014 Wie kann über DBR die wissenschaftliche und praktische Relevanz  der Forschung gesichert werden?  Vortrag im Rahmen der Arbeitsgruppe zu Design‐Based Research am DGfE‐Kongress 12.03.2014 Taiga Brahm & Tobias Jenert
  • 2. 12. März 2014 Seite 2 Ausgangspunkt: DBR strebt gleichzeitig wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung und praktische Problemlösungen an wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung praktische Problemlösungen
  • 3. 12. März 2014 Seite 3 Frage:Wie kann die wissenschaftliche und praktische Relevanz in einem DBR-Prozess sicher gestellt werden? praktische Problemlösungen wissenschaftliche Erkenntnis- gewinnung
  • 4. 12. März 2014 Seite 4 Fallbeispiel: Förderung der Persönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen in Brückenangeboten • These: Die didaktische Gestaltung eines Bildungsangebots ist wesentlich für dessen Wirksamkeit. • Befunde: – Erkenntnisse über die didaktische Gestaltung der Förderangebote fehlen weitgehend (vgl. auch Gertsch u.a., 1999, S. 28). – Vielzahl von Einflussfaktoren für eine gelingende Einmündung in die Berufsausbildung (Häfeli & Schellenberg, 2009, S. 9) • z.T. ausserhalb der Gestaltungssphäre von Förderangeboten (z.B. Demografie, Familie und Peers), • z.T. relevant für die Gestaltung von Förderangeboten (z.B. soziale Kompetenzen, Selbstwirksamkeitserwartungen). – Der Effekt von Brückenangeboten ist erkennbar an (a) dem erfolgreichen Übergang in eine Ausbildung; (b) der individuellen Entwicklung und Persönlichkeitsstärkung der Jugendlichen.
  • 5. 12. März 2014 Seite 5 Ausgangspunkt (1): Resilienz als theoretischer Rahmen "Resilience is the capacity to thrive, mature, and increase competence in the face of adverse circumstances" (Gordon, in: Gordon & Coscarelli, 1996). • Resilienzstärkung wird inWissenschaft und Praxis als ein zentraler Ansatz für die Förderung von Jugendlichen mit Belastungen und/oder aus schwierigen sozialen Kontexten angenommen. • Resilienzstärkung in Brückenangeboten als Ansatz zum Ausgleich von Startnachteilen bei Einmündung in die Berufslehre, zurVermeidung von Ausbildungsabbrüchen und zur Fundierung einer stabilen Berufslaufbahn • Persönlichkeitsförderung ermöglicht eine Entwicklung der Widerstandskraft (Resilienz) und der realistischen Situationsbewältigung von Jugendlichen.
  • 6. 12. März 2014 Seite 6 Ausgangspunkt (2): Rahmenbedingungen des DBR-Projekts 4 Schulen mit Berufsvorbereitungsjahr undVorlehre im Kanton St. Gallen / Schweiz: • BZ Buchs • BWZ Rapperswil • BWZ Toggenburg (Lichtensteig) • GBS St. Gallen Institut fürWirtschaftspädagogik • Dr.Tobias Jenert • Daniel Steingruber • Ass.Prof. Dr.Taiga Brahm • Prof. Dr. Dieter Euler
  • 7. 12. März 2014 Seite 7 DBR-Projekt: Entwicklung von 3 Interventionen zur Resilienzförderung in Brückenangeboten Problem- defnition Entwicklung der Interventionen (Version 1) 1. Erprobung der Interventionen Formative Evaluation der 1. Erprobung Weiterent- wicklung der Interventionen (Version 2) 2. Erprobung der Interventionen Formative Evaluation der 2. Erprobung …
  • 8. 12. März 2014 Seite 8 DBR-Projekt: Zugrundeliegender Prozess im Detail Identifikation und Analyse der Probleme in Kooperation von Forschenden und Praktikern/-innen Problemdefinition Entwicklung des didaktischen Designs auf Basis bestehender Theorie, existierender Gestaltungsprinzipien und technologischer Innovationen Entwicklung eines didaktischen Designs Test des didaktischen Designs in der Praxis und Weiterentwicklung in iterativen Zyklen Iterative Design- Zyklen Formative und summative Evaluation der Intervention sowie übergreifende Reflexion, um Gestaltungsprinzipien zu generieren. Evaluation und Reflexion Kontinuierliche Reflexion des Design-Prozesses mit dem Ziel der (Weiter-)Entwicklung vonTheorie und Methodologie Quelle: in Anlehnung an Reeves, 2006
  • 9. 12. März 2014 Seite 9 Vorschlag: Konzept der multiplen Signifikanzen als Legitimation für DBR • Kombination verschiedener Relevanz- und Gütekriterien für DBR notwendig • Konzept multipler Signifikanzen (Leech und Onwuegbuzie, 2004) aus der Mixed-Methods-Forschung • „significance“ • (statistische) Signifikanz • (praktische bzw. problemlösebezogene) Bedeutsamkeit oder Relevanz • vier Arten von Signifikanzen • statistische Signifikanz • praktische Signifikanz • klinische Signifikanz • ökonomische Signifikanz
  • 10. 12. März 2014 Seite 10 Zusammenhang: Konzept multipler Signifikanzen und die Phasen des DBR-Prozesses Problem- definition Entwicklung eines didaktischen Designs Iterative Design-Zyklen Evaluation und Reflexion Statistische Signifikanz Praktische Signifikanz Klinische Signifikanz Ökonomische Signifikanz
  • 11. 12. März 2014 Seite 11 Statistische Signifikanz: Sind Ergebnisse auf Zufall oder geplante Intervention zurückzuführen? Wahrscheinlichkeit, mit der die Ergebnisse einer Studie durch Zufall entstanden sind – anstatt durch eine geplante Intervention (Onwuegbuzie & Leech, 2004) - Gefahr, die statistische Signifikanz zugunsten der Praxistauglichkeit aus dem Blick zu verlieren. - möglichst genaue Umsetzung der Interventionen - Dokumentation ggf. notwendigerVeränderungen - Anpassungen von Interventionen nur in Absprache zwischen Forschenden und Praktikern/-innen - Möglichkeit einerWirksamkeitsmessung mit einerVielzahl von Probanden nach Abschluss der Design-Zyklen Problem- definition Entwicklung eines didaktischen Designs Iterative Design-Zyklen Evaluation und Reflexion Statistische Signifikanz Praktische Signifikanz Klinische Signifikanz Ökonomische Signifikanz
  • 12. 12. März 2014 Seite 12 Praktische Signifikanz:Wert der Intervention für die pädagogische Praxis Maß der praktischen Signifikanz ist i.d.R. die Effektstärke (Janczyk & Pfister, 2013) - Gestaltungsaspekte werden aufgedeckt, die bisher in der Theorie noch nicht offensichtlich waren Im Projekt - Emotionale Aktivierung der Lernenden - Bedeutsame Lebensweltbezüge - Ziel: Erhöhung der praktischen Signifikanz der Intervention mittels DBR Problem- definition Entwicklung eines didaktischen Designs Iterative Design-Zyklen Evaluation und Reflexion Statistische Signifikanz Praktische Signifikanz Klinische Signifikanz Ökonomische Signifikanz
  • 13. 12. März 2014 Seite 13 Klinische Signifikanz: Bringt die Intervention eineVeränderung für die Beteiligten mit sich? “the amount of change linked to treatment“ (Kendall et al., 1999; auch Kazdin, 2002) - Weitere Begleitung der Probanden auch nach Ende der Intervention: - durch ausgewählte Fallstudien, - durch die Erhebung derTransferwirkung, - durch Beobachtungen. - Im Forschungsprojekt zur Resilienzförderung: - Schriftliche Befragung der Teilnehmenden während des Prozesses - Analyse der Dokumente der Teilnehmenden - Unterrichtsbeobachtungen - „Transfer-Messung“ Problem- definition Entwicklung eines didaktischen Designs Iterative Design-Zyklen Evaluation und Reflexion Statistische Signifikanz Praktische Signifikanz Klinische Signifikanz Ökonomische Signifikanz
  • 14. 12. März 2014 Seite 14 Ökonomische Signifikanz: Ressourceneffizienz einer Intervention “economic significance refers to the economic value of the effect of the intervention“ (Onwuegbuzie & Leech, 2004, S. 773) • Problemfeld des Übergangs in eine Berufsausbildung häufig mit anderen Risikofaktoren verbunden (vgl. Brahm et al., 2012) • Stärkung der Resilienz  Beitrag zu einer stabileren Einmündung in eine Berufsausbildung  Minderung der Gefahr von Ausbildungsabbrüchen Langfristige Beschäftigungsfähigkeit der Jugendlichen als Indikator für die ökonomische Signifikanz der Forschungsfrage Problem- definition Entwicklung eines didaktischen Designs Iterative Design-Zyklen Evaluation und Reflexion Statistische Signifikanz Praktische Signifikanz Klinische Signifikanz Ökonomische Signifikanz
  • 15. 12. März 2014 Seite 15 Thesen: …zur Diskussion 1. DBR leistet einen Beitrag zur wissenschaftlichen und praktischen Relevanz von bildungswissenschaftlicher Forschung. 2. Über den zyklischen Prozess wird insbesondere die praktische Relevanz der Forschung sichergestellt. 3. Zum Erreichen der wissenschaftlichen Relevanz und zur Gewinnung von wissenschaftlichen Erkenntnissen ist die (andauernde) Reflexion des Prozesses notwendig. 4. Das Konzept der multiplen Signifikanzen kann die Legitimierung von wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Problemlösungen unterstützen.
  • 16. Danke für Ihr Interesse! Kontakt: taiga.brahm@unisg.ch www.hochschulentwicklung.ch www.iwp.unisg.ch