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Patrick Lützel Seite 1 von 6 31.08.2013
Start In Laichingen
Reisebericht Wanderflug Nord – und Ostseeküste
Mit einem Ultraleicht Flugzeug von der niederländischen Insel Texel über fast
alle deutschen Inseln bis ins Kaiserbad Heringsdorf an der polnischen Grenze
Piloten: Udo Hettrich | Patrick Lützel (FSV Laichingen | EDPJ)
Reise Kennzahlen:
Flugzeug Ultraleicht Dynamic WT9 (D-MXAI)
6 Reisetage (5 Flugtage / 1 Tag Pause)
14 Stunden Flugzeit
222 Liter Super / AVGAS
Durchschnittsverbrauch der Dynamic WT9 ca. 16 Liter/Stunde
Flugstrecke gesamt ca. 2500 km
Im Sommer 2013 wurde unser lang gehegter Traum wahr: Ein Wanderflug mit dem
vereinseigenen Ultraleicht (UL) Dynamic WT9 (Kennung D-MXAI) entlang der
gesamten 1200 km langen deutschen Nord- und Ostseeküste.
Schon frühzeitig machten wir uns
mit Respekt an die Planungen zu
dieser absehbar anspruchsvollen
Reise. Ein Berg von Fragen tauchte
vor uns auf, die in der Folge zu
klären waren. Wie soll die Flugroute
aussehen, auch alternativ bei
schlechtem Wetter, durch welche
angrenzenden Länder führt sie, wie
lassen die uns überhaupt rein. Und
dann sehr wichtig: Wo und wie
können wir übernachten. Wo lässt
man uns mit unserem UL an
welchen Wochentagen und zu welcher Uhrzeit landen (nicht alle Landeplätze haben
eine UL Zulassung) und wo bekommen wir ausreichend den lebensnotwendigen und
richtigen Sprit. Mit dem Rotax Motor des UL haben wir den Riesenvorteil neben
Standard Super Benzin auch das Flugbenzin AVGAS nutzen zu können, denn keiner
Patrick Lützel Seite 2 von 6 31.08.2013
Ijsselmeer:
Eine Strasse vom Nirgendwo ins Nirgendwo
Wie ein Albatros:
Zu Lande schwerfällig,
aber in der Luft elegant
der ausgewählten Landeplätze verfügt über Super Benzin, die Reise wäre sonst so
nicht möglich gewesen. Die 6-tägige Tour hatten wir uns für Ende August
vorgenommen. Dann endlich: Ab Donnerstag den 22.08.2013 wurde eine länger
anhaltende und stabile Wetterlage für ganz Deutschland vorhergesagt. Ein seltenes
Phänomen in diesem Jahr. Das war unser Startzeichen. Es ging nun tatsächlich los:
Über das derzeit am Flugplatz stattfindende Fluglager werden wir morgens noch mit
einem leckeren und stärkenden Frühstück versehen, welches für den 3,5 Stunden
Flug zu unserem ersten Zwischenstopp auf der Insel Texel in Holland bestens
ausreicht. Holland und das Ijsselmeer begrüßen uns kurz vor der Nordsee mit einer
„Dunstsuppe“. Der Einflug nach
Holland ist problemlos, lediglich ein
Flugplan (aus Sicherheitsgründen
eh ratsam) und ein englisches
Funksprechzeugnis (BZF1) sind
notwendig. In Texel werden wir
herzlich begrüßt, das Schließen des
aktiven Flugplanes und das
Einreichen des Neuen für den
Weiterflug nach Norderney werden
von dem hilfsbereiten Flugleiter
übernommen. Wie auch auf der
restlichen Reise werden wir von dem örtlichen Personal immer aktiv unterstützt.
Auf dem Weiterflug nach Norderney werden das Wetter und die Sicht zusehends
besser, was auch bis zum Ende unserer Reise so bleiben sollte. Vor uns liegt nun die
Inselkette des ostfriesischen Wattenmeeres, auf dessen Eindrücke wir mit Spannung
warten. Über Terschelling, Borkum und Juist erreichen wir unsere erste Tagesetappe
die Insel Norderney. Schwer bepackt geht es für die Nacht mit dem Fahrrad zum
nächstgelegenen Campingplatz. Im Vorfeld unserer Planung war uns schnell klar,
dass Zelten die einzig sinnvolle
Übernachtungsmöglichkeit
darstellt. In der Ferienzeit spontan
ein Zimmer im Küstengebiet zu
erhaschen ist aussichtslos, und
für eine Nacht findet sich zudem
kein williger Vermieter. Ein
Zeltplatz ist immer frei, und ein
Maximum an Flexibilität ist somit
gegeben, mit unter 10 Euro pro
Nacht und Person durchweg auch
mit Abstand die günstigste
Variante.
Tag 2 beginnt mit einem Highlight, der Besuch der Insel Helgoland. Für den Anflug
und Abflug auf den dortigen Flughafen (Kennung EDXH) über die offene See werden
neben Schwimmwesten, Flugplan auch mindestens 100 Flugstunden als
verantwortlicher Luftfahrzeugführer verlangt. Nach nur 20 Minuten Flug und Wasser
wohin das Auge reicht, tauchen die charakteristischen Umrisse der Insel vor uns auf.
Der Rotax Motor läuft rund und alle Instrumente sind im „grünen“ Bereich, nicht
auszudenken wenn jetzt ein Motorausfall droht. Der Anflug ist anspruchsvoll: knapp
über dem Meerspiegel, dann noch nahezu den Strand und die davor gelagerte Düne
gestreift, um dahinter in Fliegersprache „kurz“ zu landen, denn die Bahn endet ja
Patrick Lützel Seite 3 von 6 31.08.2013
Anflug Helgoland:
Die Nachbarinsel Düne im
Hintergrund gilt es zu treffen
Sylt:
Eine sandige Nacht am Strand
Westerland liegt uns zu Füßen
schon nach knapp 400 Metern wieder im Meer. Gut, dass die Bremsen kurz vor
unserer Reise komplett neu gemacht wurden. Ein Blick auf dem Höhenmesser verrät:
Meereshöhe = 0Meter. Von
12:30 Uhr bis 14:30 Uhr ist hier
erstmal „Siesta“ angesagt. Wir
nutzen die willkommene
Zwangspause und setzen per
Schiff zur Hauptinsel über. Die
Atmosphäre und die Aussichten
dieser roten Steilküste sind
atemberaubend. Kurz vor dem
Weiterflug gönnen wir uns noch
einen Strandspaziergang und
beobachten in unserer Nähe die
ersten spielenden Robben in
ihrem nassen Element.
Helgoland ist zollfreie Zone, das nutzen wir für unsere erste Tankfüllung, denn hier
kostet das AVGAS „nur“ 1,94€/Liter. Also beschwert euch nicht über die hohen
Autospritkosten. Autos sucht man auf Helgoland vergeblich, hier hat bereits längst
das Zeitalter der reinen Elektrogefährte Einzug gehalten.
Der anschließende Flug in den einzig kontrollierten Flugplatz „Sylt Tower“ dieser
Reise führt uns über St. Peter-Ording,
Pellworm, Föhr und den bekannten
Robbenseebänken. Dank unseres Moving-
Map-Navigationssystems ist das Finden der
Pflichtmeldepunkte „Hotel“ und „Whisky“
mitten im Meer für den Anflug auf Piste 15
kein Problem. Die Flughafengebühren sind
hier mit Abstand die Teuersten, dafür werden
wir aber auch mit einem Eis auf Kosten des
Hauses begrüßt. Mit dem Taxi geht es zum
Zelten in die Dünen nahe Westerland. Nach
einem ausgiebigen Bad in der 18°C
„warmen“ Nordsee, lauschen wir bei einem
Feierabendbier und Sonnenuntergang einem
Konzert in der Strandmuschel. Zum Abendessen sollte standesgemäß „Gosch“ und
Fisch auf dem Speiseplan stehen. Diese Idee haben nur 1000ende Andere auch und
so vertrauen wir doch auf den Geheimtipp unseres Taxifahrers in dem Restaurant am
Campingplatz essen zu gehen. Von der Fischplatte werden wir nicht enttäuscht.
Patrick Lützel Seite 4 von 6 31.08.2013
Am nächsten Tag verlassen wir mittags Sylt in Richtung Osten nach Dänemark. Für
den Einflug ist neben einem Flugplan eine Sondergenehmigung für das deutsche UL
von der dänischen UL-Flyver Union erforderlich.
In unserem Fall hatten wir diese unbürokratisch innerhalb von einem Tag erhalten.
Für die Ausblicke auf die inselreiche Küstenlandschaft mit Sicht „von Pol zu Pol“
lohnt sich dieser Aufwand allemal. Bereits nach 30 Minuten Flug erreichen wir die
Ostsee. Unsere „Jausenstation“ ist die Insel Ærø. Ein menschenleerer Flugplatz mit
Graslandebahn im grünen Nirgendwo, erstaunlicherweise aber trotzdem mit
aufwendiger Nachtbefeuerung. Hier gäbe es kostenfreie Fahrräder oder einen
kostengünstigen VW Käfer (geschätztes Baujahr 1970) zu leihen.
Wir halten uns aber nicht zu lange auf, denn unser
Tagesziel ist Fehmarn. Mit 50km/h Gegenwind
überqueren wir die Femer Bucht in Richtung Fähranleger
Puttgarden. Der Groundspeed verringert sich dadurch
maßgeblich, was auch Auswirkungen auf Flugzeit gemäß
Flugplan und Spritverbrauch hat. Die geplante Landung
auf dem kleinsten Sonderlandeplatz Deutschlands in
Jellingsdorf (Fehmarn) wird uns auf Grund der noch nicht
vorhandenen, aber beantragten UL Genehmigung leider
verwehrt, so weichen wir nach Grube aus.
In dem verschlafenen Nest Grossenbrode
schlagen wir unser Quartier auf. Immerhin
haben wir hier den luxuriösesten **** Platz
unserer Reise. Der Wind frischt weiter auf
und erreicht am Abend Windstärke 6-7. Eine
gute Gelegenheit am Sonntag, den vierten
Tag unserer Reise, eine Flugpause
einzulegen. Wir beobachten die Wind- und
Kite-Surfer in der Abenddämmerung bei ihrer
Art zu fliegen und erkunden das attraktive
Hafenstädtchen Heiligenhafen mit dem
Fahrrad. Fahrradverleih gibt es entlang der
Küste wie Sand am Meer und erweist sich als
ein problemloses, praktisches und
kostengünstiges Fortbewegungsmittel.
Dänemark ist eine Reise wert
Fliegen mal Anders
Wir sind schneller
Patrick Lützel Seite 5 von 6 31.08.2013
Genug des Wartens, es ist Tag 5
unserer Reise und wir wollen zu
unserem Fliegerkamerad
Wolfgang nach Rügen, der hier
zeitgleich im Ostseebad Binz
seinen Jahresurlaub verbringt.
Leider ist die Kontaktaufnahme
nur über die Luftbrücke möglich,
so grüßen wir die ganze Familie
flügelwackelnd über der
Uferpromenade und nehmen
Kurs zu den weltberühmten
weißen Kreidefelsen bevor wir
auf dem schön gelegenen Flugplatz der Insel uns eine Mittagspause gönnen. Diese
Zwischenlandungen nutzen wir immer für einen Pilotenwechsel, damit jeder von uns
auf seine buchstäblichen Kosten kommt.
Eigentlich ist hier Tanken geplant, die Anlage hat jedoch ein technisches Problem
und ist wegen Reparaturarbeiten kurzfristig geschlossen. Spritmangel kann schnell
zu einem Problem werden. Wir analysieren daher den Restbestand in unseren
beiden Flügeltanks und errechnen genug Reserve für unseren Flug bis zu unserem
Tages- und Endziel, den Kaiserbädern auf Usedom an der polnischen Grenze.
Landen auf einer
asphaltierten Bahn, 55 Meter
breit und knapp 3000 Meter
lang, sollte in der Regel kein
Problem darstellen. Im
Gegensatz zu den anderen
Plätzen liegt die Piste 010
jedoch nicht optimal in der
aktuellen Windrichtung. Der
Wind hat zum Nachmittag hin
wieder aufgefrischt, die
Seitenwindkomponente und
die starken Böen machen die
Landung zu einem „Rodeo
Ritt“. Dank der langjährigen
Flugerfahrung von Udo
können wir unsere Dynamic aber sicher und unbeschadet landen. Wir tanken den
dringend benötigten Sprit (AVGAS) für unseren Heimflug. Die Tankstelle ist für
größere Flugzeuge und Spritmengen ausgelegt. Schon nach ca. 1 Minute kommt
Die berühmten Kreidefelsen
Heringsdorf:
Tanken wie die Großen
Insel Rügen:
Wir grüßen Binz
Patrick Lützel Seite 6 von 6 31.08.2013
bereits die Vollmeldung des Tankwarts. Wir wundern uns, die Tanks hätten doch viel
leerer sein sollen? Später kommen wir drauf, durch die schnelle Druckbetankung
kann sich der Sprit scheinbar nicht schnell genug in den flachen Flügeltanks
verteilen, in Wirklichkeit haben wir nur zu 70% getankt. Die Menge ist jedoch
ausreichend für unseren Heimflug nach Laichingen.
Zunächst wandeln wir aber noch auf den Spuren unserer alten Kaiser. Auf geht’s mit
dem Mietwagen zu den frisch herausgeputzten Prunkbauten an der Promenade von
Ahlbeck.
Letzter Tag: Mit vielen
Eindrücken und tollen
Erlebnissen treten wir den
Rückflug zu unserem
Heimatflugplatz an. Mit
einem „Mittagsimbiss“ in
Eisenach und einen kurzen
Blick auf die nahe Wartburg
und der Geburtsstunde des
Segelflug die Wasserkuppe
erreichen wir nach knapp 4
Stunden Flugzeit quer durch
die ganze Republik unser
schönes Laichingen. Die
letzten 10 Minuten unserer
Tour werden noch spannend, die Schwäbische Alb hat aufliegende Bewölkung und
örtlich schauert es bereits ausgiebig. Rechtzeitig öffnet sich jedoch ein Wolkenfenster
und macht uns die Sicht frei für eine problemlose und gelungene Abschlusslandung.
Fazit:
Gewinn an wertvoller Flugerfahrung
Tolle kurzweilige Tour
Viele Sehenswürdigkeiten
Abwechslungsreiche Flüge
Attraktive Anflüge und Landeplätze
Grosse Hilfsbereitschaft
Freundliche und nette Mitmenschen
Top Preis- / Leistungsverhältnis
Ahlbeck:
Hier lässt es sich leben
Avionik der Dynamic:
Top ausgestattet für
solch tolle Touren
Wieder
daheim
Prost!

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Reisebericht Wanderflug D-MXAI 2013

  • 1. Patrick Lützel Seite 1 von 6 31.08.2013 Start In Laichingen Reisebericht Wanderflug Nord – und Ostseeküste Mit einem Ultraleicht Flugzeug von der niederländischen Insel Texel über fast alle deutschen Inseln bis ins Kaiserbad Heringsdorf an der polnischen Grenze Piloten: Udo Hettrich | Patrick Lützel (FSV Laichingen | EDPJ) Reise Kennzahlen: Flugzeug Ultraleicht Dynamic WT9 (D-MXAI) 6 Reisetage (5 Flugtage / 1 Tag Pause) 14 Stunden Flugzeit 222 Liter Super / AVGAS Durchschnittsverbrauch der Dynamic WT9 ca. 16 Liter/Stunde Flugstrecke gesamt ca. 2500 km Im Sommer 2013 wurde unser lang gehegter Traum wahr: Ein Wanderflug mit dem vereinseigenen Ultraleicht (UL) Dynamic WT9 (Kennung D-MXAI) entlang der gesamten 1200 km langen deutschen Nord- und Ostseeküste. Schon frühzeitig machten wir uns mit Respekt an die Planungen zu dieser absehbar anspruchsvollen Reise. Ein Berg von Fragen tauchte vor uns auf, die in der Folge zu klären waren. Wie soll die Flugroute aussehen, auch alternativ bei schlechtem Wetter, durch welche angrenzenden Länder führt sie, wie lassen die uns überhaupt rein. Und dann sehr wichtig: Wo und wie können wir übernachten. Wo lässt man uns mit unserem UL an welchen Wochentagen und zu welcher Uhrzeit landen (nicht alle Landeplätze haben eine UL Zulassung) und wo bekommen wir ausreichend den lebensnotwendigen und richtigen Sprit. Mit dem Rotax Motor des UL haben wir den Riesenvorteil neben Standard Super Benzin auch das Flugbenzin AVGAS nutzen zu können, denn keiner
  • 2. Patrick Lützel Seite 2 von 6 31.08.2013 Ijsselmeer: Eine Strasse vom Nirgendwo ins Nirgendwo Wie ein Albatros: Zu Lande schwerfällig, aber in der Luft elegant der ausgewählten Landeplätze verfügt über Super Benzin, die Reise wäre sonst so nicht möglich gewesen. Die 6-tägige Tour hatten wir uns für Ende August vorgenommen. Dann endlich: Ab Donnerstag den 22.08.2013 wurde eine länger anhaltende und stabile Wetterlage für ganz Deutschland vorhergesagt. Ein seltenes Phänomen in diesem Jahr. Das war unser Startzeichen. Es ging nun tatsächlich los: Über das derzeit am Flugplatz stattfindende Fluglager werden wir morgens noch mit einem leckeren und stärkenden Frühstück versehen, welches für den 3,5 Stunden Flug zu unserem ersten Zwischenstopp auf der Insel Texel in Holland bestens ausreicht. Holland und das Ijsselmeer begrüßen uns kurz vor der Nordsee mit einer „Dunstsuppe“. Der Einflug nach Holland ist problemlos, lediglich ein Flugplan (aus Sicherheitsgründen eh ratsam) und ein englisches Funksprechzeugnis (BZF1) sind notwendig. In Texel werden wir herzlich begrüßt, das Schließen des aktiven Flugplanes und das Einreichen des Neuen für den Weiterflug nach Norderney werden von dem hilfsbereiten Flugleiter übernommen. Wie auch auf der restlichen Reise werden wir von dem örtlichen Personal immer aktiv unterstützt. Auf dem Weiterflug nach Norderney werden das Wetter und die Sicht zusehends besser, was auch bis zum Ende unserer Reise so bleiben sollte. Vor uns liegt nun die Inselkette des ostfriesischen Wattenmeeres, auf dessen Eindrücke wir mit Spannung warten. Über Terschelling, Borkum und Juist erreichen wir unsere erste Tagesetappe die Insel Norderney. Schwer bepackt geht es für die Nacht mit dem Fahrrad zum nächstgelegenen Campingplatz. Im Vorfeld unserer Planung war uns schnell klar, dass Zelten die einzig sinnvolle Übernachtungsmöglichkeit darstellt. In der Ferienzeit spontan ein Zimmer im Küstengebiet zu erhaschen ist aussichtslos, und für eine Nacht findet sich zudem kein williger Vermieter. Ein Zeltplatz ist immer frei, und ein Maximum an Flexibilität ist somit gegeben, mit unter 10 Euro pro Nacht und Person durchweg auch mit Abstand die günstigste Variante. Tag 2 beginnt mit einem Highlight, der Besuch der Insel Helgoland. Für den Anflug und Abflug auf den dortigen Flughafen (Kennung EDXH) über die offene See werden neben Schwimmwesten, Flugplan auch mindestens 100 Flugstunden als verantwortlicher Luftfahrzeugführer verlangt. Nach nur 20 Minuten Flug und Wasser wohin das Auge reicht, tauchen die charakteristischen Umrisse der Insel vor uns auf. Der Rotax Motor läuft rund und alle Instrumente sind im „grünen“ Bereich, nicht auszudenken wenn jetzt ein Motorausfall droht. Der Anflug ist anspruchsvoll: knapp über dem Meerspiegel, dann noch nahezu den Strand und die davor gelagerte Düne gestreift, um dahinter in Fliegersprache „kurz“ zu landen, denn die Bahn endet ja
  • 3. Patrick Lützel Seite 3 von 6 31.08.2013 Anflug Helgoland: Die Nachbarinsel Düne im Hintergrund gilt es zu treffen Sylt: Eine sandige Nacht am Strand Westerland liegt uns zu Füßen schon nach knapp 400 Metern wieder im Meer. Gut, dass die Bremsen kurz vor unserer Reise komplett neu gemacht wurden. Ein Blick auf dem Höhenmesser verrät: Meereshöhe = 0Meter. Von 12:30 Uhr bis 14:30 Uhr ist hier erstmal „Siesta“ angesagt. Wir nutzen die willkommene Zwangspause und setzen per Schiff zur Hauptinsel über. Die Atmosphäre und die Aussichten dieser roten Steilküste sind atemberaubend. Kurz vor dem Weiterflug gönnen wir uns noch einen Strandspaziergang und beobachten in unserer Nähe die ersten spielenden Robben in ihrem nassen Element. Helgoland ist zollfreie Zone, das nutzen wir für unsere erste Tankfüllung, denn hier kostet das AVGAS „nur“ 1,94€/Liter. Also beschwert euch nicht über die hohen Autospritkosten. Autos sucht man auf Helgoland vergeblich, hier hat bereits längst das Zeitalter der reinen Elektrogefährte Einzug gehalten. Der anschließende Flug in den einzig kontrollierten Flugplatz „Sylt Tower“ dieser Reise führt uns über St. Peter-Ording, Pellworm, Föhr und den bekannten Robbenseebänken. Dank unseres Moving- Map-Navigationssystems ist das Finden der Pflichtmeldepunkte „Hotel“ und „Whisky“ mitten im Meer für den Anflug auf Piste 15 kein Problem. Die Flughafengebühren sind hier mit Abstand die Teuersten, dafür werden wir aber auch mit einem Eis auf Kosten des Hauses begrüßt. Mit dem Taxi geht es zum Zelten in die Dünen nahe Westerland. Nach einem ausgiebigen Bad in der 18°C „warmen“ Nordsee, lauschen wir bei einem Feierabendbier und Sonnenuntergang einem Konzert in der Strandmuschel. Zum Abendessen sollte standesgemäß „Gosch“ und Fisch auf dem Speiseplan stehen. Diese Idee haben nur 1000ende Andere auch und so vertrauen wir doch auf den Geheimtipp unseres Taxifahrers in dem Restaurant am Campingplatz essen zu gehen. Von der Fischplatte werden wir nicht enttäuscht.
  • 4. Patrick Lützel Seite 4 von 6 31.08.2013 Am nächsten Tag verlassen wir mittags Sylt in Richtung Osten nach Dänemark. Für den Einflug ist neben einem Flugplan eine Sondergenehmigung für das deutsche UL von der dänischen UL-Flyver Union erforderlich. In unserem Fall hatten wir diese unbürokratisch innerhalb von einem Tag erhalten. Für die Ausblicke auf die inselreiche Küstenlandschaft mit Sicht „von Pol zu Pol“ lohnt sich dieser Aufwand allemal. Bereits nach 30 Minuten Flug erreichen wir die Ostsee. Unsere „Jausenstation“ ist die Insel Ærø. Ein menschenleerer Flugplatz mit Graslandebahn im grünen Nirgendwo, erstaunlicherweise aber trotzdem mit aufwendiger Nachtbefeuerung. Hier gäbe es kostenfreie Fahrräder oder einen kostengünstigen VW Käfer (geschätztes Baujahr 1970) zu leihen. Wir halten uns aber nicht zu lange auf, denn unser Tagesziel ist Fehmarn. Mit 50km/h Gegenwind überqueren wir die Femer Bucht in Richtung Fähranleger Puttgarden. Der Groundspeed verringert sich dadurch maßgeblich, was auch Auswirkungen auf Flugzeit gemäß Flugplan und Spritverbrauch hat. Die geplante Landung auf dem kleinsten Sonderlandeplatz Deutschlands in Jellingsdorf (Fehmarn) wird uns auf Grund der noch nicht vorhandenen, aber beantragten UL Genehmigung leider verwehrt, so weichen wir nach Grube aus. In dem verschlafenen Nest Grossenbrode schlagen wir unser Quartier auf. Immerhin haben wir hier den luxuriösesten **** Platz unserer Reise. Der Wind frischt weiter auf und erreicht am Abend Windstärke 6-7. Eine gute Gelegenheit am Sonntag, den vierten Tag unserer Reise, eine Flugpause einzulegen. Wir beobachten die Wind- und Kite-Surfer in der Abenddämmerung bei ihrer Art zu fliegen und erkunden das attraktive Hafenstädtchen Heiligenhafen mit dem Fahrrad. Fahrradverleih gibt es entlang der Küste wie Sand am Meer und erweist sich als ein problemloses, praktisches und kostengünstiges Fortbewegungsmittel. Dänemark ist eine Reise wert Fliegen mal Anders Wir sind schneller
  • 5. Patrick Lützel Seite 5 von 6 31.08.2013 Genug des Wartens, es ist Tag 5 unserer Reise und wir wollen zu unserem Fliegerkamerad Wolfgang nach Rügen, der hier zeitgleich im Ostseebad Binz seinen Jahresurlaub verbringt. Leider ist die Kontaktaufnahme nur über die Luftbrücke möglich, so grüßen wir die ganze Familie flügelwackelnd über der Uferpromenade und nehmen Kurs zu den weltberühmten weißen Kreidefelsen bevor wir auf dem schön gelegenen Flugplatz der Insel uns eine Mittagspause gönnen. Diese Zwischenlandungen nutzen wir immer für einen Pilotenwechsel, damit jeder von uns auf seine buchstäblichen Kosten kommt. Eigentlich ist hier Tanken geplant, die Anlage hat jedoch ein technisches Problem und ist wegen Reparaturarbeiten kurzfristig geschlossen. Spritmangel kann schnell zu einem Problem werden. Wir analysieren daher den Restbestand in unseren beiden Flügeltanks und errechnen genug Reserve für unseren Flug bis zu unserem Tages- und Endziel, den Kaiserbädern auf Usedom an der polnischen Grenze. Landen auf einer asphaltierten Bahn, 55 Meter breit und knapp 3000 Meter lang, sollte in der Regel kein Problem darstellen. Im Gegensatz zu den anderen Plätzen liegt die Piste 010 jedoch nicht optimal in der aktuellen Windrichtung. Der Wind hat zum Nachmittag hin wieder aufgefrischt, die Seitenwindkomponente und die starken Böen machen die Landung zu einem „Rodeo Ritt“. Dank der langjährigen Flugerfahrung von Udo können wir unsere Dynamic aber sicher und unbeschadet landen. Wir tanken den dringend benötigten Sprit (AVGAS) für unseren Heimflug. Die Tankstelle ist für größere Flugzeuge und Spritmengen ausgelegt. Schon nach ca. 1 Minute kommt Die berühmten Kreidefelsen Heringsdorf: Tanken wie die Großen Insel Rügen: Wir grüßen Binz
  • 6. Patrick Lützel Seite 6 von 6 31.08.2013 bereits die Vollmeldung des Tankwarts. Wir wundern uns, die Tanks hätten doch viel leerer sein sollen? Später kommen wir drauf, durch die schnelle Druckbetankung kann sich der Sprit scheinbar nicht schnell genug in den flachen Flügeltanks verteilen, in Wirklichkeit haben wir nur zu 70% getankt. Die Menge ist jedoch ausreichend für unseren Heimflug nach Laichingen. Zunächst wandeln wir aber noch auf den Spuren unserer alten Kaiser. Auf geht’s mit dem Mietwagen zu den frisch herausgeputzten Prunkbauten an der Promenade von Ahlbeck. Letzter Tag: Mit vielen Eindrücken und tollen Erlebnissen treten wir den Rückflug zu unserem Heimatflugplatz an. Mit einem „Mittagsimbiss“ in Eisenach und einen kurzen Blick auf die nahe Wartburg und der Geburtsstunde des Segelflug die Wasserkuppe erreichen wir nach knapp 4 Stunden Flugzeit quer durch die ganze Republik unser schönes Laichingen. Die letzten 10 Minuten unserer Tour werden noch spannend, die Schwäbische Alb hat aufliegende Bewölkung und örtlich schauert es bereits ausgiebig. Rechtzeitig öffnet sich jedoch ein Wolkenfenster und macht uns die Sicht frei für eine problemlose und gelungene Abschlusslandung. Fazit: Gewinn an wertvoller Flugerfahrung Tolle kurzweilige Tour Viele Sehenswürdigkeiten Abwechslungsreiche Flüge Attraktive Anflüge und Landeplätze Grosse Hilfsbereitschaft Freundliche und nette Mitmenschen Top Preis- / Leistungsverhältnis Ahlbeck: Hier lässt es sich leben Avionik der Dynamic: Top ausgestattet für solch tolle Touren Wieder daheim Prost!